Themenspezial: Verbraucher & Service Umstellung

Kleinanzeigen: Plötzlicher Zwang zu "Direkt kaufen"?

Klein­anzeigen hat sich von eBay getrennt und entwi­ckelt seine Platt­form weiter. Dabei testet das Portal auch Funk­tionen, die den Verkäu­fern plötz­lich unter­geschoben werden - und weit­rei­chende Auswir­kungen haben.
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Verwirrung um neue Optionen bei Kleinanzeigen-Portal Verwirrung um neue Optionen bei Kleinanzeigen-Portal
Bild: kleinanzeigen.de GmbH / Marktplaats B.V.
eBay Klein­anzeigen ist Geschichte - aller­dings nur die Verwen­dung des Namens "eBay". Denn - wie berichtet - heißt das Portal seit Mitte Mai nur noch Klein­anzeigen. Einen anderen Eigen­tümer hat es schon seit 2021.

Die neuen Macher sind inzwi­schen dabei, das Klein­anzeigen-Portal an einigen Stellen weiter­zuent­wickeln und neue Funk­tionen zu imple­men­tieren. Diese sollen nicht nur Verkäu­fern und Käufern mehr Komfort bieten, sondern mit einigen davon verdienen die Eigen­tümer von Klein­anzeigen auch Geld.

Über­raschend ist es nur, wenn einem als Verkäufer eine derar­tige neue Funk­tion plötz­lich ohne eigenes Wissen unter­geschoben wird.

Das Proze­dere auf Klein­anzeigen

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Bild: kleinanzeigen.de GmbH / Marktplaats B.V.
Vermut­lich findet ein Groß­teil der Verkäufe über Klein­anzeigen immer noch so statt, dass ein Verkäufer etwas inse­riert und ein inter­essierter Käufer sich per Telefon oder E-Mail meldet. Dann werden mögli­cher­weise weitere Kondi­tionen und der Preis ausge­han­delt, die persön­liche Über­gabe oder der Post­ver­sand bespro­chen, die Bezah­lung erfolgt dann entweder in Bar bei Über­gabe, über die Geld-Senden-Funk­tion von PayPal oder eine Bank­über­wei­sung.

Dieses Proze­dere birgt nicht nur Risiken für Käufer und Verkäufer, auch das Klein­anzeigen-Portal bekommt bei diesem Verfahren nicht mit, was Käufer und Verkäufer verein­bart haben und ob es mit Über­gabe bzw. Versand und Bezah­lung geklappt hat. Das ist einer der Gründe, warum Klein­anzeigen vermehrt sichere Bezahl­arten und eine nach­voll­zieh­bare Kauf­abwick­lung anbietet - aller­dings frei­willig.

"Direkt kaufen" und "sicheres Bezahlen" auto­matisch akti­viert?

In der zweiten Juni-Hälfte schrieb uns ein teltarif.de-Leser:

Hallo, kann es sein, dass die Firma Klein­anzeigen bei bereits inse­rierten Arti­keln ohne Wunsch des Inse­rie­renden einfach "Direkt kaufen" und dadurch auch gleich noch "sicheres Bezahlen" akti­viert? Meiner Freundin ist das passiert, und es wurde ein Artikel direkt gekauft, obwohl sie sich noch gar nicht für "sicheres Bezahlen" ange­meldet hatte. Man wird also quasi unter Druck gesetzt, seine Bank­daten an einen unbe­kannten Dienst­leister raus­zugeben, weil man sonst seinen Artikel nicht verkauft bekommt? Viel­leicht könnt ihr ja mal recher­chieren in der Sache?
Nur mit der Funk­tion "Sicher bezahlen" profi­tieren die Teil­nehmer des Portals vom (Ver-)Käufer­schutz. Falls der gekaufte Artikel nicht ankommt oder erheb­lich von der Beschrei­bung abweicht, zahlt der Klein­anzeigen-Partner "Online Payment Plat­form (OPP)" dem Käufer den Kauf­preis gegen eine kleine Gebühr zurück. Für den Verkäufer hat es den Vorteil, dass er seine Bank­daten nicht an den Käufer heraus­geben muss und vor Rück­last­schriften geschützt ist.

"Direkt kaufen" ist eine Funk­tion wie "sofort kaufen" bei eBay, die Trans­aktion ist für Käufer und Verkäufer bindend. Das hat einer­seits den Vorteil, dass keinerlei Verhand­lungen über Kauf­preis oder Versand­methode mehr statt­finden müssen. Für den Verkäufer hat es den Nach­teil, dass er dann auch sofort versenden sollte. Wer als Verkäufer also Anzeigen mit "direkt kaufen" geschaltet hat, sollte die Funk­tion am besten deak­tivieren, bevor er in den Urlaub fährt, um keinen Streit mit einem poten­ziellen Käufer zu riskieren, der mit einer sofor­tigen Liefe­rung rechnet.

Klar­stel­lung von Klein­anzeigen

Wir über­mit­telten den Fall unseres Lesers an das Klein­anzeigen-Portal und fragten, wie hier der Stand der Dinge sei. Ein Spre­cher von Klein­anzeigen antwor­tete uns:

Seit einiger Zeit ist bei der Aufgabe von neuen Anzeigen die Option Direkt kaufen test­weise vorausge­wählt (sprich: akti­viert). Ich kann die Irri­tation nach­voll­ziehen, die das bei Ihrem Leser offenbar erzeugt hat. Neben zahl­rei­chen posi­tiven Rück­mel­dungen zu Direkt kaufen haben wir auch davon gehört, dass die Vorauswahl verein­zelt Verwir­rung gestiftet hat - viele Anbieter (Verkäufer) haben noch keine Erfah­rungen mit der Funk­tion gemacht und waren dementspre­chend verwun­dert, dass sie den Artikel ohne weiteres Zutun verkauft haben. Grund­sätz­lich genießen Nutzer bei uns Wahl­frei­heit. Nutzer können diese Option deshalb bereits vor Aufgabe der Anzeige deak­tivieren. Sie lässt sich auch nach­träg­lich für bestehende Anzeigen deak­tivieren. Auch in der Wahl der akzep­tierten Bezahl­methode sind unsere Nutzer frei.
In Zukunft müssen Verkäufer also wohl beim Einstellen ihrer neuen Ange­bote noch mehr darauf aufpassen, welche Funk­tion sie wirk­lich nutzen möchten, und vorein­gestellte Funk­tionen gege­benen­falls manuell deak­tivieren.

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