Regulierung

EU will Sekunden-Takt bei Handy-Telefonaten durchdrücken

Ab Samstag niedrigere Höchstgrenzen für Roaming-Telefonate
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Die EU-Kommission erwägt neue Obergrenzen für die Gebühren der Handy-Nutzung im europäischen Ausland. Weil viele Anbieter nicht sekundengenau abrechnen, müssen die Kunden nach Auffassung der Brüsseler Behörde häufig zu viel bezahlen. Die Unternehmen berechneten ihre Gebühren häufig nicht sekundengenau, sondern pro angefangener Minute. Deshalb müssten die Kunden im Durchschnitt 24 Prozent mehr Minuten zahlen, als sie tatsächlich telefonierten, hieß es.

Nationale Aufsichtsbehörden könnten gegen diese Mehrbelastung bei grenzüberschreitenden Gesprächen nicht vorgehen, die EU hingegen schon. "Dies wird die Kommission in den nächsten Wochen erwägen", sagte ein Sprecher von EU-Medienkommissarin Viviane Reding heute in Brüssel.

Wie berichtet tritt ab kommenden Samstag eine neue Obergrenze für Roaming-Telefonate in Kraft. Dann dürfen die deutschen Mobilfunkanbieter höchstens 54,74 Cent pro Minute für ein abgehendes, grenzüberschreitendes Handy-Gespräch in einem anderen EU-Land berechnen. Bislang lag die Grenze bei 58,31 Cent. Für eingehende Anrufe dürfen sie maximal noch 26,18 statt wie bislang 28,56 Cent pro Minute berechnen. Nähere Informationen zum EU-Tarif finden Sie auf unserer Roaming-Themenseite.

Nächste Herausforderung der EU-Kommission: SMS und Datendienste

"Die nächste Herausforderung besteht jetzt darin, einen Binnenmarkt für SMS und Datendienste bei Auslandsverbindungen zu schaffen", sagte Reding. Sie hoffe auf Fortschritte noch in diesem Jahr. Die Aufsichtsbehörden hatten laut Kommission festgestellt, dass die Kosten für die grenzüberschreitende Datenübertragung in Mobilfunknetzen "für viele Verbraucher noch immer sehr hoch" seien. Im ersten Vierteljahr 2008 zahlte ein Kunde demnach 2,05 Euro pro Megabyte, wenn die Daten von Konzernpartnern seines Anbieters übermittelt werden. Bei konzernfremden Unternehmen koste das im Schnitt sogar 5,40 Euro. Italienische und slowakische Kunden müssten unter Umständen sogar mehr als 12 Euro je Megabyte zahlen.

Weitere Artikel zum Thema Regulierung des Roamings durch die EU

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"