Vor 50 Jahren: Weltweit erstes Gespräch per "Handy"
Heute gibt es wohl mehr Handys als Menschen auf unserem Planeten leben. Anfangen hat das ziemlich genau vor 50 Jahren mit dem allerersten Mobilfunk-Gespräch. Das Telefonat, das eine Revolution auslösen sollte, war an sich eher trivial. „Hi, Joel“, sagte Motorola-Ingenieur Martin Cooper zu seinem Kollegen. „Ich rufe dich von einem Mobiltelefon aus an. Aber ein richtiges Mobiltelefon. Ein persönliches, tragbares Mobiltelefon“, erinnert Cooper sich an den ersten Anruf von einem Mobilfunkgerät jemals. Kollege Joel sei so verblüfft gewesen, dass es am anderen Ende der Leitung erst einmal still blieb.
Es war einmal... in New York
Martin Cooper mit dem Motorola DynaTEC
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Der Urahn der tragbaren Mobiltelefone: DynaTAC von Motorola. Schwer und teuer.
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Am Montag, dem 3. April, ist der erste Anruf von einem Handy genau 50 Jahre her. An diesem Tag im Jahr 1973 stand Cooper an der 6th Avenue im Herzen Manhattans (New York City). Sein Team hatte für diesen Tag eine Pressekonferenz für die Vorstellung des ersten Mobiltelefons angekündigt, erzählte er vor einigen Jahren. Dann habe ihn aber ein Journalist auf das Gerät angesprochen. Cooper entschied kurzentschlossen, dem Journalisten eine „schillernde Demonstration“ zu geben.
50 Jahre später sieht DynaTAC, das erste funktionale Handy, im Vergleich zu modernen Geräten aus wie ein Monstrum: Knapp ein Kilo war Coopers Prototyp mit großer Antenne schwer und ganze 25 Zentimeter lang. Die Infrastruktur für mobile Anrufe existierte in den USA bereits sei einigen Jahren - in Form von Mobilfunkzellen für festeingebaute Autotelefone. TAC stand für "Total Access Communication", was später zu ETACS (Enhanced TAC System) erweitert wurde.
Seriengerät erst 10 Jahre später
Cooper und sein Team packten die Technik in ein tragbares Gerät, in Serie ging es erst über zehn Jahre später: 1983 brachte Motorola das DynaTac 8000X raus, das damals für 4000 Dollar verkauft wurde - was heute deutlich über 10.000 Dollar entspräche. Dafür bekam der zahlende Kunde ganze 30 Minuten Akku-Laufzeit. Kein Wunder, dass der Absatz dieser Geräte sich zunächst in Grenzen hielt.
Digitales Mobiltelefon ab 1992 in Deutschland
Motorola 3200 - der Knochen. Es konnte telefonieren und erst später z.T. auch SMS.
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In Deutschland wurde im Sommer 1992 der digitale GSM-Mobilfunk offiziell eingeführt, einen Probebetrieb gab es schon ab Sommer 1991, nur fehlten damals noch die Geräte.
Die Weiterentwicklung des Dynatac war der legendäre „Knochen“ für GSM, das Motorola International 3200. Es wog mehr als 500 Gramm und hatte eine Akkuleistung für maximal 120 Minuten Gesprächszeit, wofür rund 3000 DM Kaufpreis verlangt wurden, wie sich beispielsweise die Technik-Chefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, erinnert. Der Preis von 3000 DM (rechnerisch 1500 Euro) war „für damalige Verhältnisse ... ein kleines Vermögen.“ Trotzdem: Im April 1993, also ein knappes Jahr nach dem Start, waren aber immerhin schon mehrere Hunderttausend Teilnehmer in den D-Netzen von Deutscher Telekom ("D1") und Mannesmann ("D2-Privat"), dem Vorläufer von Vodafone, unterwegs. E-Plus startete erst 1994 und VIAG-Interkom (heute o2) erst 1998.
SMS ab 1994 nutzbar
Ein neuer Dienst machte Mobiltelefone dann insbesondere für junge Leute attraktiv: der „Short Message Service“ (SMS) mit seinen 160 Zeichen. Die erste SMS mit der Botschaft „Merry Christmas“ ging am 3. Dezember 1992 an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis. 1994 kam die Einführung der SMS hierzulande, fünf Jahre später verschickten die Deutschen bereits rund 3,6 Milliarden SMS. Der Duden nahm das Wort „Simsen“ in seinen Wortschatz auf.
Und dann kam das iPhone
Apple Gründer Steve Jobs erlaubte sich einen Scherz: Foto eines so nie realisierten Ur-iPhones.
Screenshot: Apple Keynote auf Youtube
Immer klarer wurde: Die Zukunft gehörte dem Handy für Nachrichten und Gespräche von unterwegs. Ein Sprung folgte 2007, als Steve Jobs einer staunenden Weltöffentlichkeit sein iPhone vorstellte ("a widescreen iPod with touch control, a revolutionary mobile phone and breakthrough internet communication devices.. we call it iphone"). Mit innovativen Funktionen und einer neuartigen Bedienoberfläche verhalf es den Smartphones zum Durchbruch.
Telekom G1: Der erste Androide
Das erste Gerät mit Android: Das HTC Dream (Telekom G1).
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2008/2009 stellte die Telekom das Modell "G1" (HTC "Dream") vor, das erste Smartphone mit Android-Betriebssystem. Gefolgt vom ersten Samsung Galaxy begann das Duell zwischen dem iPhone und dem Google-Betriebssystem Android, was die Smartphone-Welt bis heute prägt.
Mehr Handys als Menschen
Mittlerweile gibt es mehr Handys als Menschen auf der Welt, die Geräte sind bis in fast jeden Winkel der Welt vorgedrungen. Neben iPhone und Android-Smartphones gibt es massenhaft einfache Feature-Phones in Ländern wie z.B. Indien, die auch in Deutschland noch eine gewisse Fangemeinde haben. Bekannt dafür ist beispielsweise der Hersteller Nokia (HMD), dessen Feature-Phones in Wühlkisten in Märkten auf der grünen Wiese schon für 20 Euro (ohne SIM-Lock und ohne Vertrag) angeboten werden.
Deutschland: Zwei Anschlüsse pro Person
In Deutschland kommen derzeit statistisch auf jeden Menschen knapp zwei Mobilfunkanschlüsse. Dabei hat allerdings das Telefonat, also das persönliche Gespräch, extrem an Bedeutung verloren. Das "Texten" - ob nun via Instagram, Whatsapp, iMessage oder über andere Plattformen - hat das Sprechen zu großen Teilen abgelöst. Jemanden anzurufen gilt vor allem unter jungen Menschen mitunter sogar als aufdringlich. Eher werden Sprachnachricht über Messenger-Dienste verschickt. Früher war es beispielweise bei E-Plus möglich, über den netzseitigen Anrufbeantworter (Mailbox) Sprachnachrichten direkt zu verschicken, Die o2-Mailbox enthält diese praktische Funktion längst nicht mehr.
Was heute ganz normal erscheint, wäre vor einigen Jahren noch damit vergleichbar gewesen, dass Menschen sich gegenseitig ausschließlich auf den Anrufbeantworter, den es heute noch gibt, sprechen.
Festnetz verliert an Bedeutung?
Die Kommunikation über das Handy generell ist heute aber quasi für niemanden mehr aus dem Leben wegzudenken, während Festnetzanschlüsse immer mehr an Bedeutung verlieren. Dabei war Martin Cooper einst vor der zukunftsweisenden Vorstellung nicht mal sicher, ob die Mobilfunkrevolution tatsächlich starten würde: „Wir machten uns Sorgen, ob das Telefon funktionieren würde, wenn wir es einschalten. Glücklicherweise tat es das.“
Die erste Funksignalübertragung über große Entfernungen hatte Guglielmo Marconi um 1909 möglich gemacht.