Ausblick: Digitalradio und Internetradio im Jahr 2015
Auch 2015 sind vor allem die ARD-Anstalten der große Antreiber beim terrestrischen Digitalradio, wobei es hier nach wie vor ein starkes Nord-Süd-Gefälle gibt. Während im Süden der Südwestrundfunk (SWR) und der Bayerische Rundfunk (BR) ihre Sendernetze weiter ausbauen und sogar noch neue Programme in den Äther bringen wollen (BR Heimat und KiRaKa starten im bayerischen Digitalradio), wollen der Norddeutsche Rundfunk (NDR) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) im kommenden Jahr wohl keine weiteren Sendeanlagen aufschalten. Das bedeutet: Vor allem Teile Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bleiben auch 2015 weiße Flecken auf der Digitalradio-Landkarte.
Kommen und Gehen bei privaten Hörfunksendern
Während die öffentlich-rechtlichen Sender den Digitalradio-Ausbau aus dem Rundfunkbeitrag finanzieren, müssen Privatradios eine DAB+-Verbreitung aus eigener Tasche zahlen. Obwohl inzwischen eine stattliche Anzahl an Digitalradio-Empfängern in den Haushalten steht, ist DAB+ für die werbetreibende Industrie nach wie vor eher uninteressant. So wird es 2015 einige neue private Programm-Angebote geben wie Kultradio.fm [Link entfernt] aus Bayern, aber auch einige Rückzieher. Am 31. Dezember 2014 ist zum Beispiel Sendeschluss über DAB+ bei den Antenne Bayern-Ablegern Antenne Top 40 und Antenne Info, die fortan nur noch über Internet verbreitet werden. Auch der Kulturkanal Radio Impala will sich laut teltarif.de-Informationen aus dem terrestrischen Digitalradio zurückziehen. Die Lage für Privatradios könnte sich jedoch verbessern, da mehrere Unternehmen der werbetreibenden Wirtschaft erstmals Werbekombis für Digitalradio anbieten werden.
Mit dem größten programmlichen Zuwachs ist in der Hansestadt Hamburg zu rechnen. Hier wird im Laufe des ersten Quartals 2015 eine neue Digitalradio-Plattform mit mindestens acht Privatradios starten.
Lage auf dem Empfängermarkt
Sehr positiv verlief im Jahr 2014 die Lage auf dem Endgerätemarkt beim Digitalradio. Vor allem im Segment der portablen Radios sind neue Player wie die CHAL-TEC Vertriebs- + Handels GmbH (Marke: Auna) oder die Aquiston Digital GmbH (Marke: Ditalio) mit zahlreichen Modellen im unteren und mittleren Preissegment im Markt eingestiegen. Das Geschäft mit Digitalradios ist offenbar lukrativ, und der Trend dürfte sich in 2015 fortsetzen. Somit ist mit zahlreichen weiteren neuen Modellen und Marken zu rechnen. Einstiegspreise ab 25 Euro für Digitalradios sind heute schon keine Seltenheit mehr, damit sind portable Empfänger mit DAB+ heute schon kaum noch teurer als reine UKW-Radios. Einige Medienmärkte wie Saturn bieten kaum noch rein analoge Radios an.
Mangelware sind dagegen immer noch HiFi-Anlagen und Soundsysteme mit DAB+. Obwohl die Chips kaum mehr als fünf Euro pro Stück kosten, verbauen die Hersteller in viele Anlagen immer noch reine UKW-Empfänger. Dabei könnte vor allem in diesem Segment das Digitalradio DAB+ seine großen Stärken gegenüber UKW ausspielen, etwa absolute Rauschfreiheit und – je nach Datenrate – ein weit besserer Klang.
Wenig Bewegung wird es auch beim Thema DAB+ im Auto geben. Aktuell verdienen die Autobauer sehr gutes Geld mit dem Digitalradio als Sonderausstattung und werden DAB+ entweder gar nicht oder nur bei wenigen Modellen oder Sondereditionen serienmäßig anbieten.
Ausblick beim Internetradio
Einen interessanten Trend gab es im Jahr 2014 laut einer Erhebung von Infratest Dimap: In Haushalten, in denen inzwischen ein Digitalradio mit DAB+ steht, wird insgesamt weniger Internetradio gehört. Offenbar loben viele die einfache Bedienung der Geräte und – auch wenn es auf den ersten Blick paradox klingen mag – das überschaubarere Programmangebot. Insgesamt nimmt jedoch das Thema Internetradio ebenfalls an Fahrt auf. Viele Deutsche hören über die zur Verfügung stehenden Endgeräte – vom PC bis zum Smartphone – Radioprogramme aus dem Netz.
Mit dem Radioplayer Deutschland soll noch im Januar die erste rein deutsche Internetradioplattform starten. Nachdem private Sender das Projekt initiiert hatten, soll nach Informationen des "Meinungsbarometers Digitaler Rundfunk" nun auch die ARD ihren Willen bekräftigt haben, an dem Projekt teilzunehmen. Ob sich der Radioplayer jedoch gegen bestehende, gut laufende und vor allem beim Zugang diskriminierungsfreie Angebote wie TuneIn oder radio.de durchsetzen kann, bliebt offen.
Mehr zu dem, was im Jahr 2015 noch passieren wird, haben wir in weiteren Ausblicken zusammengestellt.