Kompromiss

Gericht: Apple muss Entwicklern im App Store entgegenkommen

In der Vergan­gen­heit haben sich Apple und der Spiele-Entwickler Epic heftig über die Bedin­gungen des App Stores duel­liert. Nun hat ein Gericht ein salo­moni­sches Urteil gefällt, dass beiden Seiten helfen könnte.
Von mit Material von dpa

Wenn ein Programm-Entwickler sein Programm im App-Store von Apple veröf­fent­lichen will, werden bei jedem kosten­pflich­tigen Down­load oder InApp-kauf 30 Prozent Provi­sion an Apple fällig. Der Spie­leher­steller Epic ("Fort­nite") fand das viel zu hoch und zog schließ­lich vor Gericht.

Streit um Provi­sionen im AppStore

In den vergan­genen Monaten hatten Apple und der Spiele-Entwickler Epic Games Inc. heftig vor Gericht und im Netz über die Rahmen­bedin­gungen des App Stores gestritten. Nun hat das "Distrikt-Gericht für Nord-Kali­for­nien" in Oakland ein Urteil gefällt, das Apple in die Schranken weist. Der Apple Konzern inter­pre­tiert das Urteil jedoch als Sieg.

Nieder­lage oder doch nicht?

Im Streit zwischen Epic Games und Apple um Provisionen im App Store gab es ein Urteil, mit dem beide Seiten leben können. Im Streit zwischen Epic Games und Apple um Provisionen im App Store gab es ein Urteil, mit dem beide Seiten leben können.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Eigent­lich hat Apple im Streit über die geschäft­lichen Spiel­regeln in seinem App Store eine recht­liche Nieder­lage hinnehmen müssen. Nach dem Urteil (Seite 1, Seite 2, Seite 3) muss Apple den Entwick­lern bei den Bestim­mungen zur Bezah­lung der Apps und Services entge­gen­kommen.

Das Grund­prinzip des Stores wurde aller­dings nicht in Frage gestellt. Gegen das Urteil können noch Rechts­mittel einge­legt werden.

Hersteller darf auf alter­native Zahlungs­mög­lich­keiten hinweisen

In dem Verfahren Apple gegen den Spiele-Entwickler Epic urteilte Rich­terin Yvonne Gonzalez Rogers, dass Apple den Entwick­lern nicht verbieten könne, in ihren Apps Schalt­flä­chen oder Links einzu­bauen, die Kunden auf andere Zahlungs­mög­lich­keiten außer­halb des Apple-eigenen In-App-Kauf­sys­tems verweisen. Das Urteil besagt auch, dass Apple den Entwick­lern nicht verbieten könne, mit Kunden über Kontakt­infor­mationen zu kommu­nizieren, die die Entwickler bei der Anmel­dung inner­halb der App erhalten haben.

Auch Epic Games muss zahlen

Rogers gab damit einer von Epic bean­tragten einst­wei­ligen Verfü­gung statt, verur­teilte den Spie­leher­steller aber auch gleich­zeitig zur Zahlung von Scha­den­ersatz an Apple in Höhe von vier Millionen Dollar. Das Gericht wider­sprach damit gleich­zeitig der Auffas­sung von Epic, dass Apple ein kartell­recht­licher Mono­polist auf dem Teil­markt für mobile Spiel­trans­aktionen sei.

Rich­terin Rogers stellte jedoch fest, dass das Verhalten von Apple bei der Durch­set­zung von bestimmten Beschrän­kungen wett­bewerbs­widrig sei.

15 oder 30 Prozent Provi­sion?

Kern des Streits zwischen Entwick­lern wie Epic sind die Provi­sionen, die Apple in seinem App Store verlangt, nämlich 15 bezie­hungs­weise 30 Prozent des Umsatzes. Epic wollte auch das Monopol zur Instal­lation von Apps zu Fall bringen. Diesen Wunsch erfüllte das Gericht jedoch nicht. Bislang erlaubt Apple auf dem iPhone und iPad nur die Instal­lation von Programmen über den App Store.

Apple inter­pre­tierte das Urteil trotz der einst­wei­ligen Verfü­gung als Erfolg. "Wir sind sehr erfreut über die Entschei­dung des Gerichts und betrachten dies als einen großen Sieg für Apple", erklärte Chef-Juristin Kate Adams am Frei­tag­abend (Orts­zeit). Diese Entschei­dung bestä­tige, dass Apples "Erfolg nicht illegal ist", wie das Gericht fest­gestellt habe, betonte Adams in einem Gespräch mit Jour­nalisten.

Apple kein Mono­polist

Das Gericht habe nach Prüfung der Beweise bestä­tigt, dass Apple auf keinem rele­vanten Markt ein Mono­polist sei und dass die Verein­barungen mit App-Entwick­lern nach dem Kartell­recht legal seien. "Lassen Sie mich das wieder­holen: Das Gericht stellte fest, dass Apple weder nach dem Bundes- noch nach dem Landes­kar­tell­recht ein Mono­polist ist", betonte Adams.

Epic-Chef Tim Sweeney kommen­tierte das Apple-State­ment auf Twitter: "Das heutige Urteil ist weder für Entwickler noch für Verbrau­cher ein Gewinn. Epic kämpft für einen fairen Wett­bewerb zwischen In-App-Zahlungs­methoden und App Stores für eine Milli­arde Verbrau­cher." Das Epic-Spiel Fort­nite werde in den iOS App Store zurück­kehren, wenn Epic bei den In-App-Zahlungen in fairem Wett­bewerb mit dem Apple-System eine Zahlungs­methode anbieten könne, bei dem die die Einspa­rungen an die Verbrau­cher weiter­gegeben werden könnten.

Apple Aktie gab nach

Nach dem Urteil gab die Apple-Aktie um rund 2,5 Prozent nach. Die Inves­toren waren sich offenbar unsi­cher, welche Auswir­kungen das noch nicht rechts­kräf­tige Urteil auf die künf­tigen Apple-Bilanzen haben wird.

Epic hatte Apple im August 2020 verklagt, nachdem der iPhone-Hersteller Fort­nite aus seinem App Store entfernt hatte. Zuvor hatte die Spie­leschmiede heim­lich einen Code in seine App einge­baut, um die Zahlung der Provi­sionen an Apple zu umgehen. Epic verlangte in Kali­for­nien eine gericht­liche Verfü­gung, um Apples "ille­gale Wett­bewerbs­beschrän­kungen" zu unter­binden.

Epic, das im vergan­genen Jahr mit Fort­nite mehr als 5 Milli­arden Dollar einge­nommen hat, geht auch in der EU, in Groß­bri­tan­nien und in Austra­lien mit Klagen gegen Apple vor. Außerdem verklagte der Spie­leher­steller den Inter­net­kon­zern Google wegen ähnli­cher Geschäfts­modelle im Google Play Store.

Mehr zum Thema Appstore