Gegenangebot

EWE Tel will flächendeckenden VDSL-Nahbereichsausbau

Gegenangebot aus Oldenburg: EWE Tel will im eigenen Lizenzgebiet den Nahbereich flächendeckend ausbauen - allerdings nur exklusiv. Das geht nur, wenn die Bundesnetzagentur einen Telekom-Antrag ablehnt.
Von Thorsten Neuhetzki

EWE Tel will Geld umschichten EWE Tel will Geld umschichten
Bilder: pixabay, EWE, teltarif / Montage: teltarif.de
Die Deutsche Telekom hatte Anfang des Jahres bei der Bundesnetzagentur den Antrag gestellt, den Nahbereich um die etwa 7900 Vermittlungsstellen in Deutschland exklusiv mit VDSL und VDSL Vectoring ausbauen zu dürfen. Über den Antrag ist bis heute nicht entschieden. Doch jetzt melden sich die Alternativanbieter zu Wort. Schon vor einigen Wochen boten die Stadtwerke Neumünster einen flächendeckenden Glasfaserausbau in ihrem Verbreitungsgebiet an, jetzt legt EWE Tel für den Nordwesten Deutschlands nach und will 3200 Kabelverzweiger im Nahbereich erschließen.

Das Unternehmen, eine Tochter der EWE AG, hat der Bundesnetzagentur nach eigenen Angaben die Bereitschaft mitgeteilt, über 70 Millionen Euro in die Erschließung von 3 200 Kabelverzweigern im Nahbereich zu investieren. Von den Ausbaumaßnahmen, die bis Ende des Jahres 2018 abgeschlossen wären, würden nach Unternehmensangaben fast eine halbe Million Haushalte profitieren. Das allerdings mache das Unternehmen nur, wenn EWE in ihren Regionen den Ausbau exklusiv vornehmen könne, lies man aus Oldenburg wissen.

EWE Tel sieht sich zur Umschichtung von Investitionen gezwungen

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Bilder: pixabay, EWE, teltarif / Montage: teltarif.de
EWE sieht sich selbst als Breitbandausbauer im Einzugsgebiet. Alleine in diesem Jahr schaffe man für 220 000 Haushalte einen Anschluss. "Der Antrag der Deutschen Telekom, exklusiv den Nahbereich mit der Zwischentechnologie Vectoring auszustatten, und aktuelle politische Entwicklungen können uns allerdings dazu zwingen, unsere Investitionen umzuschichten. Daher bieten wir der Bundesnetzagentur an, flächendeckend in unserem Einzugsgebiet exklusiv den Nahbereich mit Vectoring-Technologie auszustatten und dafür über 70 Millionen Euro zu investieren", sagt EWE-Tel-Geschäftsführer Norbert Westfal.

Durch den Telekom-Antrag sieht der Anbieter einen faireren Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt und den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland akut gefährdet. Im Nahbereich stünden bereits hohe Bandbreiten zur Verfügung und die Versorgung sei überdurchschnittlich. "Ein Vectoring-Ausbau dient hier einzig der Monopolisierung und einer wirtschaftlichen Veredelung alter Kupferkabel", heißt es aus dem Hause EWE. Eine nachhaltige Lösung mit Glasfaserhausanschlüssen werde damit im Nahbereich zunächst wirtschaftlich unvertretbar.

Kritik an Telekom-Antrag

"Als regionaler Anbieter ist es für uns ein besonderes Anliegen, auch außerhalb der großen Ballungszentren die Breitbandversorgung und unser Glasfasernetz weiter auszubauen", so Norbert Westfal weiter. "Dieses können wir aber nur, wenn unser Geschäftsmodell nicht durch eine Remonopolisierung bedroht wird. Wir brauchen die Nahbereiche rund um die Hauptverteiler, um auch zukünftig in ländlichen Regionen auszubauen und die weißen Flecken von der Karte zu tilgen, die nicht von anderen Anbietern erschlossen werden. Breitbandausbau ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe - in einem Monopol leidet nicht nur der Wettbewerb, sondern vor allem der Breitbandausbau."

Bis heute hat EWE nach eigenen Angaben 5500 Kabelverzweiger an das Breitbandnetz angeschlossen. Darüber sei eine Million Haushalte mit VDSL und VDSL Vectoring anschließbar. Hinzu kommen etwa 76 000 Glasfaser-Hausanschlüssen.

Wie der Ausbau von Kabelverzweigern vor Ort funktioniert, haben wir in einer Bilderstrecke dokumentiert.

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