DAB+

Verkaufsanteil an Digitalradios steigt auf 12,5 Prozent

Inzwischen ist der Verkaufsanteil an Digitalradios mit DAB+ in Deutschland auf 12,5 Prozent gestiegen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass 87,5 Prozent der Modelle, die über den Ladentisch gewandert sind, keinen Digitalempfang an Bord haben. Das heizt die Debatte um eine Abschaltung von UKW erneut kräftig an.
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DAB+ ist noch lange kein Standard - nur 12,5 Prozent aller verkauften Radios beherrschen die Digitaltechnik. DAB+ ist noch lange kein Standard - nur 12,5 Prozent aller verkauften Radios beherrschen die Digitaltechnik.
Bild: Lenco
Geht es um das terrestrische Digitalradio im Modus DAB+, verlaufen die Diskussionen seit Jahren kontrovers. Fest steht: Immer mehr Deutsche kaufen Digitalradios. Wie der Fachverband Consumer Electronics im Fachverband ZVEI mitteilt, habe der Verkaufs­anteil im März 2015 bei 12,5 Prozent gelegen - im Vorjahresmonat waren es lediglich 8 Prozent. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass immer noch 87,5 Prozent der verkauften Radios kein DAB+ an Bord haben. Immerhin sind, wie bereits gemeldet, Digitalradios mit DAB+ aktuell das zweitmeist gewünschte Technik-Produkt der Deutschen. Für 2015 erwartet die Industrie knapp eine Million verkaufte Digitalradio-Empfänger mit DAB+.

Die momentane Parallel­aus­strahlung von analogem UKW und digitalem Radio (DAB/DAB+) sei im Sinne der Verbraucher sinnvoll, so der ZVEI. "Allerdings sollte, um einen beschleunigten Umstieg zu erreichen und die Digitalisierung des Radioempfangs voranzutreiben, ein zeitlicher Ablauf vereinbart werden, der den Übergang sowohl für alle Marktbeteiligten als auch für den Konsumenten planbar macht", heißt es in einem Strategiepapier des ZVEI.

UKW-Abschaltung trifft auf Gegenwind

DAB+ ist noch lange kein Standard - nur 12,5 Prozent aller verkauften Radios beherrschen die Digitaltechnik. DAB+ ist noch lange kein Standard - nur 12,5 Prozent aller verkauften Radios beherrschen die Digitaltechnik.
Bild: Lenco
Doch genau beim Thema UKW-Abschaltung gibt es nach wie vor großen Gegenwind, wie auch auf der Tagung "DAB+ in Europa: Vom Einstieg zum Umstieg" sichtbar wurde, zu der die Medienanstalten beim Bund eingeladen hatten. In erster Linie kommt die Kritik aus dem Lager der Marktführer und derer, die mit dem Geschäftsmodell UKW am besten fahren, sprich: die besten Frequenzen besetzen. In Österreich ist das etwa der Österreichische Rundfunk (ORF). Albert Malli, stellvertretender Senderchef von Hitradio Ö3, das sich wie der gesamte ORF nicht am Testbetrieb in Wien beteiligt, bringt es auf den Punkt: "Wäre das Radio 2015 erfunden worden, würden wir uns heute für DAB und nicht für UKW entscheiden. Die Stärke von DAB ist ja, dass in Summe mehr Programme ausgestrahlt werden können. Da aber nun schon 15,5 Millionen Radiogeräte in Österreich in Verwendung sind, ist der Umstieg nicht ohne weiteres zu schaffen. Pro Haushalt gibt es 5,5 Radiogeräte: im Auto, im Bad, im Kinderzimmer. Niemand ist bereit, all diese Geräte zu tauschen. Daher lassen wir uns auch von der Behörde nicht zu einem raschen Umstieg drängen. Man ist gut beraten, UKW möglichst lange und glücklich laufen zu lassen."

Auch Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im Verband Privater Rundfunk und Tele­kommuni­kation (VPRT) hält partout nichts von einer Abschaltungs­diskussion bezüglich des UKW-Signals, da es das aktuelle Geschäftsmodell der Privatsender, welche ihre Einnahmen hauptsächlich aus diesem Verbreitungsweg generieren, gefährden würde. Er widersprach einer Darstellung, die Privatradios würden zu wenig für die Digitalisierung des Mediums tun, betonte aber, dass die Aktivitäten hier mehr im Internet lägen. Als Beispiele nannte er den Radioplayer Deutschland. Immerhin trat er beim Thema DAB+ für die Gründung eines runden Tisches mit der ARD ein, kritisierte aber deren Strategie, nach wie vor Jugendwellen von DAB+ auf UKW zu hieven.

Medienanstalten bekennen sich klar zu DAB+

Jochen Fasco, stellvertretender Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten und Direktor der Thüringischen Landemedienanstalt (TLM), betonte, dass die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) sich klar zu DAB+ und somit für einen eigenen Übertragungsweg für das Radio bekenne. Da Hörfunk insbesondere von der regionalen Vielfalt lebe, sei es hierbei wichtig, beim Umstieg auch lokale und nicht-kommerzielle Anbieter zu berücksichtigen. Man unterstütze außerdem den Multichip-Ansatz, wonach jedes künftig verkaufte Radiogerät auch DAB+ mit an Bord haben sollte. Eine erste Migrationsstufe zum Übergang von UKW auf DAB+ sei erst mit der digitalen Nutzung über 30 Prozent im Gerätebereich sinnvoll.

Die Position des Verbands der Automobilindustrie (VDA) stellte Dr. Volker Schott heraus. Er betonte, dass die Automobilindustrie in DAB einen sehr guten Weg sehe, um die Basisversorgung der Autofahrer mit Verkehrsinformationen in der breiten Masse zu gewährleisten. Die Internet-basierte Versorgung sei hierzu eine optionale Ergänzung. Sie liefere kostenpflichtig hochwertige, individualisierte Informationen für diejenigen Autofahrer, die dies über die DAB-basierte Grundversorgung hinaus wünschen.

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