Interesse

Lenovo will mit Blackberry auf den westlichen Smartphone-Markt

Der PC-Hersteller interessiert sich für den angeschlagenen Konzern
Von Jennifer Buchholz mit Material von dpa

Lenovo zeigt Interesse an den angeschlagenen Smartphone-Hersteller Blackberry. Lenovo zeigt Interesse an den angeschlagenen Smartphone-Hersteller Blackberry.
Bild: dpa
Der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo prüft nach einem Zeitungsbericht ein Gebot für den notleidenden Smartphone-Pionier Blackberry. Lenovo habe sich Einblick in die Blackberry-Bücher gesichert, berichtete das Wall Street Journal [Link entfernt] heute unter Berufung auf informierte Personen.

Es ist nicht das erste Gerücht dieser Art. Der chinesische PC-Her­steller prescht gerade aktiv ins Smart­phone-Geschäft vor, die Er­fahrung, die Kunden und der Patent­schatz von Black­berry könnten da hilfreich sein. Mehrere Lenovo-Manager hatten bisher auf direkte Nachfrage ausweichend gesagt, das Unternehmen sehe sich ständig nach Möglich­keiten um. Zudem ist Lenovo zumindest auf dem chinesischen Smartphone-Markt bereits inter den Top 5. Denn jedes vierte weltweit verkaufte Smartphone von Lenovo gehe in China über die Laden­theke. Beobachter erwarten, dass Lenovo versuchen wird, auch in anderen Ländern - unter anderem Amerika und West­europa - Fuß zu fassen. Blackberry wäre hierfür ein erster Schritt.

Lenovo zeigt Interesse an den angeschlagenen Smartphone-Hersteller Blackberry. Lenovo zeigt Interesse an den angeschlagenen Smartphone-Hersteller Blackberry.
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Der chinesische PC-Hersteller konnte schon des Öfteren sein Geschick für die Eroberung eines bestimmten Marktes unter Beweis stellen. Im Jahr 2005 übernahm Lenovo das PC-Geschäft von IBM und stieg dadurch in die Spitzen­liga der Branche auf. Im Fokus der Übernahmen lagen für Lenovo dabei das Vertriebs­netz sowie die langjährigen IBM-Kunden. Dies verdeutlicht das Geschick, mit dem das chinesische Unternehmen bei seinen Geschäften vorgeht.

Allerdings würde ein chinesischer Konzern wie Lenovo als Blackberry-Käufer brisante Fragen aufwerfen und wahrscheinlich ausgiebige Überprüfungen durchlaufen müssen. Denn Geräte und Dienste des Unternehmens werden nach wie vor für die vertrauliche Kommunikation vieler US-Behörden eingesetzt, zum Beispiel im Verteidigungsministerium. Auch Präsident Barack Obama ist Blackberry-Kunde. In den USA gibt es seit Jahren Vorwürfe, chinesische Netzausrüster wie Huawei kooperierten mit den Geheimdiensten ihres Landes. Die Unternehmen aus China weisen dies zurück.

Blackberry-Gründer planen Neuanfang

Blackberry hatte sich nach massiven Verlusten von Markt­anteilen im August zum Verkauf gestellt. Mit der kanadischen Finanzholding Fairfax gibt es bereits einen vorläufigen Deal für 4,7 Milliarden Dollar, zuletzt nahmen aber Zweifel an der Finanzierung des Deals zu. Außerdem will der Mit­gründer und frühere Co-Chef Michael Lazaridis ein Übernahme­angebot auf die Beine stellen und angeblich soll auch der Finanz­investor Cerberus interessiert sein. Rivalen aus der Technologie-Branche hatten nach Medien­berichten bisher nur Interesse an Teilen von Blackberry.

Blackberry kämpft derzeit ums Überleben. Der Smartphone-Pionier schrieb im vergangenen Quartal nach fortlaufenden Absatzproblemen fast eine Milliarde Dollar Verlust. Nun sollen rund 40 Prozent der Belegschaft gehen. Der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins will die operativen Kosten halbieren.

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