Karrieren

Google-Alphabet-Rochade: Das steckt dahinter

Google hat einen neuen CEO - Sundar Pichai. Die Google-Gründer Larry Page machen Platz für einen Erfolgsgaranten. Aber warum die Google-Alphabet-Rochade? Dahinter steckt eine Personalfrage und auch eine Strategie für die Zukunft.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Sundar Pichai: Eine Karriere bei Google Sundar Pichai: Eine Karriere bei Google
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Der Aufstieg von Sundar Pichai an die Google-Spitze schien schon lange nur eine Frage der Zeit. Erst bekam er vor knapp zweieinhalb Jahren die Verantwortung für das dominierende Smart­phone-System Android übertragen und dann im vergangenen Herbst die für fast das gesamte Online-Geschäft.

Google-Alphabet-Rochade: Sie nützt allen

Sundar Pichai: Eine Karriere bei Google Sundar Pichai: Eine Karriere bei Google
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Jetzt wird der Aufstieg des 43-Jährigen mit dem Chefposten bei Google gekrönt. Es ist zwar nur ein "etwas verschlanktes" Google als Web-Sparte unter einem neu geschaffenen Konzerndach, wie Mitgründer Larry Page dezent anmerkte. Aber Page vertraut dem stets bedächtig auftretenden Top-Manager damit Googles Geldmaschine an, auf die das ganze Unternehmen angewiesen ist.

Der Umbau des Konzerns dürfte vor allem mit Sundar Pichai persönlich zusammenhängen. Längst schon ist er für die wichtigen Sparten wie Android und Chrome verantwortlich und gilt somit als Erfolgsgarant bei den Produkten und Diensten, die Google für Anwender entwickelt.

Pichais Talente fielen auch Googles Rivalen auf. So soll er laut Medienberichten 2013 als Kandidat für den Chefposten bei Microsoft angesprochen worden sein. Zuletzt fiel sein Name immer wieder, wenn es um den Spitzenjob beim Kurznachrichtendienst Twitter ging, der neu besetzt werden muss.

Falls nun also Pichai Ambitionen auf einen ernstzunehmenden Chef-Posten hat, dürfte ihm sein bisheriger Titel "Senior Vice President of Products" langfristig nicht genug sein. Die Google-Alphabet-Rochade ist dann für alle Seiten ein geschickter Schachzug: Pichai ist künftig der CEO von Google und agiert nominell eigenständig. Als CEO hat er größeren Gestaltungsspielraum, den er wohl auch zu nutzen weiß. Und ein Gehaltssprung dürfte ohnehin inbegriffen sein. Die Google-Gründer hingegen machen Platz und kümmern sich bei Alphabet Inc. um die Moon-Shot-Projekte, die sie dank der Google-Milliarden wohl noch ausweiten werden. Aufgrund der Firmenstruktur behalten sie aber dennoch die Kontrolle über alle Aspekte des Konzerns. Damit machen Page & Co. aber auch deutlich: Projekte abseits von Webdiensten werden künftig noch wichtiger und sollen schon bald zum Cash-Flow beitragen.

Sundar Pichai: Eine Karriere bei Google

Pichai stammt aus dem südindischen Staat Tamil Nadu. In die USA kam er 1993 mit einem Stipendium für die kalifornische Elite-Uni Stanford, um Halbleiter-Physik zu studieren. Seine Eltern mussten in die Ersparnisse greifen, um für das Flugticket 1000 Dollar zusammenzukratzen. Es war mehr als ihr jährliches Einkommen, wie Pichai dem Magazin Bloomberg Businessweek erzählte. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Das erste Telefon bekam die Familie, als Sundar zwölf Jahre alt war. Ihr übliches Fortbewegungsmittel war ein Motorroller, auf den sie zu viert stiegen. Sundar fuhr vorne im Stehen.

Zu Google kam Pichai vor gut einem Jahrzehnt. Er trat am 1. April 2004 an - dem Tag, an dem der E-Mail-Dienst des Internet-Konzerns gestartet wurde, was auch er anfangs für einen der üblichen Aprilscherze der Firma hielt. Seine erste Aufgabe war die Arbeit am Google-Suchfenster in Browsern wie Firefox oder Microsofts Internet Explorer. Pichais Vorschlag, Google sollte einen eigenen Browser entwickeln, überzeugte die Gründer - und der Erfolg von Chrome war seine Eintrittskarte in die Chefetage des Konzerns.

In einem langen Interview mit dem Blog "The Verge" erzählte Pichai im Frühjahr von seinen Plänen, Google-Dienste durch den Einsatz selbstlernender Computerprogramme zu verbessern - und Milliarden neue Nutzer ins Netz zu bringen. "Wir wollen Produkte für alle entwickeln", sagte er.

Beginnen könnte Pichai damit, die schwerfällige Verbreitung von Android-Updates in den Griff zu bekommen.

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