Antennenfernsehen

Verbraucherschützer warnen vor "falschen" DVB-T2-Geräten (Update)

Die Verbrau­cher­schützer monieren Probleme bei der Einfüh­rung des neuen Anten­nen­fern­sehens DVB-T2. Zahl­reiche Empfangs­geräte auf dem Markt sind nicht für den in Deutsch­land verwen­deten Kompri­mie­rungs­stan­dard HEVC geeignet und Händler sind oft schlecht geschult.
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Viele DVB-T2-Geräte in Onlineshops sind nicht für den deutschen Standard HEVC geeignet. Viele DVB-T2-Geräte in Onlineshops sind nicht für den deutschen Standard HEVC geeignet.
Screenshot: teltarif.de
Zur Fußball-Euro­pameis­ter­schaft im Juni 2016 erfolgt der Vorab-Start für das neue digital-terres­tri­sche Anten­nen­fern­sehen DVB-T2 in den deut­schen Ballungs­gebieten. Wer sich heute bereits ein Empfangs­gerät kaufen will, greift aber mögli­cher­weise zum falschen Empfänger. Davor warnen die Verbrau­cher­zen­tralen. Grund ist die bei DVB-T2 einge­setzte HEVC (H.265)-Kompres­sion, die spezi­elle Geräte erfor­dert, die es zunächst nur auf dem deut­schen Markt gibt.

Zahl­reiche Geräte mit DVB-T2, aber ohne HEVC

Viele DVB-T2-Geräte in Onlineshops sind nicht für den deutschen Standard HEVC geeignet. Viele DVB-T2-Geräte in Onlineshops sind nicht für den deutschen Standard HEVC geeignet.
Screenshot: teltarif.de
Doch genau das sorgt derzeit für Chaos. Denn mehr als die Hälfte der aktuell im Handel oder online ange­botenen Geräte ist nicht für den deut­schen Stan­dard geeignet. Wer derzeit über die Anschaf­fung eines neuen Fern­sehers oder einer Set-Top-Box nach­denkt, sollte beim Hersteller oder Händler genau nach­fragen, ob das Gerät auch mit dem neuen DVB-T2-Stan­dard mit HEVC umgehen kann. Stich­proben hätten aller­dings gezeigt, dass nicht alle Verkäufer wirk­lich gut geschult seien, monieren die Verbrau­cher­zen­tralen in einem Bericht.

Die einfache Bezeich­nung "DVB-T2-Tuner inte­griert" oder "DVB-T HD" reiche nicht aus. Zahl­reiche Fern­seh­geräte, Receiver und sons­tige Geräte im Handel führen zwar diese Bezeich­nungen, seien aber nicht für HEVC geeignet. Auch bei der schwam­migen Bezeich­nung "DVB-T2 ready" könne man sich nicht darauf verlassen, ob das Gerät irgend­wann tatsäch­lich per Firm­ware­update für HEVC aufge­rüstet wird. Das Problem: Auspro­bieren kann man das neue Anten­nen­fern­sehen derzeit nur im Groß­raum Berlin und im Bereich der Städte Köln/Bonn und München. Hier läuft bereits ein Probe­betrieb. In allen übrigen Gebieten werden noch keine Signale über DVB-T2 ausge­strahlt.

Warnung vor schwarzen Schafen

Kunden sollten sich norma­ler­weise am extra für Deutsch­land einge­führten grünen Logo "DVB-T2 HD" auf der Verpa­ckung orien­tieren. Aller­dings wurde bei den Mindest­anfor­derungen nicht an die "Embedded"-Lösung zur Deco­die­rung der privaten Programme gedacht, die bei DVB-T2 nur gegen Entgelt zu bekommen sind und verschlüs­selt werden. Sprich: Mögli­cher­weise ist das Empfangs­gerät zwar für alle unver­schlüs­selten Sender, vorrangig die öffent­lich-recht­lichen Sender, geeignet, nicht aber für RTL und Co. Für das verschlüs­selte Bouquet ist derzeit ein eigener Marken­name im Gespräch, der ein eigenes, zusätz­liches Logo erhalten soll - ähnlich wie HD+ beim Satel­liten­fern­sehen. Der Bran­chen­dienst Dehn­media weist noch auf ein anderes Problem hin: Betrüger könnten vor allem in Online­shops uner­laubt Logos benutzen oder unge­eig­nete Geräte in Verbin­dung mit der Wort­marke DVB-T2 HD anbieten.

Update vom 11. Januar 2016

Wie Veit Olischläger vom Projekt­büro DVB-T2 HD Deutsch­land mitteilt, sei es korrekt, dass die Geräte mit dem grünen DVB-T2 HD Logo keine "Embedded"-Entschlüs­selungs­technik beinhalten. Sie verfügten jedoch zwin­gend über eine CI+ Schnitt­stelle in die ein separat zu erwer­bendes Entschlüs­selungs­modul gestreckt werden kann. Nur dann bekämen sie das Logo im Unter­schied zu reinen Free-to-Air-Geräten. Damit und dem monat­lichen tech­nischen Entgelt seien dann auch die privaten Programme in HD zu empfangen. Ende Update

Eigent­lich obli­gato­risch: Gerä­teda­ten­bank in Info­portal

Bedau­erli­cher­weise haben es die Betreiber des offi­ziellen Infor­mati­ons­por­tals bis heute immer noch nicht geschafft eine Gerä­teda­ten­bank in die Website zu inte­grieren. Eine solche könnte verun­sicherten Kunden weiter­helfen. Eine solche Daten­bank gibt es im vergleich­baren Infor­mati­ons­portal für das Digi­tal­radio DAB+. Mit Hilfe dieser können Kunden über­prüfen, ob das Empfangs­gerät tatsäch­lich die neueste Gene­ration des digital-terres­tri­schen Radios empfangen kann. So etwas wäre eigent­lich auch beim digital-terres­tri­schen Fern­sehen obli­gato­risch.

Ebenso wäre die Vorab-Verbrei­tung eines bundes­weiten Test­signals (etwa einer bloßen Text­tafel) in DVB-T2 HD/HEVC sinn­voll. Mit Hilfe dieser könnten Kunden auspro­bieren, ob ihr Empfangs­gerät geeignet ist. Werden diese Maßnahmen nicht umge­setzt, können wir verun­sicherten Verbrau­chern zunächst nur raten, bis zur Aufschal­tung des Vorab-Betriebs im Sommer zu warten. Keines­falls sollten sie heute noch zu einem Empfangs­gerät greifen, das nur den alten Stan­dard DVB-T beherrscht. Denn schon ab März 2017 wird das alte Anten­nen­fern­sehen sukzes­sive abge­schaltet und die Geräte werden schnell zu Elek­tro­schrott.

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