Motorola

Moto X Play im Test: Lange Laufzeiten im Alltag

Motorola hat mit dem Moto X Play ein Smartphone vorgestellt, das sich von der Masse der Smartphones durch Leistungsfähigkeit einerseits und einen relativ günstigen Preis andererseits abheben soll. Doch gelingt der Spagat? In unserem ausführlichen Test zeigt sich: Die Rechnung geht nicht auf.
Von Hans-Georg Kluge

Play - ein Namenszusatz, der durchaus als Versprechen anzusehen ist. Motorolas Werbeaufritte im Internet vermeiden merkwürdigerweise eine direkte Referenz auf Spiele und stellen stattdessen einen spielerischen Alltag mit Wanderungen, Fotos knipsen und ähnlichem in den Vordergrund. Ein Test eines "Play"-Smartphones ohne die Spieleleistung eingehend zu würdigen, erscheint aber unvollständig. Während unserer Tests zeigt sich aber ein ernüchterndes Bild - im Folgenden unsere Eindrücke mit drei unter­schied­lichen 3D-Spielen. Kameralinse, Blitz und Logo auf der Rückseite Kameralinse, Blitz und Logo auf der Rückseite
Bild: teltarif.de

A Little Bit Of Gaming

Motorola Moto X Play

Hitman Go: Ein virtuelles Brettspiel, in dem sich der Spieler durch verschiedene Missionen knobeln muss. Rundenbasierte Taktikelemente sorgen für Spielspaß. Grafisch ist das Spiel weder allzu aufwändig noch actionreich - allerdings belastet das Spiel den Prozessor und die GPU trotzdem enorm. In unserem Test erhitzte sich das Moto X Play während einer Hitman-Go-Session etwas - allerdings nicht auf bedenkliche Werte. Der Akku hielt sich tapfer - eine Viertelstunde Hitman Go kosteten gerade einmal fünf Prozentpunkte der Akkukapazität. Im Vergleich mit einem LG G3 schlug sich das Moto X Play also recht gut - das LG-Smartphone erhitzte sich unter ähnlichen Bedingungen wesentlich stärker und der Akku verlor deutlich schneller an Kapazität.

Riptide GP2: Schon etwas in die Jahre gekommen ist dieses Wasserjet-Rennspiel. Grafisch zählt es aber noch immer zu den besseren Rennspielen und ein Klassiker ist es ohnehin. In unserem Test machte das Moto X Play dabei eine recht gute Figur, wirklich glänzen konnte es aber nicht. Zwar lag die Framerate meist auf spielbarem Niveau, allerdings rendert das Spiel auch nicht in voller Auflösung. Außerdem kam es zu vereinzelten Rucklern wenn mehrere Fahrer im Bild waren. Das ist durchaus ärgerlich, denn gerade in diesen Situationen kommt es darauf an, schnelles optisches Feedback auf die Lenkung des Wasser-Jets zu erhalten. Richtig flüssig läuft das Spiel erst, wenn die Details noch weiter reduziert werden - bei der Jagd um neue Bestzeiten ist das fast alternativlos.

Die Verarbeitung ist solide. Die Verarbeitung ist solide.
Bild: teltarif.de
République: In einer Überwachungsgesellschaft hilft der Spieler einer jungen Frau aus einer "Korrekturanstalt" auszubrechen. Die Grafik des Spiels imitiert zum Teil die Optik von Überwachungskameras. Hektisch wird das Spielgeschehen eher nicht (zumindest im ersten Kapitel). Trotzdem müssen die Framerates hoch bleiben, sonst ist Frust unausweichlich. Das schafft das Moto X Play auch weitgehend - einzig bei Übergangseffekten stockt die Grafik zeitweise etwas. Ärgerlicher sind allerdings die recht langen Ladezeiten beim Wechsel zwischen einzelnen Leveln.

Google Play Games nicht vorinstalliert

Etwas kurios mutet die Tatsache an, dass Motorola auf unserem Testgerät die Google-App Play Games nicht vorinstalliert hatte. Mittlerweile benötigen viele Spiele das Play-Games-Framework um beispielsweise Spielstände zu sichern oder um Erfolge anzubieten.

Obwohl es so aussieht, verfügt das Moto X Play nicht über nach vorne gerichtete Stereo-Lautsprecher. Die Sound-Wiedergabe findet nur über die untere Öffnung statt - der obere Schlitz verbirgt den Lautsprecher zum Telefonieren.

Benchmarks: Keine optimalen Ergebnisse

Nano-SIM- und Speicher-Kartenschlitten, daneben der Kopfhörerausgang Nano-SIM- und Speicher-Kartenschlitten, daneben der Kopfhörerausgang
Bild: teltarif.de
In puncto Benchmarks zeichnen die Ergebnisse des Moto X Play mit seinem Snapdragon-615-Prozessor ein gemischtes Bild. Die Werte des Antutu-Benchmarks (Version 5.7.1) liegen zwischen 33 390 und 35 230 Punkten - und damit in einem Bereich, dem wir durchaus Spielefähigkeit attestieren können.

Erschreckend niedrig sind hingegen die Werte, die 3DMark Icestorm Unlimited ausgibt. Hier kommen wir gerade einmal auf 7852 Punkte. Das Moto X Play kam bei den Grafikdemos selten über 50 Bilder pro Sekunde. Oft genug fiel die Bildwiederholrate unter 40 fps.

Nun bedeuten Benchmark-Werte nicht unbedingt die Welt. Aber sie testen nun einmal die erreichbare Performance der Chipsätze und Smart­phones und geben Hinweise darauf, welche Leistung zu erwarten ist. Wichtige Hinweise geben dabei bestimmte Einzelwerte. Die Ergebnisse von Antutu sind hier aufschlussreich: Im Bereich der Single-Core-Leistung hat das Moto X Play erhebliche Probleme mit der Konkurrenz mitzuhalten (Single-Thread-Integer-Resultat: 1707) - gerade dieser Wert sagt einiges über die Alltagsleistung eines Smart­phones aus. Auch der Wert beim Multitasking ist mit 4036 Punkte für die Preisklasse des Moto X Play zu wenig.

Beim Moto X Play bedeuten die Benchmark-Werte, dass die Leistung im Alltag wohl trotzdem ausreichen wird. Bei Spielen oder anderen leistungshungrigen Apps erreicht das Smart­phone aber schnell seine Grenzen. Viele 3D-Spiele werden nur mit verminderten Details flüssig laufen - dies zeigte sich auch in unserem Test. Insgesamt fehlt dem Grafikchip Adreno 405 des Snapdragon 615 die Rechenpower.

Software: Standard-Android-Look mit wenig Zusatz-Features

Wie gewohnt setzt Motorola auf ein weitgehend unverändertes Android - vorinstalliert ist das derzeit noch recht aktuelle 5.1.1 Lollipop. Das heißt aber nicht allzu viel: Denn es gab zum Testzeitpunkt noch kein Update, das die gefährliche Stagefright-Lücke vollständig geschlossen hätte. Klar ist, dass schon bald Android 6.0 Marshmallow erscheinen wird - Motorola gehörte zuletzt zu den Firmen, die recht zügig mit System-Aktualisierungen um die Ecke kamen.

Die Benutzeroberfläche entspricht weitgehend dem Standard-Android. Die Benutzeroberfläche entspricht weitgehend dem Standard-Android.
Bild: teltarif.de
Gegenüber der Standard-Optik der Be­nutzer­ober­fläche, die Google ausliefert, hat Motorola keine Änderungen vorgenommen. Ergänzungen finden sich allerdings bei den vorinstallierten Apps. So liefert Motorola zum Beispiel die Migrate-App mit, die für einen reibungslosen Umstieg auf ein neues Smart­phone sorgen soll. Connect und Moto sind weitere Anwendungen, mit denen sich Motorola von anderen Herstellern absetzen möchte. Die Funktion Moto Display ist schon von einigen anderen Motorola-Smartphones bekannt - diese zeigt eingehende Nachrichten sofort auf dem Lockscreen an.

Alltags-Eindrücke: Optische Standard-Kost

Weder Optik noch Komfort noch Features können sich aber beim Moto X Play von durch­schnittlichen Android-Smartphones absetzen. Andere Hersteller zum Beispiel verhindern, dass sich das Display ausschaltet, wenn der Nutzer auf den Bildschirm blickt - Motorola verzichtet darauf. Double-Tap-To-Wake? Fehlanzeige. Es ist nicht einmal möglich, mit Hausmitteln die Akkuladung in Prozent in der Benachrichtigungs­leiste anzuzeigen.

Abgesehen von der durchwachsenen bis unterdurchschnittlichen Spieleleistung schlägt sich das Moto X Play im Alltag aber ganz ordentlich. Apps starten zügig und das Scrollen im App Drawer oder auf den Homescreens erfolgt recht flüssig - an die butterweiche Qualität von Windows Phone kommt das Moto X Play aber nicht heran. Der Touchscreen reagiert in unserem Test auf schnell auf Eingaben.

Auf der dritten und letzten Seite unseres Tests erfahren Sie, wie sich die Kamera des Moto X Play schlägt. Außerdem erfahren Sie unser Fazit.

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