Online-Handel kannibalisiert die Einkaufsstraßen
Die Einkaufszentren leiden unter dem Online-Handel
Bild: picture alliance/Roland Weihrauch/dpa
Der Online-Handel boomt, die Einkaufsstraßen darben:
Denn immer mehr Verbraucher sparen sich den Weg in die Innenstädte
und geben ihr Geld lieber im Internet aus. Besonders der Modehandel,
die Elektronikanbieter und die Einrichtungshäuser in den
Einkaufsstraßen und Shopping-Centern leiden unter der Abwanderung der
Kunden, wie aus der veröffentlichten Online-Monitor 2019
des Handelsverbandes Deutschland hervorgeht.
Umsatzplus beim Online-Handel, Minus bei stationären Handel
Die Einkaufszentren leiden unter dem Online-Handel
Bild: picture alliance/Roland Weihrauch/dpa
"In den Branchen Fashion, Consumer Electronics und Wohnen
kannibalisiert der Online-Handel zunehmend den stationären Handel
offline", heißt es in der Studie. Beispiel Mode: Im vergangenen Jahr
gaben die Bundesbürger laut HDE im Internet rund 13,2 Milliarden Euro
für Kleider, Jeans, Schuhe und Accessoires aus. Das war eine
Milliarde Euro mehr als im Vorjahr. Und der Zuwachs ging eindeutig zulasten der stationären Händler. Denn bei ihnen fehlten am Ende im
Jahresvergleich rund 1,1 Milliarden Euro in der Kasse -
ein Umsatzrückgang von 3,1 Prozent.
Elektrohandel: der große Verlierer
Noch schlimmer war die Situation im stationären Elektrohandel - wo die Umsätze sogar um 4,3 Prozent zurückgingen. Nach Umsatz gerechnet werden inzwischen laut HDE fast ein Drittel der Einkäufe von Elektrogeräten (31 Prozent) und mehr als ein Viertel aller Modeeinkäufe (27,7 Prozent) online erledigt - mit steigender Tendenz.
Und der Online-Handel ist dabei, weitere Branchen zu erobern. So mussten die stationären Wohn- und Einrichtungshäuser 2018 Umsatzeinbußen von rund 1,4 Milliarden Euro hinnehmen - ein Rückgang um 4,3 Prozent. Gewinner war auch hier die Online-Konkurrenz, die sich über ein Umsatzplus von zehn Prozent freuen konnte.
Dabei wuchs der Online-Handel laut HDE 2018 mit 9,1 Prozent sogar etwas schwächer als erwartet. Doch für die Händler in den Innenstädten war das kaum ein Trost. Denn trotzdem hatten die Onlineanbieter am Ende mehr als 4,4 Milliarden Euro mehr in der Kasse als im Vorjahr. Insgesamt kauften die Deutschen für über 53 Milliarden Euro im Internet ein - und dabei ist die Umsatzsteuer noch gar nicht berücksichtigt.
Auch die Generation 60+ shoppt zunehmend im Netz
Und ein Ende des Online-Booms ist der Studie zufolge nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der E-Commerce erobert neue Branchen wie das Heimwerken, die durchschnittlichen Ausgaben der Online-Shopper steigen, und auch immer mehr Ältere steigen ein: Die Zahl der Online-Shopper in der Generation 60+ erhöhte sich im vergangenen Jahr laut HDE um elf Prozent. Immerhin mehr als ein Drittel dieser Altersgruppe kaufe inzwischen im Internet ein.
Zwar haben mittlerweile auch viele stationäre Händler eigene Online-Shops eröffnet oder verkaufen ihre Waren auf Marktplätzen wie Amazon und Ebay. Doch spielen sie im Internet nach wie vor eine eher untergeordnete Rolle.
Klassische Geschäfte verlieren drastisch an Beliebtheit
Der Siegeszug des Onlinehandels spiegelt sich auch in der generellen Einstellung der Verbraucher zum E-Commerce. Sagte 2012 noch gut jeder zweite Verbraucher, er kaufe "nicht gern im Internet ein", so hat sich das Bild inzwischen völlig gewandelt.
Nicht einmal mehr jeder Vierte (23 Prozent) bevorzugt aktuell auf jeden Fall klassische Geschäfte. Dagegen hat sich die Zahl der begeisterten Online-Shopper fast verdreifacht. Immerhin 28 Prozent der Befragten bekennen aktuell: "Ich kaufe am liebsten im Internet ein."
Nicht immer funktioniert der Online-Kauf aber problemlos. Insbesondere bei importierten Elektrogeräten heißt es: Augen auf! Zum Thema Online-Handel und Importware haben wir einen Podcast aufgenommen.