Zero Outage

Netzausfälle sollen künftig ausfallen

Im Zeitalter zunehmender Vernetzung sind Mobilfunk-Ausfälle nicht nur ärgerlich, sondern unter Umständen lebensgefährlich. Die deutschen Mobilfunkanbieter wollen gemeinsam ein Null-Ausfall-Konzept erarbeiten.
Von Marie-Anne Winter

Netzaus-Fälle sollen künftig ausfallen: Telekom arbeitet an Zero-Outage-Lösungen. Netzausfälle sollen künftig ausfallen: Telekom arbeitet an Zero-Outage-Lösungen.
Bild: teltarif.de
Die zunehmende Vernetzung hat eine gefährliche Kehrseite: Wenn die Mobilfunknetze ausfallen, sind nicht nur Smartphones und Laptops offline, sondern auch zahlreiche M2M-Module, die unter anderem in Überwachungs- und Steueranlagen eingebaut werden. Auch für die Autobranche werden Netzausfälle immer verheerender - inzwischen verfügen nicht nur Fahrzeuge der Oberklasse, sondern auch Neuwagen der Mittelklasse über smarte Dienste per Mobilfunk.

Netzaus-Fälle sollen künftig ausfallen: Telekom arbeitet an Zero-Outage-Lösungen. Netzausfälle sollen künftig ausfallen: Telekom arbeitet an Zero-Outage-Lösungen.
Bild: teltarif.de
Kommt es zu einem Netzausfall, sind auch die ganzen intelligenten Angebote nicht mehr verfügbar - unter Umständen funktioniert dann nicht einmal mehr der Pannennotruf eCall wie er soll. Noch gravierender wären die Folgen für autonome Fahrzeuge. Andererseits zeigen die großen Netzausfälle in der vergangenen Wochen und Monate, dass die Mobilfunknetze noch längst nicht so verlässlich sind, wie sie eigentlich sein müssten - vor wenigen Tagen haben wir in Berlin erst erlebt, dass schon ein vergleichsweise kurzer regionaler Stromausfall dazu geführt hat, dass die Mobilfunkkommunikation in der betroffenen Gegend zusammengebrochen ist.

Netzausfälle kommen immer wieder vor

Am Wochenende zuvor konnten zahlreiche Mobilfunk-Kunden der Telekom das Mobilfunknetz nicht nutzen - allerdings war die Ursache kein kompletter Netzausfall, der etwa bei Sturmkatastrophen oder Überschwemmungen durch die Zerstörung von Basisstationen, Funkmasten und sonstiger Netzinfrastruktur entsteht, sondern ein bundesweites Datenbank-Problem. Doch auch bei Vodafone und Telefónica gab es in diesem Jahr bereits mehrere größere Pannen. Die Ursachen dafür sind höchst unterschiedlich, es können Datenserver und andere IT-Komponenten ausfallen, manchmal geht ein Software-Update schief oder ein Bagger zerstört ein Glasfaser-Kabel. Auch Brände in wichtigen Netzzentralen kamen bereits vor.

Wie die Welt heute berichtet, wollen sich die Netzbetreiber in Deutschland künftig gemeinsam vor Netzausfällen schützen. In dem Bericht heißt es, dass bereits entsprechende Gespräche auf technischer Ebene zwischen der Telekom und Vodafone stattfänden. "Wir stehen hier noch ganz am Anfang", zitierte die Welt einen Telekom-Sprecher. Die Idee dahinter ist, dass beim Ausfall eines Mobilfunk-Netzes das Netz von Konkurrenten automatisch übernimmt - anfangs zumindest für die M2M-Kommunikation. Es soll also langfristig eine Art universelles National Roaming zwischen allen Anbietern möglich werden.

Umweg über Roaming

Vodafone hat für kritische Industrieanwendungen und Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr eine Umgehungslösung etabliert, bei der niederländische SIM-Karten verwendet werden, die sich einfach in ein anderes Netz einbuchen, wenn das deutsche Vodafone-Netz ausfällt. Das Problem bei Mobilitätsdiensten wie Car Sharing ist allerdings, dass die jeweiligen Kunden mit ihren Smartphones nicht eben schnell auf ein anderes Netz ausweichen können, sondern auf ihren jeweiligen Anbieter angewiesen sind. Ohne ein funktionierendes Smartphone lässt sich aber kein Auto reservieren und unter Umständen auch nicht ausleihen, falls das Smartphone als Türöffner fungiert. Ähnliches gilt für eTicket-Lösungen im öffentlichen Nahverkehr oder das Handy-Ticket der Deutschen Bahn.

Um so wichtiger ist es also, dass in der Branche ein Null-Fehler-Prinzip eingeführt wird. Vor Kurzem gab es dazu bereits eine erste Zero-Outage-Konferenz [Link entfernt] in Berlin, zu der T-Systems eingeladen hatte. Jetzt sollen entsprechende Regeln aufgestellt werden. Dazu müssen eine Reihe Fragen geklärt werden, etwa wie lang die Reaktionszeiten bei Störungen sein dürfen oder welche Komponenten in kritischen Infrastrukturen verbaut werden sollten. Die Telekom will nun mit zehn Partnern aus der IT-Branche einen Verein gründen, in dem die Standards für ein Null-Fehler-Prinzip festgelegt werden und der später deren Einhaltung überwachen soll.

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