Themenspezial: Verbraucher & Service Eingesehen

1&1 berechnet Telefonkonferenzen ab sofort nicht mehr extra

Während des Corona-Shut­downs hatte sich 1&1 bei zahl­rei­chen Kunden im Home-Office nach­haltig unbe­liebt gemacht und Anrufe bei Konfe­renz-Diensten mit Fest­netz-Nummer extra berechnet. Damit ist nun Schluss.
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Der Firmensitz des Unternehmens in Montabaur (Symbolbild) Der Firmensitz des Unternehmens in Montabaur (Symbolbild)
Bild: 1und1
Während des Corona-Shut­downs ab Mitte März mussten zahl­reiche Arbeit­nehmer und Selb­stän­dige im Home-Office arbeiten, Anbieter für kosten­lose Tele­fon­kon­fe­renzen erlebten einen Boom. Doch für einige Kunden von 1&1 folgte mit der nächsten Rech­nung der Schock: Zahl­reiche Anrufe bei Konfe­renz-Diensten mit Fest­netz­nummer waren trotz Fest­netz- oder Allnet-Flat­rate separat berechnet worden.

teltarif.de gehörte zu den Maga­zinen, die auf diese Extra-Berech­nung schon seit Jahren immer wieder hinge­wiesen hatten und auch im Mai nach weiteren bekannt­ge­wor­denen Fällen erneut das Problem geschil­dert hatte. Nachdem zahl­reiche Medien unsere Bericht­erstat­tung aufge­griffen hatten, hat 1&1 diese unsäg­liche Praxis nun beendet.

In einem Fall 253,14 Euro extra aufge­laufen

Der Firmensitz des Unternehmens in Montabaur (Symbolbild) Der Firmensitz des Unternehmens in Montabaur (Symbolbild)
Bild: 1und1
Nach wie vor war es vielen 1&1-Kunden mit Fest­netz- oder Allnet-Flat­rate nicht bewusst gewesen, dass es Fest­netz­num­mern geben könnte, deren Anwahl trotz Fest­netz- oder Allnet-Flat­rate geson­dert berechnet wird. Bereits in unserer ersten Meldung hatten wir einmal vorge­rechnet, was diese "Unwis­sen­heit" kosten kann: Wer an 22 Arbeits­tagen pro Monat jeweils 60 Minuten täglich an einer Tele­fon­kon­fe­renz über eine der auf den Extra-Preis­listen ange­ge­benen Nummern teil­nehmen musste, bezahlte bei 1&1 satte 38,28 Euro monat­lich extra dafür.

Zwischen­zeit­lich war teltarif.de sogar ein Fall bekannt geworden, wo durch die Extra-Berech­nung von Tele­fon­kon­fe­renzen auf der 1&1-Rech­nung einer Kundin sage und schreibe 253,14 Euro zusätz­lich aufge­laufen waren. Nach der Inter­ven­tion von teltarif.de erklärte sich 1&1 in diesem Fall immerhin dazu bereit, die Hälfte des Betrages (also 126,57 Euro) wieder zu erstatten. Unwis­sent­lich dennoch einen zusätz­li­chen Rech­nungs­be­trag von über 120 Euro verur­sacht zu haben, nur weil man Kunde bei 1&1 ist, förderte aller­dings nicht gerade die Zufrie­den­heit der betref­fenden Kundin.

Denn von keinem anderen über­re­gio­nalen Betreiber hat teltarif.de während der Corona-Shut­down-Zeit etwas von der Extra-Berech­nung von Tele­fon­kon­fe­renz-Diensten gehört. Die Telekom hat diese Praxis bereits vor Jahren beendet, und o2, das einen entspre­chenden Passus noch in den AGB hat, macht offenbar in der Praxis keinen Gebrauch davon und gibt auch keine Preis­liste mit konkreten Nummern heraus, an denen man sich orien­tieren könnte. NetCologne führt beispiels­weise noch eine derar­tige Liste.

1&1 hat Extra-Berech­nung einge­stellt

Bislang waren die Preis­listen mit den Fest­netz-Einwahl­num­mern, die von der Flat­rate ausge­nommen waren, bei 1&1 auf der Seite Berech­nung von Service- und Konfe­renz­diensten [Link entfernt] zum Down­load hinter­legt. Seit einigen Tagen sind dort die beiden PDF-Dateien für DSL- und Mobil­funk-Kunden bei 1&1 verschwunden, statt­dessen steht dort dieser Text:

Ab dem 16. Juli 2020 berechnen wir Anrufe zu soge­nannten Service- und Konfe­renz­diensten, die über geogra­fi­sche Fest­netz­ruf­num­mern reali­siert werden, nicht mehr separat. Bei allen Tarifen mit Telefon-Flat bzw. Flat Tele­fonie ins Fest­netz sind diese Tele­fo­nate inklu­sive. Ohne eine Telefon-Flat­rate ins Fest­netz gelten die Preise gemäß Ihrer Preis­liste.
Kunden mit einem Tarif ohne Flat­rate müssen also darauf achten, dass die Anwahl weiterhin extra kostet, aller­dings nicht mehr die bishe­rigen 2,9 Cent pro Minute, sondern es gilt der Minu­ten­preis des eigenen Tarifs zu einer Fest­netz­nummer.

Kulanz-Rege­lung für betrof­fenen Kunden

Auf Anfrage schrieb uns hierzu ein Spre­cher von 1&1-Dril­lisch:

1&1 rechnet soge­nannte Service- und Konfe­renz­dienste, die über eine gewöhn­liche Fest­netz­ruf­nummer erreichbar sind, nicht mehr separat ab. Die Leis­tungen für diese Dienste sind künftig in der 1&1 Telefon-Flat­rate enthalten. Darüber infor­mieren wir unsere Kunden im 1&1 Hilfe-Center, in unseren Allge­meinen Geschäfts­be­din­gungen und in den jewei­ligen Tarif­de­tails der DSL- und Mobil­funk-Tarife.

Während der Corona-Pandemie in den vergan­genen Monaten wurden vor allem Konfe­renz­dienste durch Home-Office vermehrt genutzt. Diesem verän­derten Nutzungs­ver­halten unserer Kunden tragen wir Rech­nung, damit ihnen in Zukunft keine Zusatz­kosten entstehen.

Falls Kunden während des Corona bedingten Shut­down im Home-Office von der bishe­rigen Rege­lung außer­or­dent­lich betroffen waren, können sie sich gerne an unseren Kunden­ser­vice wenden. Dort werden wir uns in jedem Einzel­fall um eine Lösung bemühen.

Damit eröffnet 1&1 allen Kunden, die in den vergan­genen Monaten durch die Nutzung von Tele­fon­kon­fe­renz-Diensten eine erhöhte Rech­nung hatten, die Möglich­keit, dies an die 1&1-Kunden­be­treuung zu melden. Einen gene­rellen Anspruch auf Erstat­tung aller Beträge hat 1&1 hingegen nicht gewährt, wird sich die Beschwerden im Einzel­fall anschauen und dann viel­leicht auf Kulanz­basis ein (Teil-)Erstat­tungs­an­gebot machen. Gleich­zeitig bestä­tigt der Spre­cher, dass es bei den Dril­lisch-Mobil­funk-Marken eine derar­tige Extra-Berech­nung nicht gegeben hat.

Weiterhin Aufmerk­sam­keit bei Diensten mit 0180-Einwahl

Zu beachten bleibt, dass einige Tele­fon­kon­fe­renz-Dienste die Einwahl über eine 0180-Rufnummer bereit­stellen. Das heißt: Der Dienst möchte seine Kunden an den Kosten betei­ligen. Die Tatsache, dass die Anwahl von 0180-Nummern nicht in Flat­rates enthalten ist, dürfte aller­dings deut­lich mehr Verbrau­chern bekannt sein als die bishe­rige Ausnahme bei der Anwahl von Fest­netz-Einwahl­num­mern.

Eine Alter­na­tive zu klas­si­schen Tele­fon­kon­fe­renzen können auch kosten­lose Video­kon­fe­renz-Dienste sein.

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