Ausprobiert

OneSimCard: Roaming-SIM mit mehreren Nummern im Test

Die im deutschen Vodafone-Netz funkende internationale Roaming-SIM OneSimCard kommt von einem US-Unternehmen, das Kundencenter ist professionell aufgemacht. Im Test haben wir uns die Kosten und die Sprachqualität angeschaut.
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Internationale Roaming-SIM-Karten sind nicht nur deswegen interessant, weil Reisende mit ihnen außerhalb der EU zu kalkulierbaren Preisen telefonieren können. Mit einer Roaming-SIM erhält man zum günstigen Preis auch eine oder sogar mehrere ausländische Rufnummern, über die man dann für Anrufer aus den betreffenden Ländern kostengünstig erreichbar ist.

Der US-amerikanische Anbieter OneSimCard ist ein derartiger Provider, der seinen Kunden Rufnummern aus zahlreichen Ländern der Welt bietet. Wir haben uns eine SIM-Karte von OneSimCard schicken lassen und den Dienst in Deutschland getestet. Bei OneSimCard stehen Rufnummern aus über 60 Ländern zur Verfügung. OneSimCard im Test OneSimCard im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Mehrere Tarife für unterschiedliche Ansprüche

OneSimCard ist ein seit 2007 erhältliches Produkt des US-Unternehmens Belmont Telecom Inc., das seit 1994 existiert und seinen Sitz in Belmont/Massachusetts hat. Auf der Webseite des Unternehmens können Interessenten nicht nur Roaming-SIM-Karten erwerben, sondern für Auslandsreisen auch Smartphones für diverse Regionen kaufen oder mieten. Falls verfügbar buchen sich die SIM-Karten von OneSimCard auch in LTE-Netze der Reiseländer ein.

Die Roaming-SIM "OneSimCard PLUS" von OneSimCard ist in über 200 Ländern weltweit nutzbar. Sie kostet 39,95 US-Dollar (rund 33 Euro). Zum selben Preis gibt es auch die "OneSimCard Data & Roam", die überwiegend für Daten-Roaming-Nutzer interessant ist. Beide SIM-Karten beinhalten zu diesem Preis kein Startguthaben. Bezahlt werden kann per Visa, Mastercard, American Express, Discover Card, PayPal und Bitcoin. Zur Sicherheit hat OneSimCard ein monatliches Ausgaben-Limit von 300 US-Dollar gesetzt, das der Nutzer per Antrag aufheben muss, wenn er monatlich mehr vertelefonieren will.

Für Reisende mit Bezug zu Europa ist die Roaming-SIM "OneSimCard Europe & More" am ehesten empfehlenswert. Zu dieser können mobile Datenpakete hinzugebucht werden, die in über 40 Ländern zum Surfen verwendet werden können. OneSimCard Europe & More kostet einmalig 29,95 US-Dollar (rund 25 Euro). Enthalten sind darin bereits 10 US-Dollar Startguthaben. Kleiner Wermutstropfen: OneSimCard Europe & More unterstützt nicht 200, sondern nur 70 Länder. Dafür werden Telefonate nicht per Callback, sondern als reguläres Direkttelefonat realisiert.

Da wir die OneSimCard Europe & More zum Test erhalten haben, beziehen sich alle im Folgenden gemachten Aussagen und Testergebnisse auf diesen Tarif. Geliefert wurde die SIM-Karte innerhalb von wenigen Tagen mit FedEx Express. Inhalt der Packung Inhalt der Packung
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Rufnummernauswahl, Freischaltung und Account

OneSimCard Europe & More kommt als Dreifach-SIM-Karte, also in den Größen Mini-, Micro- und Nano-SIM. Eine europäische Rufnummer ist bereits fest auf der Karte aufgeschaltet, diese ist auch auf dem SIM-Kartenträger aufgedruckt. Es handelt sich um eine Nummer mit der Vorwahl +372-82 aus Estland. Für alle Anrufe, die auf dieser Nummer eingehen, werden keine Kosten für ankommendes Roaming berechnet. Im Kundencenter lässt sich zusätzlich für einen Testmonat eine weitere kostenlose Rufnummer hinzubuchen, diese kann aus den USA, Kanada, Großbritannien oder Australien sein. Nach dem Testmonat wird diese Nummer allerdings kostenpflichtig.

Zu OneSimCard Europe & More kann auch eine deutsche Festnetz-Rufnummer hinzugebucht werden, hierbei muss der eigene Wohnort angegeben werden. OneSimCard weist darauf hin, dass die Zuteilung einer deutschen Nummer nur erfolgen kann, wenn der Kunde innerhalb von 72 Stunden einen Scan des Personalausweises sowie irgend einer Verbrauchsrechnung schickt, die beweist, dass der Kunde an der angegebenen Adresse wohnt. Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht: Die Ersteinrichtung der deutschen Rufnummer kostet 19,95 US-Dollar und es fällt eine Jahresgebühr von 49,95 US-Dollar (beziehungsweise halbjährlich 32,47 US-Dollar) an.

Um die SIM-Karte freizuschalten, muss der Käufer zunächst einen Account auf der Webseite des Anbieters registrieren. Dort wartet dann ein Button, mit dem die SIM freigeschaltet wird. Die mobile Datenverbindung bleibt zunächst noch gesperrt, bis sie über einen separaten Button ebenfalls vom Kunden freigeschaltet wird. Auf der Sprachbox eintreffende Sprachnachrichten werden kostenlos per E-Mail an den Inhaber der SIM weitergeleitet, allerdings muss auch die Sprachbox zunächst im Kundenmenü aktiviert werden.

OneSimCard: Sprachqualität, Datenverbindung und Tarife

In unserem Test dauerte es nach dem ersten Einschalten rund zwei Minuten bis die SIM-Karte sich erstmals ins Mobilfunknetz einbuchte, sie wählte das deutsche Vodafone-Netz. Mit Telefónica Deutschland und der Deutschen Telekom bestehen übrigens keine Roaming-Abkommen. Anschließend waren wir sofort unter der Rufnummer von Estland und der von uns hinzugebuchten US-Nummer in Quinlan (Texas) erreichbar.

Als allererstes Telefonat empfiehlt OneSimCard in der Anleitung übrigens einen kostenfreien Anruf zur US-Testnummer +1-857-4440686. Hört der Kunden nun eine Sprachansage, dass er mit OneSimCard verbunden ist, wurde die SIM korrekt freigeschaltet. Kommt kein Rufaufbau zustande oder landet der Kunde nicht bei der Sprachansage, sollte er nochmals das Handy neustarten, einige Minuten warten und sich bei weiteren Problemen an den Kundenservice wenden. In unserem Test hat aber alles problemlos funktioniert und wir landeten sofort beim Sprachcomputer von OneSimCard.

Sowohl bei ankommenden als auch abgehenden Telefonaten hatten wir über OneSimCard im deutschen Vodafone-Netz stets eine sehr gute Sprachqualität in UMTS-Qualität. Abgehackte Silben, Aussetzer oder ein Rauschen sind uns nicht aufgefallen. Auch der Rufaufbau ging stets in akzeptabler Zeit vonstatten. Bei der mobilen Datenverbindung im Vodafone-Netz hatten wir an den von uns gemessenen Orten stets rund 12 MBit/s im Downstream sowie etwa 4 MBit/s im Upstream. Wie so oft bei Roaming-SIM-Lösungen ist der Ping allerdings etwas schlechter als bei einer SIM des jeweiligen Netzbetreibers, er lag bei unseren Messungen bei rund 200 ms Buchbare Datenpakete im Überblick Buchbare Datenpakete im Überblick
Screenshot: teltarif.de

Das kostet Telefonieren und Surfen über OneSimCard innerhalb Deutschlands

Um im Tarifrechner von OneSimCard die korrekten Tarife zu ermitteln, muss der Kunde zunächst einige Angaben machen. Als erstes ist im oberen Dropdown-Menü das Land anzugeben, in dem sich der Kunden momentan aufhält. Im zweiten Dropdown-Menü ist die SIM-Karte von OneSimCard auszuwählen, also in unserem Fall "Germany" und "Europe & More".

Innerhalb Deutschlands kostet ein abgehendes Telefonat in alle deutschen Netze 49 US-Cent, eine SMS und ein Daten-MB werden mit jeweils 25 US-Cent abgerechnet. Fürs Telefonieren sind keine Minutenpakete oder Flatrates hinzubuchbar, wohl aber für SMS und Daten. Doch auch bei der Buchung eines SMS- oder Datenpakets fallen zusätzlich verbrauchsabhängige Gebühren an.

Bucht der Kunde für 10 US-Dollar monatlich das SMS-Paket, zahlt er trotzdem nochmals 10 US-Cent pro versandter Kurznachricht. Das "European Data Package" gibt es ab 500 MB für 14 Tage zum Preis von 25 US-Dollar. Hier fallen allerdings zusätzlich 5 US-Cent pro verbrauchtem MB an. Das "Super Select Data Package" ist ab 10 US-Dollar pro Tag für 1 GB buchbar. Der Anbieter berechnet zusätzlich noch 1 US-Cent pro MB.

Die beiden Datenpaket-Familien unterscheiden sich in der Anzahl und Auswahl der unterstützten Länder, die günstigeren "Super Select Data Packages" gelten in weniger Ländern als die "European Data Packages". Das "European Data Package" gibt es zum Preis von 125 US_Dollar für 14 Tage sogar mit einem unlimitierten Datenvolumen, hier wird allerdings auch 1 US-Cent pro MB zusätzlich abgerechnet. Das von uns im Test gebuchte Datenpaket Das von uns im Test gebuchte Datenpaket
Screenshot: teltarif.de

Vergleichsfunktion für alle SIM-Karten von OneSimCard

In einem kurzen Check haben wir untersucht, was Telefonate mit der OneSimCard Europe & More aus diversen Ländern nach Deutschland kosten. Hält sich der Kunde mit der SIM beispielsweise in Russland, Australien, Monaco, der Schweiz oder den USA auf, werden nach Deutschland 49 US-Cent abgerechnet. Von der Türkei und Japan nach Deutschland werden 75 US-Cent berechnet, von China nach Deutschland sind es 95 US-Cent, von Neuseeland und Israel nach Deutschland 62 US-Cent.

Eine wichtige Funktion im Tarifrechner von OneSimCard ist die Option "Compare rates". Dann stellt der Rechner die Tarife der drei SIM-Karten in einer Tabelle einander gegenüber. Aus dieser Tabelle ist beispielsweise ersichtlich, dass bei allen SIM-Karten das telefonische Abrufen der Mailbox innerhalb Deutschlands mit 25 US-Cent abgerechnet wird.

Für OneSimCard PLUS gibt es eine Telefonie-Zusatzoption, mit der pro Telefonat innerhalb Deutschlands nur noch 15 US-Cent pro Telefonat berechnet werden statt der 49 US-Cent bei der OneSimCard Europe & More, zu der keine Telefon-Option gebucht werden kann. Die Telefon-Option der Plus-Karte kostet für einen Monat 3,99 US-Dollar.

Günstiger telefonieren bei OneSimCard per App

OneSimCard bietet mehrere Apps, allerdings nicht immer für alle Betriebssysteme. My OneSim zur Verwaltung des eigenen Accounts gibt es beispielsweise nur für iOS.

Sowohl für Android als auch iOS existiert eine App, die dem Nutzer dabei hilft, im Telefonbuch gespeicherte Rufnummern auch über die OneSimCard-SIM korrekt anzurufen. Die App fügt beispielsweise das Pluszeichen und Auslandskennzahlen hinzu, wenn die Nummer nicht in diesem Format abgespeichert ist. Für Android heißt die App OneSimCard Direct [Link entfernt] , für iOS 1Sim Assist. Über OneSimCard Connect können Smartphone-Nutzer ohne SIM-Karte des Anbieters einen Teilnehmer von OneSimCard übers Internet kostenlos anrufen (OneSimCard Connect für Android [Link entfernt] / 1Sim Connect für iOS).

Günstiger telefonieren über die OneSimCard VoIP-App

Die interessanteste App ist allerdings "OneSim VoIP" für Android und iOS. Denn wie bereits weiter oben erläutert, sind die regulären Tarife von OneSimCard nicht gerade ein Schnäppchen.

Mit OneSim VoIP spielt es keine Rolle, wo man sich auf der Welt aufhält, denn OneSimCard empfiehlt die Nutzung ausschließlich über WLAN. Bei den Preisen für mobile Datenverbindungen würde die Nutzung der App über eine OneSimCard-SIM auch kaum eine Preisersparnis bieten. Telefonate per App kosten zu Festnetznummern vieler Länder nur 2 US-Cent, beispielsweise Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Neuseeland, Polen, Spanien, Großbritannien und USA. Die Preise für Anrufe in Mobilfunknetze sind weder auf der VoIP-Tarifseite noch in der App aufgeführt - hier sollte der Anbieter etwas transparenter sein.

In unserem Test der OneSim-VoIP-App sind uns trotz ausgezeichneter WLAN-Verbindung und VDSL-50-Anbindung Verzerrungen und Aussetzer begegnet, die Sprachqualität war deutlich schlechter als über das Mobilfunknetz. Testweise haben wir die VoIP-App auf einem anderen Smartphone mit einer anderen SIM installiert. Von dort konnten wir ebenfalls abgehend telefonieren und Anrufe auf der dem VoIP-Account zugewiesenen US-Nummer klingelten dann statt auf der SIM auf der VoIP-App. Impressionen von der VoIP-App Impressionen von der VoIP-App
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Fazit: Professionelle Roaming-Lösung, aber nicht wirklich billig

OneSimCard erweist sich im Test als professionelle internationale Roaming-SIM-Lösung. Insbesondere die unkomplizierte Anmeldung und Freischaltung sowie die gute Sprachqualität und stabile Daten-Roaming-Verbindung im deutschen Vodafone-Netz überzeugt. Auch das Online-Kundencenter bietet deutlich mehr Funktionen als bei vielen anderen Providern.

So viel Komfort bezahlt der Kunde allerdings mit nicht wirklich günstigen Preisen für die Telefonie. Beispielsweise sind die zusätzlichen Gebühren auch bei einer gebuchten Option ein Gegenargument gegen die Nutzung von OneSimCard. Wirklich günstige Gesprächspreise zu Festnetznummern in vielen Ländern gibts nur per WLAN mit der VoIP-App. Doch auch hier fehlt eine wirklich transparente Kommunikation, was Telefonate aus der App zu Mobilfunkanschlüssen kosten.

Alle teltarif.de-Testberichte zu Roaming-SIMs und -Hotspots finden Sie auf unserer Übersichtsseite zu Roaming-SIMs.

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