Angeschaut

Vor Ort: Besuch bei 1&1 in Montabaur

Spricht man über das vierte Mobil­funk­netz, so gab es lange Zeit wenig konkrete Infor­mation und dafür viel Speku­lation. Wir waren in Monta­baur bei 1&1.
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Spricht man über das vierte Mobil­funk­netz, so gab es lange Zeit wenig konkrete Infor­mation und dafür viel Speku­lation. Das hat sich inzwi­schen geän­dert.

Wir waren einge­laden, 1&1 zu besu­chen. Der Stamm­sitz befindet sich in einer mittel­alter­lichen Stadt im Wester­wald, die erst­malig 959 n.Chr. als Kastell Humbach urkund­lich erwähnt wurde. Der Trierer Erzbi­schof nannten den Ort "Mons Tabor", weil der "Humba­cher Hügel" auf welchem die Stadt liegt, dem bibli­schen Berg Tabor im heutigen Israel ähnelt.

Aus "Mons Tabor" wurde später Monta­baur, eine Kreis­stadt und Sitz der Verbands­gemeinde mit 24 weiteren Orts­gemeinden. Wenn man durch die Stadt fährt, sieht man zunächst nichts Beson­deres, bis auf zwei wesent­liche Dinge: Der neue ICE-Fern­bahnhof, das Outlet-Center und hinter dem Bahnhof eins von zwei Campus-Geländen der Firma 1&1, das zweite liegt in der Elgen­dorfer Straße.

Silicon Valley im Wester­wald?

Das wohl aus dem Internet bekannteste Gebäude von 1&1 in Montabaur Das wohl aus dem Internet bekannteste Gebäude von 1&1 in Montabaur
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das origi­nale Silicon Valley liegt in einem Tal in Kali­for­nien. Monta­baur (in Rhein­land-Pfalz, im Wester­wald) liegt eher auf einem Berg, aber die gesamte Land­schaft um Monta­baur ist recht hügelig.

Auf den Dächern der 1&1-Campus-Flächen sind mehrere Sende­sta­tionen im neuen Netz von 1&1 sichtbar, was man bei einer Netz­suche auf seinem Handy als "Netz 262 23" entde­cken kann. Ein Einbu­chen ist aber für Kunden der etablierten Netz­betreiber nicht möglich. Zur Erin­nerung: Die Zahl 262 steht für den Mobile Country Code (MCC) von Deutsch­land und die Nummer 23 wurde von der Bundes­netz­agentur seiner­zeit der "Dril­lisch Netz AG" zuge­teilt, die heute "1&1 Mobil­funk GmbH" heißt.

Fertiges Netz mieten - Idee verworfen

Nach der Erstei­gerung von Frequenzen im Jahre 2019 gab es Bran­chen­gerüchten zufolge ursprüng­lich wohl die Idee, das Netz von einem Gene­ral­unter­nehmer bauen und betreiben zu lassen, um es dann zu mieten. Ein ähnli­ches Modell funk­tio­niert in der Schweiz. Etwa beim zweiten Netz­betreiber Sunrise, wo der Netz­werk­aus­rüster Huawei das Netz liefert, baut und betreibt.

Bei 1&1 hätte dann die Möglich­keit bestanden, dass ein Gene­ral­unter­nehmer Kompo­nenten von chine­sischen Anbie­tern verwendet. Doch die seit längerem schwe­lende poli­tische Diskus­sion um den Einfluss und die "Neugier" aus China und das Aufkommen der neuar­tigen Open-RAN-Tech­nologie oder kurz O-RAN, veran­lasste 1&1 "von vorn­herein keine Vertrags­ver­hand­lungen mit chine­sischen Firmen" zu führen.

Single RAN vs. Open RAN

Auf dem Dach von 1&1 steht eine aktive Open-RAN-Sendeanlage Auf dem Dach von 1&1 steht eine aktive Open-RAN-Sendeanlage
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Schaut man sich "regu­läre" oder "konven­tio­nelle" Sender­stand­orte an, stehen auf den Häus­erdä­chern viele Schalt­kästen neben­ein­ander. Neben der notwen­digen Strom­ver­sor­gung sind das noch die BBU-Einheiten (Base­band-Unit), wo die Signale vom Mobil­funk-Netz aufbe­reitet und an die Sende­ein­heit (Radio-Unit) weiter­gereicht werden. Die Base­band-Unit "mixt" die Signale fertig, die dann ausge­strahlt werden sollen, je nach Band und Tech­nologie. Die Beson­der­heit: Wer eine Base­band-Unit von Hersteller X kauft, muss auch die Radio-Unit vom glei­chen Hersteller kaufen, die Proto­kolle zwischen den Geräten sind proprietär und zu nichts kompa­tibel.

Beim Open-RAN-Konzept fällt die Base­band-Unit weg. Viele Dinge, die bisher in spezi­eller (teurer) Hard­ware verwirk­licht wurden, sind nun über Soft­ware reali­siert. Das bedeutet: Am Standort hängt eine Sende­ein­heit direkt an der Antenne. Dadurch sind die Hoch­fre­quenz-Signal­ver­luste gering. Von der Sende­ein­heit läuft dann eine Glas­faser direkt zum nächsten "Far EDGE"-Rechen­zen­trum, das in maximal 10 km Entfer­nung liegen soll, um die Ping­zeiten gering zu halten.

Über 500 Far-Edge-Rechen­zen­tren

Funktionsübersicht des 1&1-Netzes Funktionsübersicht des 1&1-Netzes
Grafik: 1&1-Mobilfunk
Über 500 Far-Edge-Rechen­zen­tren sind bei 1&1 bundes­weit geplant, ein Teil davon läuft schon im Wirk­betrieb und wird für die Vermark­tung des mobilen Fest­netz-Produktes "5G zu Hause" bereits genutzt. Von einem solchen Far-Edge-System gehen die Signale wieder über Glas­faser zu einem von 24 "dezen­tralen Edge-Rechen­zen­tren", und ab da laufen weitere Glas­fasern zum eigent­lichen Core-Rechen­zen­trum Netz­werk, das es auch vier­fach gibt, um bei örtli­chen Störungen oder Ausfällen aktiv bleiben zu können.

Im Core werden die Kunden­daten verwaltet, die Rech­nungs­daten erfasst und die netz­internen Gespräche unter­ein­ander verschaltet. Ferner laufen die Signale ab hier zu anderen Netz­betrei­bern im In- und Ausland, und für Daten­ver­bin­dungen wird das "welt­weite Internet" ange­bunden.

Besuch in einem Rechen­zen­trum

Wir durften ein Far-Edge-Rechen­zen­trum besu­chen. Es befindet sich irgendwo in Monta­baur, tief in einem Keller hinter Sicher­heits­türen und Zugangs­kon­trollen versteckt. Im eigent­lichen Server-Raum drinnen ist es laut und stickig, die Server­sys­teme bekommen im Falle eines Strom­aus­falles noch eine Zeit­lang Strom aus vorbe­rei­teten und gela­denen Akku­zellen.

Wir stiegen aufs Dach

Wir waren auch auf dem Dach des Gebäudes in der Elgen­dorfer Straße und konnten dort eine bereits akti­vierte Basis­sta­tion aus der Nähe betrachten. Die Instal­lation ist verblüf­fend einfach. Ein Schalt­schrank für die Strom­ver­sor­gung mit Siche­rungen und Fehler­strom­schutz­schalter steht "unten" auf dem Dach, Sender und Antennen ruhen auf einer Art "Drei­bein".

Dort hoch hinauf gehen die Leitungen für Strom und Signale zur Funk­ein­heit mit ange­schlos­sener Antenne. Das wars. 1&1 hat bereits nicht nur Antennen für 3600 MHz (n78) und 2600 MHz (B7/n7) verbaut, sondern in weiser Voraus­sicht auch für 2100 MHz (n1/B1), 1800 (n3/B3) und "Low Band" bei 700-900 MHz und kann diese dann bei Bedarf nutzen, wenn die Frage der zukünf­tigen Frequenz­zutei­lungen geklärt sein sollte.

Weitere Frequenzen benö­tigt

Ohne den demnächst geplanten Erwerb von Low-Band-Frequenzen bliebe für 1&1 nur die Möglich­keit, auf 3600 MHz und 2100 MHz Frequenz zu funken, und dann ließe sich das Land kaum richtig versorgen, selbst dann nicht, wenn man - ohne Rück­sicht auf Kosten und Anzahl - überall 3600 MHz- und 2100 MHz-Sender aufbauen würde, sagt Michael Martin, Chef von 1&1-Mobil­funk im Gespräch mit teltarif.de.

Open-RAN spart Zeit und Kosten

Durch ihre Einfach­heit spart die Open-Ran-Technik Kosten und Zeit beim Netz­aufbau. Die Beson­der­heiten machten Martin und sein "Head of Archi­tec­ture and Plan­ning", Joachim Groß, deut­lich.

Michael Martin: CEO von 1&1-Mobil­funk

Michael Martin, CEO von 1&1 Mobilfunk Michael Martin, CEO von 1&1 Mobilfunk
Foto: 1&1
Martin kommt aus Öster­reich und verfügt über rund 20 Jahre Erfah­rung im Bereich Mobil­funk. Er begann bei Mobilkom Austria, war anschlie­ßend beim Netz­betreiber "ONE" in Öster­reich, die danach zu Orange wurden und dann später mit dem Hong­konger Unter­nehmen CK Hutchison unter dem Marken­namen "Drei" fusio­niert wurden.

Martin ging zum Schweizer Netz­betreiber Sunrise (als diAX gestartet), wo er über sieben Jahre für feste und draht­lose Netze zuständig war. Das Sunrise Netz wird von Huawei gelie­fert und betrieben und ist ein klas­sisches Single-RAN-Netz.

Bekannt­lich wollte Sunrise den Schweizer Kabel­netz-TV-Betreiber UPC kaufen, das fand der deut­sche Haupt­aktionär aber nicht so gut, und so wurde der Kauf abge­blasen. Auf einmal kaufte Liberty Global, die Mutter von UPC dafür die Sunrise. Da erhielt Martin einen "Anruf aus Monta­baur" und sagte ohne lange zu zögern zu.

Neues Netz als persön­liche Heraus­for­derung

Wenn er nicht in seinem Büro bei der 1&1 Mobil­funk GmbH in Düssel­dorf sitzt, ist Martin viel unter­wegs und testet das 1&1-Netz. Ihn reizt die Heraus­for­derung, ein neues Netz aus dem Nichts aufzu­bauen.

Joachim Groß arbei­tete vorher im Netz­bereich bei Voda­fone und kennt daher die "alte" Single-RAN-Welt bis ins Detail. Er findet es sehr span­nend, beim "modernsten O-RAN-Netz der Welt" selbst dabei zu sein.

Im Gegen­satz zu den etablierten Anbie­tern werden alle Sende­sta­tionen von 1&1 mit Glas­faser ange­bunden. Richt­funk (wie bei Voda­fone, Telefónica und teil­weise sogar bei der Telekom) kommen bei 1&1 ganz bewusst nicht zum Einsatz.

Glas­faser von Versatel mit Synergie

Die Glas­faser­lei­tungen zu den Sende­stand­orten liefert die Schwes­tern­gesell­schaft 1&1-Versatel. Dabei werden Syner­gien genutzt. Denn wenn Versatel in eine Stadt oder einen Stadt­teil eine Glas­faser legt, kann die nicht nur für Mobil­funk, sondern auch für Fest­netz­kunden in der Umge­bung verwendet werden.

Netz­start im Dezember 2022

Ende Dezember 2022 ist 1&1 mit seinem Fest­netz­pro­dukt an ausge­wählten Stand­orten gestartet. Wer sich dafür inter­essiert, muss auf der Webseite von 1&1 seinen eigenen Wohn­sitz eintragen und kann dann heraus­finden, ob dieser schon für das neue Netz geeignet ist.

Selbst wenn ein Sender in der Nähe stände, könnte es in Zukunft passieren, dass der Tarif auch dann nicht ange­boten wird, wenn der Standort versorgt wäre. Damit soll verhin­dert werden, dass das Netz vor Ort über­lastet wird, wie Produkt­manager Chris­toph Bauer erläu­terte.

1&1 setzt auf die FRITZ!Box

1&1 bietet seinen 5G-FWA-Kunden den 1&1-Homeserver-5G (Fritzbox 6850) zur Miete an 1&1 bietet seinen 5G-FWA-Kunden den 1&1-Homeserver-5G (Fritzbox 6850) zur Miete an
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
1&1 bietet seinen FWA (Fixed Wire­less Access) Kunden zwei AVM-Router zur Auswahl an. Die FRITZ!Box 6850G ist wahl­weise mit zwei ange­schraubten Antennen (im Innern der Paddel finden sich insge­samt vier "MiMo"-Antennen) oder mit einer externen 5G-Empfän­gerbox zur Miete zu haben, ein Kauf ist hier nicht vorge­sehen.

Über eine Kompass-App von 1&1 können die Kunden bei der Installation ihre 5G-Antenne in Richtung des 1&1-Standorts ausrichten. Über eine Kompass-App von 1&1 können die Kunden bei der Installation ihre 5G-Antenne in Richtung des 1&1-Standorts ausrichten.
Foto: 1&1
Über eine von 1&1 ange­botene Smart­phone App kann der Kunde bei der Instal­lation seines 5G-FWA-Zugangs die Antennen auf den nächst­gele­genen Sender von 1&1 ausrichten. Eine Kompass­funk­tion weist den Weg.

Wer Router oder Handy bei 1&1 bestellt: Durch ausge­klü­gelte Logistik im eigenen Versand­zen­trum soll jede Bestel­lung, die bis 20 Uhr einge­gangen ist, am nächsten Werktag beim Kunden sein.

Lösung gegen beschich­tete Fens­ter­scheiben

Viele Fenster sind heute metall­beschichtet, um die Wärme im Haus zu lassen. Wer den FRITZ!Box-Router mit der externen 5G-Box bei 1&1 bucht (sie erin­nert ein klein wenig an das 5G-Hybrid-Modem der Telekom), bekommt aber über 1&1 ein Produkt von Nokia gelie­fert. Über ein Flach­band­kabel im Fens­ter­rahmen wird die externe Einheit vor dem Fenster über PoE (Power over Ethernet) mit Strom versorgt und liefert die Daten­signale darüber auch an den Router weiter.

Schaut man ins Router­pro­tokoll, so wird eine (theo­reti­sche) Connect-Geschwin­dig­keit von ca. 1000 MBit/s (1 GBit/s) ange­zeigt. Die prak­tisch erziel­bare Down­load­rate liegt aber bei knapp 500 MBit/s. Das ist so beab­sich­tigt, betont man in Monta­baur. Die von 1&1 an Kunden ausge­gebenen SIM-Karten werden mit maximal 500 MBit/s vermarktet, um einen "markt­übli­chen Tarif" anzu­bieten.

Entschei­dend sei ohnehin nicht die maximal mögliche Down­load-Geschwin­dig­keit, sondern die möglichst kurzen Ping­zeiten. Hier werden für das 5G-Privat­kunden-Produkt 15 ms ange­peilt und diese sind auch erzielbar.

Daten schneller vor Ort: Ein Blick in die Zukunft

Für die Zukunft ist vorge­sehen, in den Far-Edge-Rechen­zen­tren auch lokale Server und Daten­banken einzu­bauen, die dann "lokale Inhalte" enthalten können, die vor Ort schneller gebraucht werden.

Ein Beispiel: Wenn ein Speise-Lokal vor Ort seine Spei­sekarte ins Netz stellt, kann es durchaus Sinn ergeben, diese auf einem EDGE-Server (direkt an der "Außen­kante" des Netzes) zu hinter­legen, da ein Kunde von weiter weg diese Seite vermut­lich nie aufrufen wird. Der regio­nale Kunde hingegen freut sich, wenn die lokalen Inhalte schneller aufge­rufen werden können. Das würde bei dem Restau­rant viel­leicht keine so große Rolle spielen, es sind aber durchaus Szena­rien denkbar, wo schnelle Daten vor Ort wichtig werden.

Zum Netz­start: Wie wird der Wechsel funk­tio­nieren?

Rund 12 Millionen Mobil­funk­kunden hat 1&1 (inklu­sive der unzäh­ligen bei Dril­lisch ange­sie­delten Unter­marken) unter Vertrag. Wurden die dazu­gehö­renden SIM-Karten im o2-Netz geschaltet und nach 2018 durch 1&1 ausge­lie­fert, dann befindet sich auf fast allen SIM-Karten bereits eine zweite Iden­tität des neuen Netzes mit der Kennung 262-23.

Geplant ist, zu unter­schied­lichen Terminen, diese "neue" Iden­tität der Kunden Stück für Stück über Funk zu akti­vieren und dabei die bishe­rige SIM-Karte von o2 im o2-Netz (262-03 oder 262-07) abzu­schalten. Parallel dazu wird dann im Hinter­grund die bishe­rige Rufnummer aus dem o2-Netz in das Netz von 1&1 portiert werden. Für Bestands­kunden ändert sich die Rufnummer also nicht.

Neue eigene Vorwahl: 015566

Neukunden im 1&1-Netz werden eine neue Vorwahl bekommen, wenn sie nicht eine Portie­rung einer bereits vorhan­denen Rufnummer wünschen. Die Bundes­netz­agentur hat dafür die Vorwahl 015566 vergeben. Mit dieser Vorwahl sind rein rech­nerisch maximal eine Million Rufnum­mern (von 015566-000000 bis 015566-999999) möglich. Es ist klar, dass bei Bedarf bald weitere Vorwahlen geöffnet werden. Das wird aber noch einige Zeit dauern, da viele Neukunden beim Wechsel ihres Anbie­ters ihre eigenen Nummern mitbringen, die vorher in den Netzen von o2, der ehema­ligen E-Plus, bei Voda­fone oder der Telekom erst­malig akti­viert wurden.

Ob es bei 1&1 auch Wunsch­ruf­num­mern geben wird, ist noch nicht abschlie­ßend geklärt. Netztest in Sichtweite des Open-Senders auf 5G - Empfang mit der AVM Fritz!Box 6850 (1&1-Homeserver-5G) Netztest in Sichtweite des Open-Senders auf 5G - Empfang mit der AVM Fritz!Box 6850 (1&1-Homeserver-5G)
Screenshot: 1&1

Wie tele­foniert der 1&1 Kunde im neuen Netz?

Wenn sich der 1&1-Kunde mit seinem Handy in der Reich­weite eines 4G/5G-Senders von 1&1 befindet, tele­foniert oder surft er im neuen Netz. Verlässt das Handy nun die 1&1-Versor­gung, so wird auto­matisch ins Netz der Telefónica/o2 gehan­dovert. Der 1&1-Kunde "roamt" nun im o2-Netz, dazu werden seine Kunden­daten in einem neu einge­rich­teten bzw. erwei­terten Roaming-Register bei o2 einge­tragen und verwaltet. Das 1&1-Netz kennt alle "Nachbar-Zellen" des o2-Netzes, somit erfolgt der Über­gang im Regel­fall unter­bre­chungs­frei.

Handover zwischen den Netzen

Ist der Kunde im o2-Netz ange­kommen, bleibt er dort und wird während eines Tele­fonats zu weiteren o2-Sendern gereicht, falls notwendig. Der "Rückweg" von o2 ins 1&1-Netz ist vorerst nicht unmit­telbar geplant, weil dazu o2 seine Nach­bar­schaften um die Sender des 1&1-Netzes erwei­tern muss.

Aber sobald das Handy nicht genutzt wurde und anschlie­ßend wieder akti­viert wird, startet auto­matisch wieder die 1&1-Versor­gung, sofern es am jewei­ligen Standort 1&1-Antennen gibt.

Original o2-Kunden können das neue Netz von 1&1 mit ihrer o2-SIM-Karte nicht nutzen. 1&1-Kunden können 5G nur im "eigenen" Netz nutzen. Als Roaming-Gäste steht ihnen im Netz von Tele­fonica/o2 nur 4G und bei Bedarf auch 2G zur Verfü­gung. Wo o2 - warum auch immer - keine eigene Versor­gung hat, kann der 1&1-Kunde nur mobil surfen oder tele­fonieren, wenn dort 1&1 selbst verfügbar ist.

Wie ist das mit dem inter­natio­nalen Roaming?

1&1 hat ein inter­national gültiges Roaming-Abkommen mit Orange geschlossen. Orange hat Verträge mit (fast) allen Netzen welt­weit, wodurch auch 1&1-Kunden (fast) alle Netze welt­weit verwenden können. Eine spezi­elle Ausnahme bildet Monaco Telecom für das Fürs­tentum Monaco, die auf einem direkten Roaming-Abkommen bestanden haben.

Wer nun darauf speku­liert, über Orange Frank­reich auch im Netz von Voda­fone Deutsch­land oder der Deut­schen Telekom in Deutsch­land roamen zu können: Das wird nicht möglich sein. Es ist aber durch das auto­mati­sche natio­nale Roaming mit Telefónica/o2 im Regel­fall auch nicht nötig, betont man in Monta­baur.

Läuft das Netz schon?

An verschie­denen Stellen im Land läuft das Netz schon, beispiels­weise an mehreren Stand­orten wie Düssel­dorf, Frank­furt/Main, Frei­burg, Karls­ruhe, Leipzig, Mainz, Monta­baur, München oder Ratingen (bei Düssel­dorf).

Aktuell sind Mitar­beiter von 1&1 bereits dabei, das Netz ausführ­lich zu testen. Auch verschie­dene Smart­phone-Hersteller testen bereits in Zusam­men­arbeit mit 1&1 eifrig, da bestimmte erwei­terte Funk­tionen Smart­phones in einem "neuen" Netz nur dann funk­tio­nieren, wenn bestimmte Einstel­lungen ("Profile") vom Gerä­teher­steller für dieses Netz einge­richtet und frei­geschaltet sind.

Am Ende sollen die Kunden mit ihren vorhan­denen Geräten, die mindes­tens 4G/LTE beherr­schen müssen, wie gewohnt im neuen Netz weiter mobil unter­wegs sein. 2G/GSM wird das neue Netz von 1&1 hingegen nicht anbieten, da diese alte Tech­nologie nicht mehr neu gebaut und im Rahmen der Koope­ration mit Telefónica/o2 bereit­gestellt wird.

Die gewählte Lösung macht die Netz­kon­figu­ration deut­lich einfa­cher, da man im Prinzip bei Null neu starten konnte. Die etablierten Netze von Telekom, Voda­fone oder o2 hingegen müssen und wollen die Altge­räte (was durchaus Modems oder Sensoren sein könnten) noch nicht aus ihren Netzen verbannen. Daher würde ein O-RAN-Konzept dort wesent­lich kompli­zierter.

Wann startet der 1&1-Mobil­funk?

Den genauen Umschalt­termin konnte man uns noch nicht nennen, man spricht von etwa "Q3". Es ist auch nicht so, dass alle 12 Millionen Kunden an einem Tag auf einen Schlag umge­stellt werden. Das wird schub­weise passieren und dürfte nach Exper­ten­schät­zung etwa zwei Jahre dauern.

Insider wissen, dass die Rufnum­mern­por­tie­rungs­daten­bank für alle deut­schen Mobil­funk­anbieter bei der Deut­schen Telekom (T-Systems) ange­sie­delt ist. Deren System soll nur etwa 67.000 Rufnum­mern pro Tag portieren können. Da ja drei weitere Netz­betreiber auch ihre Nummern portieren möchten, gehen mit den Vorgängen vertraute Personen von 40.000 mögli­chen Vorgängen pro Tag für 1&1 aus, was rech­nerisch 275 Tage wären. Da an Wochen­enden eher nicht portiert wird, dürften rund zwei Jahre realis­tisch sein.

Viele Fragen bleiben noch offen

Mancher Leser möchte sicher gerne wissen, wann das Netz von 1&1 konkret in seiner Stadt oder Region verfügbar sein wird. Diese Frage lässt sich im Moment kaum beant­worten. Man kann auf den Webseiten von 1&1 seinen Ort und die Adresse eingeben und würde dann eine Rück­mel­dung erhalten. Durch das auto­mati­sche National Roaming mit Telefónica/o2 könnten 1&1-Kunden aber nahezu überall surfen und tele­fonieren, betonen die Gesprächs­partner.

Bestands­kunden werden infor­miert

Wenn es losgeht, werden Bestands­kunden über den Umschalt­zeit­punkt zum Netz­wechsel infor­miert. Sollten Sie als 1&1-Kunde eine SIM-Karte von vor 2018 oder eine SIM-Karte im Netz von Voda­fone (Aufdruck "1&1 D-Netz") haben, findet der Umzug auf das neue Netz nicht auto­matisch statt. Statt­dessen wird recht­zeitig vor dem Umschalt­termin eine neue SIM-Karte mit genauen Instruk­tionen im Brief­kasten liegen.

Wo das neue Netz noch nicht verfügbar ist, buchen sich die aktua­lisierten SIM-Karten via National Roaming in das Netz von Telefónica/o2 ein. Service-Leis­tungen und Abrech­nungen kommen aber auch dann immer von 1&1.

Der Netz­betreiber 1&1 und der Bran­chen­ver­band BREKO haben ein Gutachten zum Zugriff auf 5G-Netze durch andere Anbieter erstellen lassen.

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