UKW-Rückzug von sunshine live läutet neue Ära beim Digitalradio ein
sunshine live setzt auf DAB+
Bild: teltarif.de
Es ist eine kleine Überraschung: Der beliebte Privatsender sunshine live
schaltet seine alten UKW-Frequenzen in Baden-Württemberg ab. Wer das Programm ab 1. Juli
weiter im angestammten Sendegebiet rund um Rhein-Neckar und Odenwald mobil hören will, braucht
einen digitalen Radioempfänger mit DAB+ oder als Alternative IP-basierten Empfang, etwa über die
sunshine-live-App. Auf den bisherigen UKW-Frequenzen sendet ab 1. Juli die neue Pop- und
Rockwelle "Regenbogen 2".
Programm wird heute schon vorwiegend digital gehört
sunshine live setzt auf DAB+
Bild: teltarif.de
"Unsere Hörer setzen schon heute überwiegend auf digitale Empfangskanäle. Es ist unverzichtbar als
junges, elektronisches Musikradio den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen und die Möglichkeiten und
Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen", erklärt sunshine live Geschäftsführer, Ulrich Hürter,
den Schritt. "Die freiwerdenden Ressourcen, die sich mit dem Abschied von UKW ergeben, können wir
vollständig in die inhaltliche Weiterentwicklung des Programms investieren". Mit der Neuausrichtung
verbunden ist ein Umzug des Senders von Mannheim nach Berlin.
sunshine live ist nicht der erste deutsche Programmanbieter, der UKW-Frequenzen zugunsten einer digitalen Verbreitung abschaltet. Im vergangenen Jahr hatte Klassik Radio bereits diesen Schritt vollzogen und sich von einem Teil seiner UKW-Kanäle zurückgezogen. Immer mehr stellt sich heraus, dass sich die Digitalisierung des Radios nicht über 0815-Mainstream-Programme durchsetzt, sondern über Spartenprogramme. Die UKW-Rückzüge von sunshine live oder Klassik Radio geben die Marschrichtung vor: UKW bleibt zunächst weiter der Verbreitungsweg für die massenattraktiven Vollprogramme mit regionaler Ausrichtung, DAB+ wird zunehmend der wichtigste Ausspielweg für attraktive Spartenformate, und das Internet ergänzt dieses Angebot um individuelle Spartenprogramme gegen den Massengeschmack sowie Musikstreaming von Playern wie Deezer oder Spotify, die immer mehr auch klassischen Radio-Content on Demand integrieren.
Spartenprogramme profitieren vor allem von einer bundesweiten terrestrischen Verbreitung: Über DAB+ kostet ein bundesweiter Sendeplatz nicht mehr als eine landesweite UKW-Ausstrahlung. Der geplante zweite bundesweite DAB+-Multiplex könnte das Angebot an Spartenprogrammen nochmals um 15 nationale Privatradios erweitern, allerdings wird der Start frühestens zur IFA 2017 erwartet.
NDR Plus: neue Schlagerwelle auf DAB+ startet am 5. Juli
Doch auch bei der ARD setzt ein Umdenken ein: Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) startet am 5. Juli das neue Radioprogramm NDR Plus. Das digitale Schlagerformat sendet rund um die Uhr das Beste aus 50 Jahren Schlagergeschichte. Auf der Playlist stehen vornehmlich deutschsprachige Musiktitel. Ergänzt wird der Mix durch internationale Schlager, Evergreens und instrumentale Musik. Empfangen können Hörer in den Nordländern NDR Plus ausschließlich über die digitalen Verbreitungswege DAB+, den Radio-Livestream sowie die NDR Radio App. Vor kurzem hatte der NDR den deutschen Schlager aus seinen NDR1-Regionalwellen verbannt. Wer weiter Musik von Andrea Berg, Costa Cordalis oder Cindy & Bert hören will, benötigt also nun Digitalempfang.
Auch die Klassikfans in Bayern müssen sich umstellen: Der Bayerische Rundfunk (BR) will künftig seine Welle BR-Klassik nur noch digital verbreiten und auf den UKW-Frequenzen die Jugendwelle Puls aufschalten. Hörer haben aber hier noch Zeit: Der Wechsel soll erst zum 1. Januar 2018 vollzogen werden. Bis dahin könnte ein Viertel der Bundesbürger ein Digitalradio mit DAB+ besitzen, und fast jeder hat die Möglichkeit alternative digitale Verbreitungswege wie Internet, Kabel (DVB-C) oder Satellit (DVB-S) zu nutzen.