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Bitkom: Aktenordner und Fax haben noch nicht ausgedient

Der Bitkom hat ermit­telt, dass nur 55 Prozent der Unter­nehmen sich bei der Digi­tali­sie­rung des Büros "vorne" sehen. Viele haben Probleme. Gibt es Hand­lungs­bedarf?
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Smart­phone statt Tisch­gerät, digi­tales Auftrags­buch statt Akten­berg, File­sha­ring statt Fax – was in einigen Unter­nehmen längst Stan­dard ist, ist in anderen Unter­nehmen noch ferne Zukunfts­musik, stellt der Bran­chen­ver­band Bitkom fest.

Digital Office: Nicht alle Unter­nehmen up2date

Beim Thema "Digital Office" zeigt sich in der deut­schen Wirt­schaft ein gespal­tenes Bild: Nur jedes zwan­zigste Unter­nehmen (5 Prozent) sehe sich bei der Digi­tali­sie­rung seiner Geschäfts- und Verwal­tungs­pro­zesse als Spit­zen­reiter. Weitere 50 Prozent verorten sich eher unter den "Vorrei­tern". Demge­gen­über ordneten sich 42 Prozent als "Nach­zügler" ein. Den Anschluss an die Digi­tali­sie­rung verpasst zu haben, gibt niemand frei­willig zu.

Bitkom startet Fach­messe für Digi­tali­sie­rung "Trans­form"

Der Branchenverband Bitkom lädt zur Fachmesse Transform in Berlin ein, um die Digitalisierung zu beschleunigen. Der Branchenverband Bitkom lädt zur Fachmesse Transform in Berlin ein, um die Digitalisierung zu beschleunigen.
Grafik: Bitkom / Screenshot: transform.show
Die Zahlen stammen aus einer Studie, die der Digi­tal­ver­bands Bitkom anläss­lich der Messe "Trans­form" veröf­fent­licht, die in der Station Berlin (ehema­liger Post­bahnhof am Gleis­dreieck) heute ihre Tore öffnet. Unter den Ausstel­lern befinden bekannte Namen wie Voda­fone Stif­tung, die Deut­sche Telekom oder o2-Busi­ness, SAP, Bosch, Siemens und so weiter.

Die Frage­stel­lungen der Messe sind klar: Welche Trends gibt es im IT-Markt? Wie wird Künst­liche Intel­ligenz die Arbeits­welt verän­dern und wie kann man Daten geset­zes­kon­form nutzen? Wo genau beginnt man am besten, Büro- und Verwal­tungs­pro­zesse zu digi­tali­sieren?

Ziel­gruppe der Messe sind Geschäfts­kunden (B2B) die sich zwei Tage lang über neue Technik, Anre­gungen und konkrete Hilfe­stel­lungen infor­mieren können. Auf dem Plan stehen mehr als 200 Stunden Programm auf drei Bühnen, Manage­ment-Treffen und Schu­lungs­ange­bote. Mit im Programm ist die "Digital Office Confe­rence", die sich speziell mit der Digi­tali­sie­rung von Geschäfts- und Verwal­tungs­pro­zessen befasst. Zu der Veran­stal­tung werden 5000 Bran­chen­experten erwartet.

Kleine und mitt­lere Unter­nehmen: viel Nach­hol­bedarf

Den größten Nach­hol­bedarf sehen laut Bitkom kleine Unter­nehmen mit 20 bis 99 Beschäf­tigten und mittel­stän­dische mit 100 bis 499 Beschäf­tigten: Je 43 Prozent der kleinen und der mitt­leren Unter­nehmen sehen sich als Nach­zügler bei der Digi­tali­sie­rung ihrer Geschäfts- und Verwal­tungs­pro­zesse.

Unter den Groß­unter­nehmen mit 500 und mehr Beschäf­tigten sind es hingegen nur 28 Prozent. Letz­tere sehen sich mit 66 Prozent häufiger als Vorreiter oder Spit­zen­reiter als kleine oder mitt­lere Unter­nehmen mit jeweils 55 Prozent.

Bitkom sieht große Heraus­for­derungen

"Bei der Digi­tali­sie­rung ihrer Geschäfts- und Verwal­tungs­pro­zesse stehen Unter­nehmen vor ganz indi­vidu­ellen Heraus­for­derungen. Aber ob Klein­gewerbe und Groß­kon­zern – wer Prozesse digi­tali­siert, spart Zeit, redu­ziert Kosten und erhöht seine Wett­bewerbs­fähig­keit", so erklärt es Bitkom-Präsi­dent Dr. Ralf Winter­gerst, im Haupt­beruf Vorsit­zender der Geschäfts­füh­rung & Group CEO beim Sicher­heits-Produkte-Hersteller Gies­ecke + Devrient, die unter anderem Geld­scheine (ganz legal!) drucken dürfen oder SIM-Karten und die dafür notwen­dige Infra­struktur herstellen.

Die meisten Unter­nehmen hätten die Probleme der Digi­tali­sie­rung bereits erkannt. So hätten bereits 91 Prozent der Unter­nehmen eine Digi­tal­stra­tegie. Gleich­zeitig hätten auch knapp die Hälfte der Unter­nehmen (48 Prozent) gene­rell Probleme, die Digi­tali­sie­rung zu bewäl­tigen, wie eine kürz­lich veröf­fent­lichte Studie des Bitkom zum Stand der Digi­tali­sie­rung in der deut­schen Wirt­schaft ergeben hat.

604 Unter­nehmen befragt

Für die Studie wurden 604 Unter­nehmen ab 20 Beschäf­tigen in Deutsch­land reprä­sen­tativ befragt. „Wir sehen in vielen Unter­nehmen inten­sive Bemü­hungen, die Digi­tali­sie­rung voran­zutreiben. 69 Prozent der Unter­nehmen wollen ihre Digi­tal­inves­titionen in diesem Jahr hoch­fahren oder zumin­dest stabil halten“, führt Winter­gerst weiter aus.

Wie kamen die Zahlen zustande?

Grund­lage der Angaben ist eine Umfrage, die im Auftrag des Digi­tal­ver­band Bitkom durch­geführt wurde. Dabei wurden 604 Unter­nehmen ab 20 Beschäf­tigten in Deutsch­land tele­fonisch befragt. Die Befra­gung fand im Zeit­raum von KW 1 bis KW 6 2024 statt. Damit gilt die Umfrage als reprä­sen­tativ.

Als "kleine Unter­nehmen" gelten Firmen mit 20 bis 99 Beschäf­tigten, "mitt­lere Unter­nehmen" mit 100 bis 499 Beschäf­tigten und große Unter­nehmen ab 500 Beschäf­tigte.

Gefragt wurde: „Wo steht Ihr Unter­nehmen, wenn es um das Thema Digi­tali­sie­rung der Geschäfts- und Verwal­tungs­pro­zesse geht?“.

Die Methodik zum allge­meinen Stand der Digi­tali­sie­rung der deut­schen Wirt­schaft erklärt Bitkom auf seiner eigenen Webseite.

Faxge­räte bleiben weiter beliebt

Gerne wird in Unter­nehmen und Behörden nach Erkennt­nissen des Autors noch das Faxgerät verwendet, weil es einfach zu bedienen ist und man "etwas in der Hand" hat. Zwar gibt es auch beim Fax längst "Spam" (also uner­wünschte Werbe­faxe), die sich aber doch recht schnell aussor­tieren lassen. Ausdrucke der empfan­genen Faxe auf Ther­mopa­pier sind heute nicht mehr üblich. Die Faxe laufen in einem Computer auf oder können von vielen E-Mail-Dienst­leis­tern in PDF gewan­delt und dann als E-Mail-Anhang zuge­stellt werden. Solche Ange­bote können auch Privat­kunden in den Bezahl­tarifen verschie­dener E-Mail-Anbieter wie T-Online, GMX oder web.de etc. nutzen. Da man aber nie genau weiß, wo diese Faxe landen und wer sie alles mitliest, sind diese daten­schutz­recht­lich äußerst heikel.

Wie sieht es bei Ihnen am Arbeits­platz aus? Gibt es noch ein Faxgerät? Werden E-Mails ausge­druckt und abge­heftet? Verwenden Sie noch klas­sische Sprach­tele­fonie oder läuft alles über Apps und Messenger? Berichten Sie uns im Forum unter dieser Meldung.

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