Identitätsfeststellung

Telekom identifiziert De-Mail-Nutzer auf Wunsch auch zuhause

Derselbe Dienstleister wie bei GMX und Web.de kommt zu Besuch
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Denn die exakt gleiche Rufnummer gibt auch der De-Mail Anbieter GMX seinen an, hier heißt das Unternehmen dann aber "Sign Today". Die Identitätsfeststellung bei GMX haben wir bereits getestet. Dieser Zusammenhang verwundert nicht, da das ebenfalls kostenlos erhältliche De-Mail Angebot von GMX, für das wir uns zertifiziert haben, im selben Sicherheitsbereich wie die De-Mail-Infrastruktur der Deutschen Telekom untergebracht ist.

Der gesetzlich definierte De-Mail-Service ist 2012 gestartet. Da klassische E-Mails normalerweise keine Gewähr für die "Echtheit" des Absenders beinhalten und somit bei rechtlich heiklen Angelegenheiten, wo sicher sein muss, wer die Mail verschickt und wer sie empfangen hat, keine rechtssichere Beweislage besteht, müssen wichtige Dinge immer noch per Briefpost verschickt werden. Bei Großversendern etwa wie Banken und Versicherungen besteht daher ein großes Interesse, einen klar definierten "rechtssicheren" E-Mail Dienst zu haben. Nach Angaben der Telekom sollen sich bereits 1,5 Millionen Kunden bei allen De-Mail-Providern für den Dienst registriert haben, rund 250 000 davon haben das Identverfahren durchlaufen und testen die De-Mail bereits. Neben der Deutschen Telekom (und T-Systems) sind GMX, Web.de und Mentana Claimsoft (Frankopostalia) für De-Mail zertifiziert.

Provider rechnen vor, wie viele Papierbriefe theoretisch entbehrlich sind

Die Deutsche Telekom hat bereits 100 große Kunden für De-Mail gewonnen, etwa die Allianz-Gruppe, den Versicherer HUK24, die Württembergische Gemeinde-Versicherung, Ergo Versicherung, die Targobank, 430 Raiffeisenbanken und die Barmenia-Versicherung. 100 weitere Großkunden wollen in Kürze De-Mail-Verträge abschließen. Bei mittelständischen Unternehmen haben 5 000 Kunden bereits De-Mail gebucht, weitere 5 000 wollen den Dienst künftig nutzen. 40 Städte und kommunale Kunden werden De-Mail einführen, darunter die Städte Bonn und Düsseldorf.

Das Ziel dahinter ist, dass De-Mails viele Briefe, Faxe und E-Mails ersetzen könnten. Länder wie die Schweiz, Finnland, Kanada, Belgien, Dänemark, Spanien, Österreich haben nach Auskunft der Telekom Digital-Briefsysteme bereits eingeführt, allerdings sind diese Systeme bislang nicht über De-Mail zu erreichen und umgekehrt funktioniert es auch nicht.

Jährlich versenden die Deutschen 17,5 Milliarden Briefe. Rund die Hälfte - also 8,75 Milliarden - ließen sich durch De-Mails ersetzen, hoffen die Verantwortlichen. Hinzu kommen jährlich: 5,4 Milliarden Faxe, die wegen der "Rechtssicherheit" verschickt werden. 39 Prozent könnten durch De-Mail wegfallen. Dies wären theoretisch weitere 2,1 Milliarden De-Mails pro Jahr. Richtig lukrativ würde das Ganze, wenn von den weltweit 1 800 Milliarden verschickter E-Mails nur ein Prozent (also 18 Milliarden) davon aus Gründen der Sicherheit künftig per De-Mail gesendet werden, wären dies theoretisch ebenfalls Milliarden De-Mails, die je nach Anbieter und verschickter De-Mail-Menge mit bis zu 39 Cent das Stück berechnet werden können.

Unser Kommentar: Erfolg von Insellösungen bleibt fraglich

Wir verschicken im Moment täglich Unmengen von kostenlosen Mails, die uns nur Zeit, Strom, einen funktionierenden PC, einen meist kostenpflichtigen Internetzugang und ein oft kostenloses Mail-Konto bei E-Mail-Dienstleistern kosten. Wenn davon nur ein Bruchteil wie der klassische Brief kostenpflichtig "freigemacht" werden müsste, wäre das für die Branche ein gigantisches Geschäft. Ob sich die Sache aber langfristig durchsetzen wird?

Bei gutem Willen hätte man das Problem Identität auch mit klassischer E-Mail durch Zertifikate lösen können (PGP ist wohl das bekannteste Verfahren). Im Moment sind E-Post und De-Mail noch absolute und exotische Insellösungen. Es liegt an den Kunden, ob und wie viel sie bereit sind, für den Dienst "rechtssichere E-Mail" zu bezahlen. Langfristig könnte ein kostenpflichtiges System für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens eine Chance haben, wenn es möglichst universal nutzbar (z.B. auf dem Handy) und allgemein anerkannt ist. De-Mail ist davon noch weit, E-Post davon noch meilenweit entfernt.

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