Apple Music: Sind Deutsche Kunden zweiter Klasse?
Nach den Tests mit den beiden deutschen Apple-IDs loggten wir uns am iPhone 6, das wir für den Test verwendet haben, mit der amerikanischen iTunes-Kennung ein. Auch damit konnten wir Beats 1 hören. Darüber hinaus waren aber anders als beim deutschen Account ohne Apple-Music-Abonnement auch alle anderen Radiokanäle kostenlos verfügbar, da die Spartenkanäle in den Vereinigten Staaten quasi der Nachfolger von iTunes Radio ist. Hin und wieder hörten wir sogar noch alte Jingles von iTunes Radio zwischen zwei Musikstücken.
Der Zugriff auf alle anderen Funktionen von Apple Music war naturgemäß nicht möglich. Hierfür wäre ein Abonnement erforderlich, zumindest aber die Bestätigung des dreimonatigen Testzeitraums. Den Gratis-Zeitraum haben wir bewusst nicht in Anspruch genommen, um zu testen, welche Unterschiede es bei den dauerhaft kostenlosen Diensten für deutsche und amerikanische Kunden gibt.
Blick in die amerikanische Apple-Music-Radio-Stationsliste
Foto: teltarif.de
Gratis-Musik mit Werbeunterbrechungen
Einen "Schönheitsfehler" hat die Radiofunktion mit dem amerikanischen Account: Hin und wieder werden Eigenwerbespots von Apple zwischen zwei Songs eingeblendet. Das war auch bei iTunes Radio so. Wer den Dienst werbefrei nutzen möchte, muss entweder iTunes Match abonnieren oder sich halt eben doch für das komplette Angebot Apple Music entscheiden.
Festzuhalten bleibt: Amerikanische Apple-Kunden bekommen die Radiokanäle von Apple Music komplett kostenlos - ähnlich wie Spotify Free, das auch hierzulande zur Verfügung steht. In Deutschland bittet Apple hierfür dagegen zur Kasse. Dabei lässt sich das Radio-Menü in der Musik-App nicht ausblenden. Auch wenn die übrigen Features des Musik-Streaming-Dienstes abgeschaltet werden (was im Menü Einstellungen - Musik möglich ist), wird das Radio weiter angezeigt.
Programmangebot in den USA im Vergleich zu den deutschen Kanälen
Nicht nur die kostenlose Freischaltung aller Radiokanäle für Nutzer mit amerikanischer Apple-ID ist ein grundlegender Unterschied gegenüber dem Angebot in Deutschland. Auch inhaltlich unterscheidet sich das Radio-Angebot von Apple Music in den USA von den hierzulande verfügbaren Kanälen deutlich. Jenseits des Atlantiks ist das Programm um einiges vielfältiger als in Deutschland. Es gibt allerdings auch Formate, die für deutsche Kunden zur Verfügung stehen, mit einer amerikanischen Apple-ID jedoch nicht.
Deutscher Streetrap und Deutschpop mögen Kanäle sein, die in Nordamerika wenig erfolgreich wären, weswegen sie Apple dort erst gar nicht anbietet. Unverständlich ist es indes, dass das Nachrichten- und Informationsprogramm des BBC World Service, das sich an ein weltweites Publikum wendet, in Deutschland bei Apple Music vertreten ist, nicht aber in den USA. Zwischen Los Angeles und New York haben die Kunden stattdessen Zugriff auf ein Nachrichten- und Kulturprogramm von National Public Radio sowie auf ESPN Sports, die beide in Deutschland nicht angeboten werden.