Vor Ort: Besuch bei 1&1 in Montabaur
Spricht man über das vierte Mobilfunknetz, so gab es lange Zeit wenig konkrete Information und dafür viel Spekulation. Das hat sich inzwischen geändert.
Wir waren eingeladen, 1&1 zu besuchen. Der Stammsitz befindet sich in einer mittelalterlichen Stadt im Westerwald, die erstmalig 959 n.Chr. als Kastell Humbach urkundlich erwähnt wurde. Der Trierer Erzbischof nannten den Ort "Mons Tabor", weil der "Humbacher Hügel" auf welchem die Stadt liegt, dem biblischen Berg Tabor im heutigen Israel ähnelt.
Aus "Mons Tabor" wurde später Montabaur, eine Kreisstadt und Sitz der Verbandsgemeinde mit 24 weiteren Ortsgemeinden. Wenn man durch die Stadt fährt, sieht man zunächst nichts Besonderes, bis auf zwei wesentliche Dinge: Der neue ICE-Fernbahnhof, das Outlet-Center und hinter dem Bahnhof eins von zwei Campus-Geländen der Firma 1&1, das zweite liegt in der Elgendorfer Straße.
Silicon Valley im Westerwald?
Das wohl aus dem Internet bekannteste Gebäude von 1&1 in Montabaur
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das originale Silicon Valley liegt in einem Tal in Kalifornien. Montabaur (in Rheinland-Pfalz, im Westerwald) liegt eher auf einem Berg, aber die gesamte Landschaft um Montabaur ist recht hügelig.
Auf den Dächern der 1&1-Campus-Flächen sind mehrere Sendestationen im neuen Netz von 1&1 sichtbar, was man bei einer Netzsuche auf seinem Handy als "Netz 262 23" entdecken kann. Ein Einbuchen ist aber für Kunden der etablierten Netzbetreiber nicht möglich. Zur Erinnerung: Die Zahl 262 steht für den Mobile Country Code (MCC) von Deutschland und die Nummer 23 wurde von der Bundesnetzagentur seinerzeit der "Drillisch Netz AG" zugeteilt, die heute "1&1 Mobilfunk GmbH" heißt.
Fertiges Netz mieten - Idee verworfen
Nach der Ersteigerung von Frequenzen im Jahre 2019 gab es Branchengerüchten zufolge ursprünglich wohl die Idee, das Netz von einem Generalunternehmer bauen und betreiben zu lassen, um es dann zu mieten. Ein ähnliches Modell funktioniert in der Schweiz. Etwa beim zweiten Netzbetreiber Sunrise, wo der Netzwerkausrüster Huawei das Netz liefert, baut und betreibt.
Bei 1&1 hätte dann die Möglichkeit bestanden, dass ein Generalunternehmer Komponenten von chinesischen Anbietern verwendet. Doch die seit längerem schwelende politische Diskussion um den Einfluss und die "Neugier" aus China und das Aufkommen der neuartigen Open-RAN-Technologie oder kurz O-RAN, veranlasste 1&1 "von vornherein keine Vertragsverhandlungen mit chinesischen Firmen" zu führen.
Single RAN vs. Open RAN
Auf dem Dach von 1&1 steht eine aktive Open-RAN-Sendeanlage
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Schaut man sich "reguläre" oder "konventionelle" Senderstandorte an, stehen auf den Häuserdächern viele Schaltkästen nebeneinander. Neben der notwendigen Stromversorgung sind das noch die BBU-Einheiten (Baseband-Unit), wo die Signale vom Mobilfunk-Netz aufbereitet und an die Sendeeinheit (Radio-Unit) weitergereicht werden. Die Baseband-Unit "mixt" die Signale fertig, die dann ausgestrahlt werden sollen, je nach Band und Technologie. Die Besonderheit: Wer eine Baseband-Unit von Hersteller X kauft, muss auch die Radio-Unit vom gleichen Hersteller kaufen, die Protokolle zwischen den Geräten sind proprietär und zu nichts kompatibel.
Beim Open-RAN-Konzept fällt die Baseband-Unit weg. Viele Dinge, die bisher in spezieller (teurer) Hardware verwirklicht wurden, sind nun über Software realisiert. Das bedeutet: Am Standort hängt eine Sendeeinheit direkt an der Antenne. Dadurch sind die Hochfrequenz-Signalverluste gering. Von der Sendeeinheit läuft dann eine Glasfaser direkt zum nächsten "Far EDGE"-Rechenzentrum, das in maximal 10 km Entfernung liegen soll, um die Pingzeiten gering zu halten.
Über 500 Far-Edge-Rechenzentren
Funktionsübersicht des 1&1-Netzes
Grafik: 1&1-Mobilfunk
Über 500 Far-Edge-Rechenzentren sind bei 1&1 bundesweit geplant, ein Teil davon läuft schon im Wirkbetrieb und wird für die Vermarktung des mobilen Festnetz-Produktes "5G zu Hause" bereits genutzt. Von einem solchen Far-Edge-System gehen die Signale wieder über Glasfaser zu einem von 24 "dezentralen Edge-Rechenzentren", und ab da laufen weitere Glasfasern zum eigentlichen Core-Rechenzentrum Netzwerk, das es auch vierfach gibt, um bei örtlichen Störungen oder Ausfällen aktiv bleiben zu können.
Im Core werden die Kundendaten verwaltet, die Rechnungsdaten erfasst und die netzinternen Gespräche untereinander verschaltet. Ferner laufen die Signale ab hier zu anderen Netzbetreibern im In- und Ausland, und für Datenverbindungen wird das "weltweite Internet" angebunden.
Besuch in einem Rechenzentrum
Wir durften ein Far-Edge-Rechenzentrum besuchen. Es befindet sich irgendwo in Montabaur, tief in einem Keller hinter Sicherheitstüren und Zugangskontrollen versteckt. Im eigentlichen Server-Raum drinnen ist es laut und stickig, die Serversysteme bekommen im Falle eines Stromausfalles noch eine Zeitlang Strom aus vorbereiteten und geladenen Akkuzellen.
Wir stiegen aufs Dach
Wir waren auch auf dem Dach des Gebäudes in der Elgendorfer Straße und konnten dort eine bereits aktivierte Basisstation aus der Nähe betrachten. Die Installation ist verblüffend einfach. Ein Schaltschrank für die Stromversorgung mit Sicherungen und Fehlerstromschutzschalter steht "unten" auf dem Dach, Sender und Antennen ruhen auf einer Art "Dreibein".
Dort hoch hinauf gehen die Leitungen für Strom und Signale zur Funkeinheit mit angeschlossener Antenne. Das wars. 1&1 hat bereits nicht nur Antennen für 3600 MHz (n78) und 2600 MHz (B7/n7) verbaut, sondern in weiser Voraussicht auch für 2100 MHz (n1/B1), 1800 (n3/B3) und "Low Band" bei 700-900 MHz und kann diese dann bei Bedarf nutzen, wenn die Frage der zukünftigen Frequenzzuteilungen geklärt sein sollte.
Weitere Frequenzen benötigt
Ohne den demnächst geplanten Erwerb von Low-Band-Frequenzen bliebe für 1&1 nur die Möglichkeit, auf 3600 MHz und 2100 MHz Frequenz zu funken, und dann ließe sich das Land kaum richtig versorgen, selbst dann nicht, wenn man - ohne Rücksicht auf Kosten und Anzahl - überall 3600 MHz- und 2100 MHz-Sender aufbauen würde, sagt Michael Martin, Chef von 1&1-Mobilfunk im Gespräch mit teltarif.de.
Open-RAN spart Zeit und Kosten
Durch ihre Einfachheit spart die Open-Ran-Technik Kosten und Zeit beim Netzaufbau. Die Besonderheiten machten Martin und sein "Head of Architecture and Planning", Joachim Groß, deutlich.
Michael Martin: CEO von 1&1-Mobilfunk
Michael Martin, CEO von 1&1 Mobilfunk
Foto: 1&1
Martin kommt aus Österreich und verfügt über rund 20 Jahre Erfahrung im Bereich Mobilfunk. Er begann bei Mobilkom Austria, war anschließend beim Netzbetreiber "ONE" in Österreich, die danach zu Orange wurden und dann später mit dem Hongkonger Unternehmen CK Hutchison unter dem Markennamen "Drei" fusioniert wurden.
Martin ging zum Schweizer Netzbetreiber Sunrise (als diAX gestartet), wo er über sieben Jahre für feste und drahtlose Netze zuständig war. Das Sunrise Netz wird von Huawei geliefert und betrieben und ist ein klassisches Single-RAN-Netz.
Bekanntlich wollte Sunrise den Schweizer Kabelnetz-TV-Betreiber UPC kaufen, das fand der deutsche Hauptaktionär aber nicht so gut, und so wurde der Kauf abgeblasen. Auf einmal kaufte Liberty Global, die Mutter von UPC dafür die Sunrise. Da erhielt Martin einen "Anruf aus Montabaur" und sagte ohne lange zu zögern zu.
Neues Netz als persönliche Herausforderung
Wenn er nicht in seinem Büro bei der 1&1 Mobilfunk GmbH in Düsseldorf sitzt, ist Martin viel unterwegs und testet das 1&1-Netz. Ihn reizt die Herausforderung, ein neues Netz aus dem Nichts aufzubauen.
Joachim Groß arbeitete vorher im Netzbereich bei Vodafone und kennt daher die "alte" Single-RAN-Welt bis ins Detail. Er findet es sehr spannend, beim "modernsten O-RAN-Netz der Welt" selbst dabei zu sein.
Im Gegensatz zu den etablierten Anbietern werden alle Sendestationen von 1&1 mit Glasfaser angebunden. Richtfunk (wie bei Vodafone, Telefónica und teilweise sogar bei der Telekom) kommen bei 1&1 ganz bewusst nicht zum Einsatz.
Glasfaser von Versatel mit Synergie
Die Glasfaserleitungen zu den Sendestandorten liefert die Schwesterngesellschaft 1&1-Versatel. Dabei werden Synergien genutzt. Denn wenn Versatel in eine Stadt oder einen Stadtteil eine Glasfaser legt, kann die nicht nur für Mobilfunk, sondern auch für Festnetzkunden in der Umgebung verwendet werden.
Netzstart im Dezember 2022
Ende Dezember 2022 ist 1&1 mit seinem Festnetzprodukt an ausgewählten Standorten gestartet. Wer sich dafür interessiert, muss auf der Webseite von 1&1 seinen eigenen Wohnsitz eintragen und kann dann herausfinden, ob dieser schon für das neue Netz geeignet ist.
Selbst wenn ein Sender in der Nähe stände, könnte es in Zukunft passieren, dass der Tarif auch dann nicht angeboten wird, wenn der Standort versorgt wäre. Damit soll verhindert werden, dass das Netz vor Ort überlastet wird, wie Produktmanager Christoph Bauer erläuterte.
1&1 setzt auf die FRITZ!Box
1&1 bietet seinen 5G-FWA-Kunden den 1&1-Homeserver-5G (Fritzbox 6850) zur Miete an
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
1&1 bietet seinen FWA (Fixed Wireless Access) Kunden zwei AVM-Router zur Auswahl an. Die FRITZ!Box 6850G ist wahlweise mit zwei angeschraubten Antennen (im Innern der Paddel finden sich insgesamt vier "MiMo"-Antennen) oder mit einer externen 5G-Empfängerbox zur Miete zu haben, ein Kauf ist hier nicht vorgesehen.
Über eine Kompass-App von 1&1 können die Kunden bei der Installation ihre 5G-Antenne in Richtung des 1&1-Standorts ausrichten.
Foto: 1&1
Über eine von 1&1 angebotene Smartphone App kann der Kunde bei der Installation seines 5G-FWA-Zugangs die Antennen auf den nächstgelegenen Sender von 1&1 ausrichten. Eine Kompassfunktion weist den Weg.
Wer Router oder Handy bei 1&1 bestellt: Durch ausgeklügelte Logistik im eigenen Versandzentrum soll jede Bestellung, die bis 20 Uhr eingegangen ist, am nächsten Werktag beim Kunden sein.
Lösung gegen beschichtete Fensterscheiben
Viele Fenster sind heute metallbeschichtet, um die Wärme im Haus zu lassen. Wer den FRITZ!Box-Router mit der externen 5G-Box bei 1&1 bucht (sie erinnert ein klein wenig an das 5G-Hybrid-Modem der Telekom), bekommt aber über 1&1 ein Produkt von Nokia geliefert. Über ein Flachbandkabel im Fensterrahmen wird die externe Einheit vor dem Fenster über PoE (Power over Ethernet) mit Strom versorgt und liefert die Datensignale darüber auch an den Router weiter.
Schaut man ins Routerprotokoll, so wird eine (theoretische) Connect-Geschwindigkeit von ca. 1000 MBit/s (1 GBit/s) angezeigt. Die praktisch erzielbare Downloadrate liegt aber bei knapp 500 MBit/s. Das ist so beabsichtigt, betont man in Montabaur. Die von 1&1 an Kunden ausgegebenen SIM-Karten werden mit maximal 500 MBit/s vermarktet, um einen "marktüblichen Tarif" anzubieten.
Entscheidend sei ohnehin nicht die maximal mögliche Download-Geschwindigkeit, sondern die möglichst kurzen Pingzeiten. Hier werden für das 5G-Privatkunden-Produkt 15 ms angepeilt und diese sind auch erzielbar.
Daten schneller vor Ort: Ein Blick in die Zukunft
Für die Zukunft ist vorgesehen, in den Far-Edge-Rechenzentren auch lokale Server und Datenbanken einzubauen, die dann "lokale Inhalte" enthalten können, die vor Ort schneller gebraucht werden.
Ein Beispiel: Wenn ein Speise-Lokal vor Ort seine Speisekarte ins Netz stellt, kann es durchaus Sinn ergeben, diese auf einem EDGE-Server (direkt an der "Außenkante" des Netzes) zu hinterlegen, da ein Kunde von weiter weg diese Seite vermutlich nie aufrufen wird. Der regionale Kunde hingegen freut sich, wenn die lokalen Inhalte schneller aufgerufen werden können. Das würde bei dem Restaurant vielleicht keine so große Rolle spielen, es sind aber durchaus Szenarien denkbar, wo schnelle Daten vor Ort wichtig werden.
Zum Netzstart: Wie wird der Wechsel funktionieren?
Rund 12 Millionen Mobilfunkkunden hat 1&1 (inklusive der unzähligen bei Drillisch angesiedelten Untermarken) unter Vertrag. Wurden die dazugehörenden SIM-Karten im o2-Netz geschaltet und nach 2018 durch 1&1 ausgeliefert, dann befindet sich auf fast allen SIM-Karten bereits eine zweite Identität des neuen Netzes mit der Kennung 262-23.
Geplant ist, zu unterschiedlichen Terminen, diese "neue" Identität der Kunden Stück für Stück über Funk zu aktivieren und dabei die bisherige SIM-Karte von o2 im o2-Netz (262-03 oder 262-07) abzuschalten. Parallel dazu wird dann im Hintergrund die bisherige Rufnummer aus dem o2-Netz in das Netz von 1&1 portiert werden. Für Bestandskunden ändert sich die Rufnummer also nicht.
Neue eigene Vorwahl: 015566
Neukunden im 1&1-Netz werden eine neue Vorwahl bekommen, wenn sie nicht eine Portierung einer bereits vorhandenen Rufnummer wünschen. Die Bundesnetzagentur hat dafür die Vorwahl 015566 vergeben. Mit dieser Vorwahl sind rein rechnerisch maximal eine Million Rufnummern (von 015566-000000 bis 015566-999999) möglich. Es ist klar, dass bei Bedarf bald weitere Vorwahlen geöffnet werden. Das wird aber noch einige Zeit dauern, da viele Neukunden beim Wechsel ihres Anbieters ihre eigenen Nummern mitbringen, die vorher in den Netzen von o2, der ehemaligen E-Plus, bei Vodafone oder der Telekom erstmalig aktiviert wurden.
Ob es bei 1&1 auch Wunschrufnummern geben wird, ist noch nicht abschließend geklärt.
Netztest in Sichtweite des Open-Senders auf 5G - Empfang mit der AVM Fritz!Box 6850 (1&1-Homeserver-5G)
Screenshot: 1&1
Wie telefoniert der 1&1 Kunde im neuen Netz?
Wenn sich der 1&1-Kunde mit seinem Handy in der Reichweite eines 4G/5G-Senders von 1&1 befindet, telefoniert oder surft er im neuen Netz. Verlässt das Handy nun die 1&1-Versorgung, so wird automatisch ins Netz der Telefónica/o2 gehandovert. Der 1&1-Kunde "roamt" nun im o2-Netz, dazu werden seine Kundendaten in einem neu eingerichteten bzw. erweiterten Roaming-Register bei o2 eingetragen und verwaltet. Das 1&1-Netz kennt alle "Nachbar-Zellen" des o2-Netzes, somit erfolgt der Übergang im Regelfall unterbrechungsfrei.
Handover zwischen den Netzen
Ist der Kunde im o2-Netz angekommen, bleibt er dort und wird während eines Telefonats zu weiteren o2-Sendern gereicht, falls notwendig. Der "Rückweg" von o2 ins 1&1-Netz ist vorerst nicht unmittelbar geplant, weil dazu o2 seine Nachbarschaften um die Sender des 1&1-Netzes erweitern muss.
Aber sobald das Handy nicht genutzt wurde und anschließend wieder aktiviert wird, startet automatisch wieder die 1&1-Versorgung, sofern es am jeweiligen Standort 1&1-Antennen gibt.
Original o2-Kunden können das neue Netz von 1&1 mit ihrer o2-SIM-Karte nicht nutzen. 1&1-Kunden können 5G nur im "eigenen" Netz nutzen. Als Roaming-Gäste steht ihnen im Netz von Telefonica/o2 nur 4G und bei Bedarf auch 2G zur Verfügung. Wo o2 - warum auch immer - keine eigene Versorgung hat, kann der 1&1-Kunde nur mobil surfen oder telefonieren, wenn dort 1&1 selbst verfügbar ist.
Wie ist das mit dem internationalen Roaming?
1&1 hat ein international gültiges Roaming-Abkommen mit Orange geschlossen. Orange hat Verträge mit (fast) allen Netzen weltweit, wodurch auch 1&1-Kunden (fast) alle Netze weltweit verwenden können. Eine spezielle Ausnahme bildet Monaco Telecom für das Fürstentum Monaco, die auf einem direkten Roaming-Abkommen bestanden haben.
Wer nun darauf spekuliert, über Orange Frankreich auch im Netz von Vodafone Deutschland oder der Deutschen Telekom in Deutschland roamen zu können: Das wird nicht möglich sein. Es ist aber durch das automatische nationale Roaming mit Telefónica/o2 im Regelfall auch nicht nötig, betont man in Montabaur.
Läuft das Netz schon?
An verschiedenen Stellen im Land läuft das Netz schon, beispielsweise an mehreren Standorten wie Düsseldorf, Frankfurt/Main, Freiburg, Karlsruhe, Leipzig, Mainz, Montabaur, München oder Ratingen (bei Düsseldorf).
Aktuell sind Mitarbeiter von 1&1 bereits dabei, das Netz ausführlich zu testen. Auch verschiedene Smartphone-Hersteller testen bereits in Zusammenarbeit mit 1&1 eifrig, da bestimmte erweiterte Funktionen Smartphones in einem "neuen" Netz nur dann funktionieren, wenn bestimmte Einstellungen ("Profile") vom Gerätehersteller für dieses Netz eingerichtet und freigeschaltet sind.
Am Ende sollen die Kunden mit ihren vorhandenen Geräten, die mindestens 4G/LTE beherrschen müssen, wie gewohnt im neuen Netz weiter mobil unterwegs sein. 2G/GSM wird das neue Netz von 1&1 hingegen nicht anbieten, da diese alte Technologie nicht mehr neu gebaut und im Rahmen der Kooperation mit Telefónica/o2 bereitgestellt wird.
Die gewählte Lösung macht die Netzkonfiguration deutlich einfacher, da man im Prinzip bei Null neu starten konnte. Die etablierten Netze von Telekom, Vodafone oder o2 hingegen müssen und wollen die Altgeräte (was durchaus Modems oder Sensoren sein könnten) noch nicht aus ihren Netzen verbannen. Daher würde ein O-RAN-Konzept dort wesentlich komplizierter.
Wann startet der 1&1-Mobilfunk?
Den genauen Umschalttermin konnte man uns noch nicht nennen, man spricht von etwa "Q3". Es ist auch nicht so, dass alle 12 Millionen Kunden an einem Tag auf einen Schlag umgestellt werden. Das wird schubweise passieren und dürfte nach Expertenschätzung etwa zwei Jahre dauern.
Insider wissen, dass die Rufnummernportierungsdatenbank für alle deutschen Mobilfunkanbieter bei der Deutschen Telekom (T-Systems) angesiedelt ist. Deren System soll nur etwa 67.000 Rufnummern pro Tag portieren können. Da ja drei weitere Netzbetreiber auch ihre Nummern portieren möchten, gehen mit den Vorgängen vertraute Personen von 40.000 möglichen Vorgängen pro Tag für 1&1 aus, was rechnerisch 275 Tage wären. Da an Wochenenden eher nicht portiert wird, dürften rund zwei Jahre realistisch sein.
Viele Fragen bleiben noch offen
Mancher Leser möchte sicher gerne wissen, wann das Netz von 1&1 konkret in seiner Stadt oder Region verfügbar sein wird. Diese Frage lässt sich im Moment kaum beantworten. Man kann auf den Webseiten von 1&1 seinen Ort und die Adresse eingeben und würde dann eine Rückmeldung erhalten. Durch das automatische National Roaming mit Telefónica/o2 könnten 1&1-Kunden aber nahezu überall surfen und telefonieren, betonen die Gesprächspartner.
Bestandskunden werden informiert
Wenn es losgeht, werden Bestandskunden über den Umschaltzeitpunkt zum Netzwechsel informiert. Sollten Sie als 1&1-Kunde eine SIM-Karte von vor 2018 oder eine SIM-Karte im Netz von Vodafone (Aufdruck "1&1 D-Netz") haben, findet der Umzug auf das neue Netz nicht automatisch statt. Stattdessen wird rechtzeitig vor dem Umschalttermin eine neue SIM-Karte mit genauen Instruktionen im Briefkasten liegen.
Wo das neue Netz noch nicht verfügbar ist, buchen sich die aktualisierten SIM-Karten via National Roaming in das Netz von Telefónica/o2 ein. Service-Leistungen und Abrechnungen kommen aber auch dann immer von 1&1.
Der Netzbetreiber 1&1 und der Branchenverband BREKO haben ein Gutachten zum Zugriff auf 5G-Netze durch andere Anbieter erstellen lassen.