Möhnesee: Telekom sendet allein vom Vantage-Tower
Der Mobilfunk-Netzausbau entlegener Regionen schreitet voran. Heute hat die Vantage Towers (einst von Vodafone begründet) ihren bundesweit ersten von der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) geförderten Mobilfunkmast eingeweiht. Mit diesem rund 30 Meter hohen Stahlgittermast schließt das Unternehmen ein Funkloch am nordrhein-westfälischen Möhnesee (Naturpark Arnsberger Wald) und ermöglicht damit erstmalig "breitbandigen Mobilfunk" in der Region. Der Funkmast ist dabei so konzipiert, dass er von allen Mobilfunknetzbetreibern genutzt werden kann.
Telekom sendet zunächst alleine
Geförderter Vantage-Towers-Sendemast in Möhnesee: In Kürze wird von dort die Telekom senden.
Foto: Vantage Towers
Als erster Netzbetreiber wird kurioserweise die Deutsche Telekom den Vantage-Mast nutzen, dazu wurde bereits ein Mietvertrag abgeschlossen. Nach seiner Inbetriebnahme sollen rund 60 Haushalte und ein großer Ferienpark mit Mobilfunk versorgt werden. Aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen war zu hören, dass Vodafone hier vorerst nicht aktiv werden will, weil die Zuführung der Signalleitungen "zu aufwendig" sei.
Baugenehmigung in drei Monaten: Rekord
Vantage Towers hatte im November vergangenen Jahres den Förderbescheid für den Mast in Möhnesee erhalten und das Bauvorhaben analog zur Marktgemeinde Lam in Rekordzeit umgesetzt. Normalerweise dauern Planung und Umsetzung eines Mobilfunkstandortes in Deutschland häufig über zwei Jahre.
Auch in Möhnesee wurde die schnelle Realisierung des Projekts durch die "hervorragende Zusammenarbeit mit der MIG, dem Mobilfunkkoordinator des Landkreises Soest sowie der Gemeinde Möhnesee ermöglicht", die innerhalb von drei Monaten die Baugenehmigung erteilt hat, wie man seitens Vantage Towers betont.
Politprominenz vor Ort
v.l: L.&A.Knickelmann-Tacke (Grundstück) M. Moritz (Bgm.Möhnesee), E.F.Wilmsmann (MIG), R.Capito (Vantage), M.Neubaur (Digitalministerin NRW), P.Bußmann (Mobilfunkkoordinator)
Foto: Vantage Towers
Zur Einweihung schaute sogar Mona Neubaur, die für Digitale Infrastruktur zuständige Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, vorbei: „Der Mobilfunkausbau in Nordrhein-Westfalen schreitet weiter voran. Mit der Errichtung des bundesweit ersten geförderten Mobilfunkmastes der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft am Möhnesee schließen wir eines der größten Funklöcher in unserem Land und können so die Mobilfunkversorgung in der Region spürbar verbessern. Das ist eine gute Nachricht für die Menschen und Unternehmen in Südwestfalen. Nordrhein-Westfalen bietet die besten Rahmenbedingungen für einen schnellen Mobilfunkausbau: Die vom Land geförderten Mobilfunkkoordinatorinnen und -koordinatoren beschleunigen den Ausbau vor Ort ganz konkret."
NRW: Mastbauen ohne Genehmigung möglich
Interessant: Ab 2024 können in Nordrhein-Westfalen nahezu alle neuen Mobilfunkmasten ohne Baugenehmigung errichtet werden. Damit ist das Bundesland absoluter Vorreiter in Deutschland. Die Ministerin formulierte klare Erwartungen: "Die Mobilfunknetzbetreiber sind nun in der Verantwortung, die verbleibenden weißen und grauen Flecken zügig zu schließen. Denn jedes Funkloch ist eines zu viel.“
Christian Hillabrant, CEO von Vantage Towers, findet das Mobilfunkförderprogramm der MIG als "wichtigen Baustein, um die letzten verbleibenden 'weißen Flecken' in Deutschland zu schließen und bildet damit die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts." Möhnesee habe gezeigt, dass der Infrastrukturausbau in Deutschland in Rekordzeit gelingen könne, wenn alle Akteure an einem Strang zögen.
Philipp Bußmann, Mobilfunkkoordinator für den Kreis Soest, erklärt seine Aufgabe: "Alle beteiligten Parteien zusammen zu bringen, vom Fördergeber über den Betreiber bis hin zum Grundstückseigentümer." Das ist ihm gelungen.
Vantage baut weitere "MIG-geförderte Masten"
Im Rahmen des MIG-Förderprogramms wird Vantage Towers im nächsten Jahr einen weiteren Funkmast in Lind, Rheinland-Pfalz, aufbauen, für den das Unternehmen schon im Januar 2023 den Zuschlag erhalten hatte. Mit dem Mobilfunkförderprogramm des Bundes wird die Errichtung des Masts und dessen Betrieb für eine Dauer von sieben Jahren durch die MIG gefördert. Durch die Förderung wird der Standort attraktiver für die Nutzung. So bringen die Mobilfunknetzbetreiber nach Fertigstellung des geförderten Masts ihre Antennen zu festgelegten, durch die Förderung der sogenannten passiven Infrastruktur insgesamt günstigeren Konditionen an, um den „weißen Fleck“ damit auszuleuchten.
Wer ist Vantage Towers?
Vantage Towers hat über 84.000 Funkmaststandorte in zehn Ländern und sieht sich damit als "führender Funkmastbetreiber in Europa", der Menschen, Unternehmen und internetfähige Geräte miteinander verbinde. Das Unternehmen wurde 2020 gegründet und hat seinen Sitz in Düsseldorf.
Zum Angebot ("Portfolio") von Vantage Towers gehören Türme, Masten, Dachstandorte, Distributed Antenna Systems (DAS) sowie Small Cells (kleine Sendestationen). Durch den Bau, Betrieb und die Vermietung dieser Infrastruktur an (Mobil-)Funknetzbetreiber, IoT-Anbieter oder Versorgungsunternehmen leiste das Unternehmen "einen wichtigen Beitrag zu einem besser vernetzten Europa".
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Nun geht es ja doch. Lange hat es gedauert und einige Bundesländer (wie z.B. Nordrhein-Westfalen) haben es begriffen. Jetzt können Funklöcher endlich ohne großen Genehmigungsaufwand geschlossen werden. Das hätte schon viel früher sein sollen. Jetzt heißt es nur noch bauen, bauen und nochmals bauen, wenn die Idee einer digitalen Gesellschaft Wirklichkeit werden soll. Analoge Mitmenschen sollten sich langsam damit anfreunden und die Vorteile einer digitalen Gesellschaft erkennen und nutzen.
Fast zeitgleich wurde der von der MIG geförderte Sendemast in der Marktgemeinde Lam (Lambach) der Öffentlichkeit vorgestellt.