ProSiebenSat.1: Kräftiges Minus im TV-Geschäft
ProSiebenSat.1 legt Quartalszahlen vor
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Trotz eines Pandemie bedingt schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes hat ProSiebenSat.1 das erste Quartal vergleichsweise gut abgeschlossen. Am Mittwoch stellten CEO Rainer Beaujean und Finanzchef Ralf Gierig im Rahmen einer Pressekonferenz die aktuellen Quartalsergebnisse vor. Positiv entwickelte sich insbesondere die Dating-Plattform ParshipMeet Group, wohingegen die Umsätze im klassischen TV-Werbegeschäft rückläufig waren. Auch beim Thema Mediaset hielt sich das Management weiterhin bedeckt.
Wachstum bei Dating-Plattform und HD-Abos
ProSiebenSat.1 legt Quartalszahlen vor
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Im Gegensatz zu anderen europäischen Medienhäusern setzt ProSiebenSat.1 auf Diversifikation, wodurch das Unternehmen bislang vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise gekommen ist. Gegenüber dem Vorjahr brachen die Werbeumsätze im TV-Geschäft um 14 Prozent ein, der Gesamtumsatz im Geschäftsbereich "Entertainment" sank von 664 auf 610 Millionen Euro. Allerdings verdienten die Münchener auf der anderen Seite mehr Geld mit Programmproduktion und Programmverkäufen. Auch scheinen sich mehr Zuschauer für ein HD-Abo zu entscheiden, hier stiegen die Nutzerzahlen im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent.
Bei der Dating-Plattform ParshipMeet Group lief es für ProSiebenSat.1 besonders gut, hier stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um 82 Millionen Euro. CEO Rainer Beaujean betonte in diesem Zusammenhang erneut die Bedeutung des diversifizierten Geschäftsmodells. Man sei deshalb im Vergleich zum europäischen Wettbewerb besser aufgestellt: "Wir meistern die Anforderungen robuster als reine Medienunternehmen", so der CEO.
Lokale Inhalte im Fokus
Im Kerngeschäft Fernsehen setzt der Medienkonzern weiterhin auf lokale Inhalte. Genannt wurden in diesem Zusammenhang insbesondere die Shows "Germany's Next Topmodel" sowie "The Voice Kids", welche maßgeblich zum Erfolg beitrugen. Auch die Sportberichterstattung mit beispielsweise der Formula E spielt in der Strategie eine wichtige Rolle. Im Bereich Entertainment wollen man sich weiterhin vor allem auf die junge Zielgruppe konzentrieren.
Wenig Konkretes vermeldete Beaujean vom Streaming-Joint Venture Joyn mit Discovery, hier lagen erst noch kürzlich enttäuschende Ergebnisse vor. So liegt der Streamer mit drei Prozent Marktanteil bei den Abonnentenzahlen weit hinter den Marktführern Amazon Prime Video und Netflix. Lediglich TVNOW der Mediengruppe RTL schneidet noch schlechter ab. Erst Anfang des Jahres verließ Geschäftsführerin Katja Hofem außerdem das Unternehmen.
Kein Kommentar zu Mediaset
Zu aktuellen Entwicklungen mit Blick auf eine potenzielle Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Mediaset äußerte sich Rainer Beaujean ebenfalls nicht. Auch hier gab es allerdings kürzlich Neuigkeiten: So haben die Italiener mit ihrem eigenen Großaktionär Vivendi einen Streit beigelegt, die Gründung der Dachholding "Media For Europe" soll nun wieder aufgenommen werden. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wahrscheinlich, dass Mediaset ihr Engagement in München weiter erhöht.
Insgesamt geht ProSiebenSat.1 in den kommenden Monaten trotz anhaltender Lockdown-Beschränkungen von einer positiveren Entwicklung als im Vorjahreszeitraum aus, vor allem die Werbeeinnahmen sollen wieder anziehen. Mit der verbesserten Prognose geht auch eine entsprechende Ausschüttung an die Aktionäre einher. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen deshalb eine Dividende von 49 Cent für das Geschäftsjahr 2020 vor.
ProSiebenSat.1-CEO Beaujean hatte erst kürzlich angekündigt, keinen eigenen Nachrichtensender zu starten.