Drahtlos

Bluetooth: Vom Königsnamen zur kabellosen Übertragung

1994 erfanden Techniker von Ericsson den Standard
Von dpa / Kaj-Sören Mossdorf

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Bild: bluetooth.com
Einschalten, Taste drücken, auf das Blinklicht warten - schon steht die "Leitung". Zwei Geräte per Bluetooth verbinden schaffen in aller Regel auch Anfänger. Der Funkstandard kann zum Beispiel Daten von Handy zu Handy übertragen oder Musik von mobilen Geräten an Lautsprecher schicken. "Bluetooth kommt überall dort zum Einsatz, wo zwei Geräte über kurze Distanz Daten austauschen müssen und Kabel nur stören würden", erklärt Matthias Schäfer vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS).

Das können etwa drahtlose Mäuse und Tastaturen für Computer und Tablets sein, Headsets für Smartphones oder Controller für Spielkonsolen. Sogar in der Medizintechnik wird Bluetooth eingesetzt. Kein Wunder, dass es inzwischen weit verbreitet ist: "Das hat heute fast jedes Smartphone und jedes Notebook an Bord", sagt Schäfer.

Techniker des schwedischen Handyherstellers Ericsson erfanden Bluetooth 1994. Seit 1998 gibt es die Bluetooth Special Interest Group (SIG), ein Herstellerverband, der sich um die Weiterentwicklung des Standards kümmert. Bluetooth bezieht sich auf den Beinamen "Blauzahn" des dänischen Königs Harald I., der während seiner Herrschaft im 10. Jahrhundert als äußerst fähiger Kommunikator galt.

Drahtlos Musik hören - die Qualität kann leiden

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Eine große Rolle spielt Bluetooth im Audiobereich. Beliebt sind vor allem kleine mobile Lautsprecher, die sich drahtlos unkompliziert mit Musik versorgen lassen. Es gibt aber auch kleine Bluetooth-Empfänger, mit denen sich Anlagen zum drahtlosen Musikempfang von Smartphone oder Tablet nachrüsten lassen. Der große Vorteil ist dabei die unkomplizierte Handhabung. "Ich muss nichts einrichten oder einstöpseln, sondern kann einfach loslegen", sagt Holger Wachsmann vom Audio-Branchenverband High End Society.

Bei anderen Drahtlos-Lösungen zur Musikübertragung, zum Beispiel Apples Airplay oder dem Universalstandard DLNA, muss der Nutzer dagegen erst Geräte in einem WLAN anmelden oder passende Apps für sein Smartphone oder Tablet herunterladen. Bluetooth funktioniert mit Bordmitteln. Dafür liefern Lösungen wie Airplay und DLNA aber oft die bessere Klangqualität.

Schlecht klingt Musik allerdings auch über Bluetooth nicht. Wichtig ist nur, dass die Box kein Billigprodukt ist und der richtige Audio-Codec zum Einsatz kommt. "A2DP ist quasi der Standard-Audiocodec von Bluetooth", erklärt Audioexperte Wachsmann. "Damit wird Musik aber noch mehr komprimiert als in einer MP3-Datei." Allzu hoch darf man seine Ansprüche hier nicht schrauben. Nutzen Sender und Empfänger aber Bluetooth 4.0 in Verbindung mit dem aptX-Codec, erreicht der Klang fast CD-Qualität, verspricht Wachsmann. "Audiophile hören da vielleicht noch Unterschiede, für Normalnutzer ist das aber nicht mehr wahrnehmbar."

Kurze Reichweite von Bluetooth spart Energie

Im Vergleich zum Musikstreaming über WLAN hat Bluetooth deutlich weniger Reichweite. Zehn Meter sind eigentlich das Maximum, in der Praxis reißt die Verbindung oft schon früher ab. "Das hängt zum Beispiel davon ab, wo im Lautsprecher die Antenne sitzt und wie sie verbaut wurde", sagt Holger Wachsmann. Auch andere Bluetooth-Geräte oder WLAN-Netze können die Funkübertragung stören.

Die 10-Meter-Grenze gilt nicht nur für den Audiobereich, fast jedes Bluetooth-Gerät verliert bei größeren Abständen die Verbindung. Theoretisch sind allerdings auch größere Distanzen möglich: Der Bluetooth-Standard kennt verschiedene Klassen mit unterschiedlichen Reichweiten. Klasse zwei schafft zum Beispiel zehn Meter, Klasse eins sogar 100 Meter. "Dadurch steigt allerdings auch der Stromverbrauch", sagt Bluetooth-Experte Schäfer. "Deshalb beschränken sich die meisten Hersteller auf die kleinere Reichweite."

Einfallstor für Viren und Würmer

Ein zweischneidiges Schwert ist Bluetooth im Smartphone: Headsets lassen sich damit zwar leicht koppeln, auch die Datenübertragung von Gerät zu Gerät läuft über Bluetooth oft am reibungslosesten. Ist die Schnittstelle dauerhaft aktiviert, steigt aber auch der Stromverbrauch des Handys.

Außerdem droht der Funkstandard im Dauerbetrieb zum Einfallstor für Hacker zu werden, warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Unbefugte könnten darüber zum Beispiel unbemerkt auf fremde Smartphones zugreifen und Viren oder Würmer verteilen. Wird Bluetooth nicht benötigt, sollten Nutzer es daher ausschalten. Android-Nutzer können das relativ leicht über die Statusleiste erledigen oder sich zum An- und Ausschalten ein Widget wie die Android-Energiesteuerung auf dem Startbildschirm einrichten. Beim iPhone müssen Nutzer unter iOS6 dagegen immer über die Einstellungen gehen, um Bluetooth zu aktivieren oder zu deaktivieren.

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