Zusammenfassung

Im Test: Mobilfunknetze von Telekom, Vodafone und o2

Im Juni und Juli waren wir von der Ostsee bis in den Schwarz­wald unter­wegs, um unseren dies­jäh­rigen Netz­test durch­zu­führen. Wir berichten über die Ergeb­nisse bei Telekom, Voda­fone und o2.
Von / Christian Bekker

Im kleinen Rahmen führt auch teltarif.de jähr­lich einen Netz­test durch. Norma­ler­weise sind wir dazu immer im Früh­jahr unter­wegs. In diesem Jahr haben wir den Test­zeit­raum aufgrund des Corona-Lock­downs auf Juni und Juli verschoben. Das kam dem Netz­test unter dem Strich zugute, denn in diesen beiden Monaten waren wir von der Insel Usedom im äußersten Nord­osten Deutsch­lands bis in den Schwarz­wald im Südwesten in zahl­rei­chen Regionen präsent.

Wie in den Vorjahren sind wir keine vorbe­stimmten Routen abge­fahren, sondern haben ohnehin geplante dienst­liche und private Reisen genutzt, um den mobilen Internet-Zugang in den Netzen der Deut­schen Telekom, von Voda­fone und Telefónica auszu­pro­bieren. Dazu hatten wir zwei Smart­phones und SIM-Karten aus allen deut­schen Mobil­funk­netzen verwendet, auf denen jeweils "LTE max", also die maximal netz­tech­nisch mögliche Über­tra­gungs­ge­schwin­dig­keit frei­ge­schaltet war.

Die SIM-Karten von Telekom und Voda­fone waren auch für die Nutzung des neuen Mobil­funk­stan­dards 5G frei­ge­geben. Im Telefónica-Netz steht 5G für Endver­brau­cher nach wie vor nicht zur Verfü­gung. Der Netz­start soll noch in diesem Jahr erfolgen. Einen konkreten Termin hat der Münchner Konzern noch nicht genannt, während Telekom und Voda­fone mit 5G auf 700, 1800 und 2100 MHz - bei Einsatz des DSS-Verfah­rens - bereits zur zweiten Stufe der Einfüh­rung des neuen Stan­dards über­ge­gangen sind. Zusammenfassung zum Netztest 2020 Zusammenfassung zum Netztest 2020
Montage: teltarif.de

So haben wir den Test durch­ge­führt

In diesem Jahr haben wir für den Netz­test primär das Samsung Galaxy S20 Ultra verwendet, zumal das Gerät auch den neuen 5G-Stan­dard unter­stützt. Wie sich während des Test­zeit­raums gezeigt hat, kann das Smart­phone aller­dings noch nicht alle Frequenz-Kombi­na­tionen (LTE/5G) auswerten. Ein Nach­teil, den Samsung in den kommenden Monaten durch Soft­ware-Updates beheben will.

Als zweites Test­gerät diente das Apple iPhone 11 Pro, sodass wir je ein Android- und iOS-Gerät im Einsatz hatten, um auch Vergleiche bei der Nutzung beider rele­vanten Betriebs­sys­teme ziehen zu können. Wir haben an insge­samt 26 Stand­orten Speed­test-Messungen durch­ge­führt, im Internet gesurft, Messa­ging-Dienste und Video-Strea­ming genutzt.

Audio-Strea­ming haben wir im Rhein-Main-Gebiet und in Fisch­land-Darß-Zingst Tests auf zuvor von uns fest­ge­legten Stre­cken auspro­biert. Zudem haben wir unter­wegs auf die Funk­ver­sor­gung geachtet, die Telekom, Voda­fone und Telefónica entlang der Auto­bahnen, in den Städten, aber auch in länd­li­chen Gebieten sowie in Urlaubs­re­gionen (Ostsee­küste, Spes­sart, Schwarz­wald) bieten.

Voda­fone und o2 holen bei Netz­ab­de­ckung auf

Wie in den Vorjahren zeigte sich, dass die Telekom bundes­weit betrachtet die beste LTE-Netz­ab­de­ckung hat. Dabei hat das Bonner Unter­nehmen auch Versor­gungs­lü­cken geschlossen, die es noch im vergan­genen Jahr gab. Zudem haben wir im Telekom-Netz beim dies­jäh­rigen Test auch erst­mals Bekannt­schaft mit dem neuen 5G-Netz gemacht - nicht weil wir bewusst entspre­chend ausge­baute Stand­orte aufge­sucht haben, sondern weil es sich eher zufällig ergeben hat.

Voda­fone liegt weiter hinter der LTE-Abde­ckung der Telekom zurück. Vor allem in länd­li­chen Regionen gibt es noch mehr weiße Flecken, die nicht oder besten­falls mit dem GSM- oder UMTS-Netz versorgt sind. Doch auch der Düssel­dorfer Netz­be­treiber arbeitet weiter am Ausbau seines Netzes, wie sich beispiels­weise im hessi­schen Spes­sart gezeigt hat, wo zwei LTE-Lücken, die es noch 2019 gab, mitt­ler­weile geschlossen wurden. 5G von Voda­fone hatten wir im Test nicht zur Verfü­gung, was genauso zufällig war wie die Tatsache, dass wir den neuen Netz­stan­dard bei der Telekom an einigen Stand­orten ausma­chen konnten.

Im Telefónica-Netz zeigt sich der fort­schrei­tende LTE-Ausbau. Waren Städte und Ballungs­ge­biete auch vor einem Jahr in den meisten Fällen schon gut versorgt, so trifft das mitt­ler­weile immer mehr auch auf länd­liche Regionen zu. Dennoch ist der Abstand zu Voda­fone und erst recht zur Telekom nach wie vor spürbar. So kann es etwa auf Über­land­fahren mit dem Auto eher als in den "D-Netzen" vorkommen, dass man durch eine Region kommt, in der man mit EDGE keinen brauch­baren Internet-Zugang zur Verfü­gung hat. Schnelles 5G-Netz von der Telekom Schnelles 5G-Netz von der Telekom
Screenshot: teltarif.de

Telekom ist Speed-Meister

Im Telekom-Netz haben wir die höchsten Daten­über­tra­gungs­raten gemessen, was vor allem auch darauf zurück­zu­führen ist, dass wir hier auch 5G zur Verfü­gung hatten. Stolze 854 MBit/s im Down­stream und 58,9 MBit/s im Upstream hatten wir am Berliner S-Bahnhof Yorck­straße gemessen. Die Ping­zeiten lagen zwischen 20 und 26 ms. Aber auch das Telekom-Netz ist nicht unfehlbar. So zeigte es in Mainz mit Down­load-Raten zwischen 7,54 und 11,4 MBit/s, Upstream-Werten von 4,23 bis 6,11 MBit/s und Ansprech­zeiten zwischen 25 und 38 ms deut­liche Über­las­tungs­er­schei­nungen.

Zudem weist auch das Telekom-Netz noch Lücken auf, wie das Beispiel Fisch­land-Darß-Zingst in Meck­len­burg-Vorpom­mern zeigt. Zwischen den Orten hatten wir zum Teil gar keine Netz­an­bin­dung. In anderen Fällen war nur GSM mit entspre­chend lang­samem EDGE-Internet verfügbar. In Zingst schal­tete das Smart­phone immer wieder von LTE auf UMTS um und auch auf der Auto­bahn 7 auf der Höhe von Hannover stand das 4G-Netz kurz­zeitig nicht zur Verfü­gung, sodass es beim Strea­ming zu Ausset­zern kam.

Insge­samt betrachtet leis­tete sich das Telekom-Netz aber nur wenige Schwä­chen. An neun von 26 Test­stand­orten hatten wir mehr als 100 MBit/s im Down­stream zur Verfü­gung. Das war im Voda­fone-Netz nur fünfmal der Fall und bei den Speed­tests im Telefónica-Netz hatten wir nicht ein einziges Mal ein drei­stel­liges Ergebnis gemessen. Das heißt nicht, dass der o2-Internet-Zugang pauschal schlecht ist, denn kaum ein Kunde wird derart hohe Band­breiten in der Praxis benö­tigen.

Voda­fone zeigt Über­las­tungs­er­schei­nungen

Häufiger als im Telekom-Netz hatten wir es bei Voda­fone mit einem ganz offen­sicht­lich über­las­teten Internet-Zugang zu tun. Das stärkste LTE-Signal nutzt wenig, wenn die Daten trotzdem nur sehr langsam fließen. Hier rächt sich, dass der Düssel­dorfer Betreiber auch in Städten lange Zeit über­wie­gend nur LTE auf 800 MHz ausge­baut hat. Mitt­ler­weile forciert Voda­fone den Ausbau, um zusätz­liche Kapa­zi­täten zu schaffen. Dennoch ist es für Kunden natür­lich ärger­lich, wenn sie aktuell nur einen sehr lang­samen Online-Zugang zur Verfü­gung haben.

Beispiele für "Luft nach oben" waren im Test beispiels­weise Freu­den­stadt im Schwarz­wald mit maximal 5,57 MBit/s im Down­stream und 5,03 MBit/s im Upstream oder auch Bad Doberan mit 7,83 MBit/s bei Down­loads sowie 4,48 MBit/s bei Uploads. In Frank­furt am Main haben wir dagegen bis zu 226 MBit/s im Down­stream und 28,3 MBit/s im Upstream gemessen. In Hamburg war der Internet-Zugang mit bis zu 190 MBit/s bei Down­loads und 47 MBit/s bei Uploads eben­falls sehr schnell.

o2: LTE auf VDSL-Niveau

Drei­stel­lige MBit/s-Werte gab es im Test im Telefónica-Netz nicht. Dennoch war der mobile Internet-Zugang von o2 in den meisten Fällen sehr gut nutzbar. 86 MBit/s im Down­stream und 40,3 MBit/s im Upstream in Kiel oder 70,2 bzw. 39 MBit/s in Frank­furt am Main spre­chen für sich. Dazu über­zeugte das Netz des Münchner Betrei­bers durch - auch im Vergleich zu den Mitbe­wer­bern - nied­rige Ping­zeiten, die beispiels­weise in Berlin (S-Bahnhof York­straße), Hamburg und Kiel sogar unter 20 ms lagen.

Aller­dings gab es auch bei den Tests mit der o2-SIM Orte, an denen der Internet-Zugang fast ein Total­aus­fall war. Wie die Telekom konnte auch Telefónica beispiels­weise in Mainz-Weisenau (maximal 1,35 MBit/s im Down­stream, 520 kBit/s im Upstream) nicht über­zeugen. Solche Über­las­tungs­er­schei­nungen kamen im Telefónica-Netz aber seltener als im Voda­fone-Netz vor, was zeigt, dass Telefónica insbe­son­dere in den vergan­genen Jahren sehr viel in den LTE-Ausbau inves­tiert hat.

Mess­werte im Vergleich

Stadt Down­stream
(in MBit/s)
Upstream
(in MBit/s)
Ping
(in ms)
Telekom Voda­fone Telefónica Telekom Voda­fone Telefónica Telekom Voda­fone Telefónica
Bad Doberan 11,1 bis 45,2 2,76 bis 7,83 16,8 bis 17,9 1) 4,15 bis 5,81 0 bis 4,48 0,99 bis 1,58 1) 27 bis 32 41 bis 43 46 bis 48 1)
Berlin
(S-Bhf. Yorck­straße)
747 bis 854 2) 51,4 bis 72,5 51,0 bis 51,9 45,1 bis 58,9 2) 9,18 bis 12,7 23,7 bis 27,6 20 bis 26 2) 38 bis 41 13 bis 14
Frank­furt am Main (Ginn­heim) 48,9 bis 52,1 171 bis 214 61,7 bis 70,2 11,5 bis 14 21,5 bis 22,1 34,8 bis 39,0 12 bis 15 37 bis 38 21
Freu­den­stadt 158 bis 162 1,83 bis 5,57 29,1 bis 30,3 45,5 bis 47 4,80 bis 5,03 23,5 bis 25,7 25 bis 26 25 bis 39 34 bis 39
Geln­hausen 53,1 bis 55,2 1,12 bis 1,77 35,4 bis 37,0 17,4 bis 17,7 11,0 bis 12,5 19,6 bis 28,2 25 bis 27 18 bis 19 38 bis 39
Hamburg
(Hein­rich-Hertz-Turm)
252 bis 414 2) 93,8 bis 105,0 22,2 bis 25,3 52,9 bis 59,3 2) 11,2 13,0 bis 15,4 23 2) 21 bis 22 12 bis 13
Kiel (Innen­stadt) 128 bis 171 40,9 bis 45,2 47,1 bis 86,0 42,5 bis 48 20,5 bis 29,7 37,6 bis 40,3 25 37 bis 38 15
Mainz (Weisenau) 7,54 bis 11,4 124 bis 158 0 bis 1,35 4,23 bis 5,46 22,5 bis 24,9 0 bis 0,52 28 bis 37 44 bis 45 28
Strul­len­dorf 88,7 bis 122 2) 73,2 bis 95,6 2,57 bis 2,78 9,4 bis 15,9 2) 8,85 bis 24,7 1,22 bis 2,11 46 bis 78 2) 29 bis 33 23
Wolgast 58 bis 74.4 21,8 bis 39,6 2,98 3) 24,8 bis 29,1 16,2 bis 18,1 0,24 3) 20 bis 22 34 bis 38 38 3)
Mess­wert-Zeit­punkt: Juni bis Juli 2020 (je nach Standort)
1) Mit 3G.
2) Mit 5G.
3) Teil­weise keine Daten­ver­bin­dung.

Strea­ming in den Mobil­funk­netzen

Audio-Strea­ming haben wir auf der Auto­bahn 66 von Geln­hausen nach Frank­furt am Main und auf der Strecke von Ahrens­hoop nach Zingst an der Ostsee getestet. Im Rhein-Main-Gebiet konnten alle drei Netze über­zeugen, in Meck­len­burg-Vorpom­mern kam es eben­falls in allen Netzen zu Ausset­zern. Hier waren die Unter­schiede zwischen Telekom, Voda­fone und o2 sehr klein, was aber auch an den Test­stre­cken lag.

Insge­samt betrachtet ist die Telekom auch 2020 das Netz, das in unserem Test das beste Bild hinter­lassen hat. Die drei Betreiber sind aber etwas dichter zusam­men­ge­rückt, auch wenn Voda­fone und erst recht Telefónica bei der Versor­gung auf dem platten Land gegen­über dem Telekom-Netz noch Nach­hol­be­darf haben. Punk­tuell kommt es in allen Netzen zu Über­las­tungen - bei Voda­fone etwas mehr als bei o2, aber selbst im Telekom-Netz gibt es Engpässe. Hier sind alle Betreiber aufge­for­dert, für Abhilfe zu sorgen.

In weiteren Meldungen lesen Sie unsere Einzel-Tests zu Telekom, Voda­fone und o2.

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