Online-Werbung

Facebook lässt Kaufverhalten der Nutzer von Firma ausspionieren

Facebook-Profile ungefragt mit Daten von Treuekarten abgeglichen
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Facebook lässt Kaufverhalten der Nutzer ausspionieren Facebook lässt Kaufverhalten der Nutzer ausspionieren
Logo: Facebook
Wofür gibt ein Facebook-Nutzer Geld aus? Um das herauszufinden lässt das soziale Netzwerk eine IT-Firma das Kaufverhalten der Nutzer ausspionieren. Datenschützer be­mängeln, dass Facebook sich schon wieder nicht an frühere Zusagen hält.

Die Financial Times Deutschland [Link entfernt] be­richtet unter Be­ru­fung auf ihr USA-Schwester­maga­zin, dass Face­book schon wieder essentielle Datenschutzrichtlinien verletzt, um durch Werbung möglichst hohe Einnahmen zu generieren. Das Marktforschungsunternehmen Datalogix soll im Auftrag von Facebook feststellen, wie verkaufsfördernd Anzeigen auf dem sozialen Netzwerk tatsächlich sind.

Facebook im Kreuzfeuer: Datenschutz versus höhere Werbeeinnahmen

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Momentan befindet sich Facebook in einem regelrechten Kreuzfeuer der Kritik. Anleger werfen dem schwächelnden sozialen Netzwerk vor, mit Werbung zu wenig auf mobilen Geräten präsent zu sein - immer weniger Nutzer loggen sich über den Desktop-Browser ein, der die beste "Präsentationsfläche" für Online-Werbung bietet. Die bisher vorgestellten Konzepte für mehr Werbung auf mobilen Geräten konnten die Investoren bislang nicht recht überzeugen.

Und wenn Facebook Konzepte vorstellt, die explizit das Nutzerverhalten für Werbezwecke protokollieren, tritt weltweit ein Heer von Datenschützern auf den Plan und kritisiert die Pläne. So auch in diesem Fall: Facebook möchte genau wissen, wie viele Nutzer, die Werbung gesehen haben, das Produkt anschließend tatsächlich kaufen. Der Wert einer Werbeanzeige wurde bislang eher daran gemessen, wie oft sie angeklickt wurde. Mit dem neuen Vorstoß könnte Facebook sich von diesem Konzept eventuell verabschieden.

Laut Angaben der Zeitung hat Datalogix über Treuekarten und Einkaufsprogramme von über 1 000 Einzelhändlern Daten zum Einkaufsverhalten von über 70 Millionen Haushalten in den USA angehäuft. Diese Daten werden jetzt mit den Facebook-Konten abgeglichen, um herauszufinden, ob die Nutzer sich von einer Anzeige auf dem Netzwerk tatsächlich zum Kauf verleiten lassen.

Abgleich von Offline- und Online-Daten ruft Datenschützer auf den Plan

Damit tut sich ein Problem auf: Facebook hatte sich in einer außergerichtlichen Einigung mit der US-Wettbewerbsbehörde dazu verpflichtet, seine eigenen Datenschutzversprechen zu befolgen. Diesen Kompromiss sehen Datenschützer nun in Gefahr. Denn kein Facebook-Nutzer wurde vorher gefragt, ob er dem Datenabgleich mit der Datalogix-Datenhalde zustimmt oder nicht. Auch jetzt ist auf der Facebook-Seite kein Widerspruch möglich, dazu müssen die Nutzer - ganz unkomfortabel - auf die Datalogix-Webseite gehen.

Datenschützer in den USA laufen vor allem Sturm gegen den Abgleich von Online- und Offline-Daten. Obwohl Facebook behauptet, dass die Daten nur anonymisiert "in Gruppen zusammengefasst" an Datalogix weitergegeben würden, bleiben Fragen offen. Zum Beispiel die, ob auch Daten von nicht-US-Nutzern weitergegeben werden. Aus den bisherigen Untersuchungen gibt es aber bereits erste Ergebnisse. In 45 Werbekampagnen war bei 70 Prozent der untersuchten Fälle die Resonanz wie folgt: Pro investiertem Dollar für Werbung hatte der Werber drei Dollar eingenommen.

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