Test-Vergleich

EDGE-Netz in Berlin: Telekom Top, Vodafone Flop

Praktisch kein Datenfluss im EDGE-Netz von Vodafone
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Nachdem teltarif.de schon mehrmals den beklagenswerten Zustand des EDGE-Netzes bei Vodafone thematisiert hat, vergleichen wir heute konkret die Netze von Telekom und Vodafone in ausgewählten Innen­stadt­berei­chen von Berlin. Gleichzeitig überlegen wir, welche Ansprüche mobile Surfer überhaupt an das EDGE-Netz stellen dürfen.

Bereits im großen Vodafone-Netztest hatten wir uns über die schwache Leistung des EDGE-Netzes bei Vodafone gewundert, waren zuerst von einer Netzstörung ausgegangen, mussten aber feststellen, dass die schwache Performance wohl ein Dauerzustand sein könnte. Den zweiten Hinweis auf die beklagenswerten EDGE-Datenraten hatten wir Ende Juni geliefert und dabei konkrete Datenraten für ausgewählte Orte genannt. Vor wenigen Tagen hatten wir erneut den zum Teil komplett ausbleibenden EDGE-Datenverkehr im Vodafone-Netz konkretisiert. Doch der Netzbetreiber schweigt beharrlich - was mag dies bedeuten?

Diese Ansprüche stellen wir an das EDGE-Netz

EDGE-Netz in Berlin: Telekom Top, Vodafone Flop EDGE-Netz in Berlin:
Telekom Top, Vodafone Flop
Bild: teltarif.de
EDGE ist eine Abkürzung für eine eigentlich sehr schön klingende Bezeichnung, denn sie bedeutet "Enhanced Data Rates for GSM Evolution". Das Ziel des Standards war es, die Datenrate das "alten" GSM-Netzes mit seinen sehr langsamen Standards GPRS und HSCSD (wobei zweiterer in der Praxis kaum mehr vorkommt) zumindest etwas zu beschleunigen. Interessanterweise wurde EDGE in Deutschland erst während bzw. nach der ganzen UMTS-Euphorie eingeführt, um mobilen Internet-Nutzern außerhalb des UMTS-Versorgungsgebietes einen etwas schnelleren Datenfluss zu bieten.

Für die Netzbetreiber hat EDGE den Vorteil, dass sich die Technik mit relativ kleinem Aufwand in das Mobilfunknetz integrieren lässt. In der Regel muss nur die Software der Basisstation aktualisiert werden und eben ein entsprechend leistungsfähiger Backbone zur Verfügung stehen. Der Austausch von Hardware dürfte nur dann notwendig werden, wenn diese schon viele Jahre auf dem Buckel hat.

Durch einen Wechsel des Modulationsverfahrens können bei EDGE im Gegensatz zu GPRS acht Time Slots mit je 59,2 kBit/s zusammen eine theoretische Datenrate von bis zu 473 kBit/s im Downstream erreichen. Viele der heute angebotenen Geräte nutzen vier Time Slots für den Downstream und zwei für den Uplink. Die theoretisch möglichen Maximalwerte bei der Datenübertragung liegen bei diesen Mobiltelefonen also bei 220 kBit/s im Downstream und 110 kBit/s im Upstream.

Egal, welches Endgerät man nutzt und welche Rechnung daraus resultiert: Der Einsatzzweck von EDGE ist klar definiert. Die GPRS-Erweiterung ist dazu gedacht, den Anwender in Regionen ohne UMTS/HSDPA/LTE mit einem mobilen Datennetz zu versorgen, das die Synchronisation von E-Mails ohne große Anhänge, das Surfen auf mobilen Webseiten ohne Multimedia-Elemente sowie Text-Messaging und kleine Statusupdates in sozialen Netzwerken ermöglicht. Niemand würde auf die Idee kommen, von EDGE mehr als dies zu erwarten - doch mit weniger möchte man sich auch nicht zufriedengeben. Und die oben genannte Definition "Regionen ohne..." schließt innerstädtische Gebiete ein, in denen die schnelleren Datennetze nur mit sehr großem Aufwand zu realisieren sind, also in stark abgeschirmten Gebäuden sowie in unterirdischen Bauten.

Auf der folgenden Seite vergleichen wir konkret die Leistung des EDGE-Netzes bei der Telekom und Vodafone und fragen uns, warum Vodafone die Beschwerden der Nutzer seit Monaten nicht ernst nimmt.

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