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EWE setzt Bundesnetzagentur und Telekom unter Druck

Mehr Haushalte als die Telekom mit VDSL Vectoring versorgen zu wollen, ist eine ambitionierte Ansage - EWE Tel macht sie für das eigene Vertriebsgebiet. 75 000 Haushalte mehr als der Ex-Monopolist sollen bei EWE Tel schnelles Internet bekommen.
Von Thorsten Neuhetzki

EWE Tel plant mehr VDSL auszubauen als die Telekom EWE Tel plant mehr VDSL auszubauen als die Telekom
Bild: Photosani Fotolia
EWE Tel will in der Schlacht um VDSL Vectoring im Nahbereich nicht klein beigeben. Das Unternehmen hatte als eines der ersten Alternativanbieter nach der Telekom eine eigene Ausbauzusage für den Bereich von etwa 500 Metern rund um die Vermittlungsstellen gemacht. Jetzt legt der Anbieter nach und unterbreitet der Bundesnetzagentur ein Angebot, das die Behörde in Zugzwang bringen dürfte. Sie plant der Telekom ein weitgehendes Exklusivrecht für den Ausbau einzuräumen, obwohl es eine ihrer Aufgaben ist, für ausreichenden Wettbewerb zu sorgen. Mit der jetzigen Zusage übertrifft EWE Tel nach eigenen Angaben sogar die Ausbauzusage der Telekom.

EWE Tel plant, im eigenen Vertriebsgebiet mehr als 90 Prozent der Haushalte in den Nahbereichen mit mindestens 50 MBit/s zu versorgen. EWE Tel liegt damit nach eigenen Angaben höher als die Telekom. Nach Angaben des Regionalcarriers würde man damit 75 000 Haushalte mehr versorgen als die Telekom. Der regionale Anbieter hatte bereits einen Invest von 70 Millionen zugesagt, ein weiterer zweistelliger Millionenbetrag wurde nun angekündigt. Das Ausbauangebot der Telekom für dieselben Nahbereiche beinhaltet laut Einschätzung von EWE Tel 74 Prozent Abdeckung der Haushalte. Die neue Zusage läge der Bundesnetzagentur seitens EWE Tel unterschrieben vor, heißt es von dem Anbieter.

EWE-Tel-Chef: "Wir wollen ausbauen"

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Um den jetzt gegenüber der Bundesnetzagentur zugesagten Ausbau zu erreichen, will EWE neben der Erschließung der im Nahbereich bereits vorhandenen 3200 Kabelverzweiger mit der Übergangstechnologie VDSL Vectoring zusätzliche Kabelverzweiger aufstellen, heißt es in einer Mitteilung des Anbieters. Dadurch würden die Entfernungen zu den einzelnen Häusern weiter verkürzt und die Bandbreiten erhöht. Zusätzlich bietet EWE den Ausbau von Glasfaserhausanschlüssen an. Ähnlich wie bei dem Telekom-Antrag ist auch für EWE Bedingung, dass EWE in ihren Regionen den Ausbau exklusiv vornehmen kann. Norbert Westfal: "Wir wollen ausbauen. Unsere Ausbauzusage liegt auf dem Tisch. Die Bundesnetzagentur muss jetzt nur noch zugreifen."

In der Tat dürfte das Angebot der EWE Tel die Bundesnetzagentur in die Bredouille bringen. EWE Tel versorgt weite Teile Nordwest-Deutschlands mit Festnetz und Internet. Dabei erstreckt sich das Lizenzgebiet von der niederländischen Grenze im Westen über Osnabrück bis Hannover im Osten bis nach Bremen im Norden. Insgesamt hat der Anbieter mehr als 500 (von 5200) Ortsnetzen erschlossen. Würde der Regulierer der Telekom hier nun trotz eines - so scheint es - besseren Ausbauangebotes für diese Region den Zuschlag geben, dürfte dieses für einen Aufschrei unter allen alternativen Netzbetreibern in Deutschland sorgen. Diese sind ob des sich seit über einem Jahr streckenden Verfahrens ohnehin schon verärgert. Es ist inzwischen mehr als ein Jahr her, dass die Telekom bei der Bundesnetzagentur die Neuregulierung für VDSL Vectoring im Nahbereich beantragt hatte.

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