Fidesmo, Swatch & Co.

Banken: Wenig Konkurrenz bei mobilen Zahlungsdiensten

Mit Google Pay und Apple Pay domi­nieren vor allem zwei US-Anbieter den globalen Markt für Kontakt­los­zah­lungen. Das kann und darf nicht so bleiben, sonst verliert Europa auch hier den Anschluss.
Von Björn König

Nur Bares ist Wahres - diese bekannte Redensart gilt spätes­tens seit der Corona-Pandemie als über­holt. Selbst noto­rische Verfechter von Scheinen und Münzen sind in den vergan­genen zwei Jahren auf das Bezahlen per Giro­karte und Smart­phone umge­stiegen. Einen deut­lichen Sinnes­wandel gab es auch bei Händ­lern: Kleine Imbiss­buden, Apotheken und Bäcke­reien haben mitt­ler­weile Zahlungs­ter­minals aufge­stellt.

Und eben diese sind auch fähig, kontakt­lose NFC-Zahlungen abzu­wickeln. Das Problem: Zwei US-Anbieter domi­nieren den Markt und dieser Zustand ist alles andere als zufrie­den­stel­lend. Vor allem, wenn man sich die ökono­mische Bedeu­tung von Mobile Payment vor Augen führt.

Fehler wieder­holen sich

Foto: Björn König Der Fidesmo Pay Keyfob am Schlüsselbund
Foto: Björn König
Die deut­sche bzw. euro­päi­sche Kredit­wirt­schaft war bis heute nicht in der Lage, eine Alter­native zu den welt­weit domi­nie­renden US-Karten­sys­temen Visa und Master­card aufzu­bauen. Vermut­lich dürfte dieses Duopol schon bald auch bei Debit­karten die deut­sche Giro­card weitest­gehend vom Markt verdrängen. In ähnli­cher Art und Weise bauen Google und Apple ihre Vormacht­stel­lung bei Kontakt­los­zah­lungen per Smart­phone aus.

Aller­dings unter­scheidet sich die Markt­situa­tion im Bereich Mobile Payment deut­lich vom dürf­tigen Wett­bewerb mit Zahlungs­karten. Es gibt nämlich durchaus abseits von Smart­phones viele Alter­nativen. Sie heißen Fidesmo Pay, Swatch Pay, Fitbit Pay oder Garmin Pay und funk­tio­nieren in der Regel über Weara­bles. Gemeint sind hier in erster Linie Smart­wat­ches, Ringe oder aber auch ganz klas­sische analoge Armband­uhren mit NFC-Schnitt­stelle.

Banken hinken hinterher

Es mangelt jedoch an konkreter Unter­stüt­zung von Banken und Spar­kassen. Beispiel Fidesmo Pay: Die Schweden setzen vor allem auf passive Weara­bles mit einer indi­vidu­ellen Toke­nisie­rung. So wie das Kölner Startup Pago­pace mit dem Pago-Ring, einer der wich­tigsten Fidesmo-Partner auf dem deut­schen Markt.

Fidesmo Pay ist in Deutsch­land trotz aktiven Marke­tings in den sozialen Medien vergleichs­weise unbe­kannt. Selbst bei einem Anruf an den Kunden­hot­lines großer Privat­banken können Mitar­beiter mit dem Schlag­wort "Fidesmo Pay" nicht viel anfangen. Das Problem dürfte hinrei­chend bekannt sein, hier­zulande unter­stützen mit VIMpay und Comdi­rect ledig­lich zwei Anbieter Fidesmo Pay, wobei es sich bei VIMPay sogar eher ein Prepaid-Konto handelt und eine wirk­lich komfor­table Nutzung damit eigent­lich nicht möglich ist.

Es tut sich wenig

Nicht viel besser sieht es bei Swatch Pay aus. Wer das kontakt­lose Zahl­ver­fahren des Uhren­her­stel­lers nutzen möchte, braucht eine Kredit- oder Debit­karte der Commerz­bank, alter­nativ die Curve-Master­card, sonst ist man auch hier außen vor. Neue Bank­partner finden sich darüber hinaus nur spär­lich, vor allem die in Deutsch­land wich­tigen Spar­kassen und Genos­sen­schafts­banken machten bisher eher einen Bogen um inno­vative mobile Zahl­ver­fahren.

Es ist wie so oft das Henne-Ei-Problem: Alter­native Anbieter sind vergleichs­weise unbe­kannt, die Nach­frage entspre­chend gering. Und wer bereits Google Pay oder Apple Pay am Smart­phone nutzt, sieht vermut­lich zunächst keinen großen Mehr­wert durch einen weiteren Anbieter kontakt­loser Zahlungs­ver­fahren. Tatsäch­lich gibt es diesen aber in mehr­facher Hinsicht: So funk­tio­nieren Fidesmo Pay und Swatch Pay ohne Smart­phone und Strom.

Google sowie Apple bekommen keine Kunden­daten und die Weara­bles sind oftmals noch güns­tiger als ein Smart­phone mit NFC-Unter­stüt­zung. Auch ein wich­tiger Punkt: Fidesmo und Swatch sind euro­päi­sche Firmen, sie bilden damit ein Gegen­gewicht zu Google und Apple. Das wiederum macht Europa unab­hän­giger von US-Zahlungs­dienst­leis­tern. Es ist an der Zeit, diese Unter­nehmen stärker in den deut­schen Banken­markt einzu­binden.

Fidesmo: "Sehen uns als Alter­native zu Apple und Google Pay"

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