Schwierig

Breitband-Beschleunigung: Glasfaser schneller mindertief

Der gewollte Glas­faser-Ausbau könnte schneller laufen, wenn sich Gemeinden für minder­tiefes Tren­ching erwärmen könnten. Doch sie haben Bedenken.
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Um ganz Deutsch­land mit Glas­faser auszu­bauen, braucht es Part­ner­schaften, stellt die Telekom in einem aktu­ellen Video fest. Die Kommunen seien gefor­dert, das Stich­wort lautet alter­native Verle­geme­thoden, damit der Ausbau schneller vonstatten gehen kann. Doch die meisten Kommunen haben hier große Bedenken und wünschen sich weiter den klas­sischen Tiefbau. Graben ausheben, Kabel oder Leer­rohre in etwa 60 cm oder noch tiefer einlegen, Graben zuschütten, verdichten und verschließen.

Minder­tief ausbauen

Kabel unter Gehwegen sollen 60cm tief liegen, mindertief wären 40cm, Kabel unter Gehwegen sollen 60cm tief liegen, mindertief wären 40cm,
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Letztes Jahr wurden in Baden-Würt­tem­berg 130 km Glas­faser "minder­tief" gebaut, dieses Jahr sollen es 340 km werden. Immer noch kein Vergleich zu den 13.300 km Leitungsweg in klas­sischer Grabungs­technik. Und Graben ist sehr teuer. Nicht nur die Telekom hätte liebend gerne "minder­tief" als Stan­dard­bau­weise. Heut­zutage sind unter den Gehwegen 60 cm Tiefe die Regel. Wird in nur 40 cm oder höher verlegt, bezeichnet man das als "minder­tief".

Wie ist die Rechts­lage, wenn es Schäden gibt?

Viele Gemeinden wollen von minder­tief nichts wissen. Sie haben Angst um aufge­fro­rene Kabel­gräben. Sie fürchten späteren Ärger, wenn an der glei­chen Stelle zu einem späteren Zeit­punkt noch etwas anderes gebaut werden soll. Bei minder­tiefen Leitungen steigt beispiels­weise das Risiko, dass die spätere Baufirma die Glas­faser trifft und dann ein ganzer Stadt­teil oder noch viel mehr "im Dunkeln" steht.

Telekom Spre­cher Hubertus Kisch­kewitz versucht, die Bedenken zu zerstreuen: "Die Lage unserer Kabel-Anlagen wird selbst­ver­ständ­lich doku­men­tiert, auch die Tiefen­lage. Vor Grabungen im öffent­lichen Bereich müssen Tief­bau­unter­nehmen auch heute schon Tras­sen­aus­künfte einholen."

Tras­sen­aus­kunft für Alle

Diese Tras­sen­aus­kunft funk­tio­niere auch für Privat­per­sonen. Dazu hat die Telekom eine Webseite zur Tras­sen­aus­kunft einge­richtet. "Sollte ein Kabel nicht ordnungs­gemäß doku­men­tiert worden sein (auch das kommt vor) und dies zu einer Beschä­digung des Kabels geführt haben, würden wir entspre­chend für den Schaden haften." Und im Umkehr­schluss: "War das Kabel ordnungs­gemäß doku­men­tiert, machen wir selbst­ver­ständ­lich unsere Ansprüche gegen­über dem Verur­sacher von Schäden geltend", fügt Kisch­kewitz hinzu. Das ist keine Telekom-spezi­fische Rege­lung, die gleiche Vorge­hens­weise werde so auch von Ener­gie­ver­sor­gern und anderen Versor­gungs­unter­nehmen (Gas, Wasser, Abwasser) ange­wandt, "es gilt das Verur­sacher­prinzip".

182.000 neue Glas­faser­anschlüsse in Baden-Würt­tem­berg

Der Leiter der Telekom Technikniederlassung Südwest, Michael Löttner Der Leiter der Telekom Technikniederlassung Südwest, Michael Löttner
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Der Leiter der Telekom-Tech­nik­nie­der­las­sung Südwest, Michael Löttner, gab Kisch­kewitz im YouTube-Kanal "Telek­omnetz" ein ausführ­liches Inter­view. In Baden-Würt­tem­berg sollen dieses Jahr etwa 182.000 Glas­faser-Anschlüsse gebaut werden. Das teilt sich auf in 140.000 Privat­kunden und 20.000 Unter­nehmen, dazu kommen 20.000 Kunden in Neubau­gebieten (wo vorher noch gar nichts war) und 2000 Kunden, die "geför­dert" (mit staat­licher Hilfe) ausge­baut werden.

Das größte Projekt läuft rund um Stutt­gart und in Koope­ration mit Stadt­werken, z.B. in Filder­stadt. Hier verlegt die Stadt die Glas­faser selbst. Die Telekom mietet später die fertigen Leitungen und betreibt das Netz. Es gibt auch Orte, wo die Telekom das Leer­rohr-Netz kaufen und sofort mit Kabeln auffüllen konnte.

Lang­fristig vorge­sorgt

Der spannende Moment, wenn im Keller die lang ersehnte Glasfaser eintrifft. Der spannende Moment, wenn im Keller die lang ersehnte Glasfaser eintrifft.
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Nun spricht derzeit alles vom Glas­faser­ausbau. Viele Bauun­ter­nehmer haben dick gefüllte Auftrags­bücher. Die Telekom hat mit lang­fris­tigen Verträgen vorge­sorgt, und zwar "in den umlie­genden Ländern um Deutsch­land drum­herum", insbe­son­dere aus dem fran­zösisch­spra­chigen Raum. Die Abläufe wurden maximal digi­tali­siert, um Zeit und Geld zu sparen. Das soge­nannte "T-Car", ein tech­nisch voll ausge­rüs­teter Kleinbus, nimmt mit Kameras und Laser­technik die Umge­bung auf, um zu wissen, wie die Ober­flä­chen im Ort beschaffen sind. Wo sind Bäume, wo sind Kanäle, Brücken, Unter­füh­rungen und so weiter, das sparte viel Zeit im Geneh­migungs­ver­fahren. Die klas­sische Orts­bege­hung ist nicht mehr unbe­dingt notwendig, gerade in der aktu­ellen Situa­tion.

Die Fiber-Factory wird immer schneller

In der Telekom gibt es eine Abtei­lung "Fiber Factory", welche die gewon­nenen Infor­mationen mit bereits vorhan­denen Daten verknüpft, um die Detail­pla­nung vorzu­nehmen. Ein kleines Ausbau­gebiet mit 10 Vertei­lern hatte bisher eine Woche gebraucht. Dank neuester Technik sind die Pläne nun binnen drei Stunden fertig.

Bisher brauchte der Kunde bis zu 12 Kontakt­punkte, um die Glas­faser verlegt und akti­viert zu bekommen. Heute gibt es nur noch eine Schnitt­stelle: Er bestellt im Internet seinen Anschluss und die passenden Geräte dazu. Danach bekommt er im Ideal­fall einen Termin genannt, an dem die Tech­niker beim Kunden das Glas­faser-Modem instal­lieren, danach kann der Kunde im Prinzip sofort loslegen. Bisher war das weitaus kompli­zierter.

Zwar werde der Wett­bewerb schärfer, aber bei der Telekom ist man opti­mis­tisch: "Bauen ist das eine, Betreiben ist das andere. Und bitte den Service nicht vergessen."

Je nach Wohnort des Kunden wird es eben noch einige Zeit dauern, bis auch dort ausge­baut wird. Vielen Kunden geht das nicht schnell genug.

Wenn zu einem Telekom-Mobil­funk­sender keine Leitung liegt, dann kann es noch viel länger dauern, weil befragte Grund­stücks­besitzer sich quer stellen.

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