Diskussion

Pro & Contra: Netzwerkerweiterung durch Powerline-Adapter

Aspekte, die für und gegen das Internet aus der Steckdose sprechen
Von Rita Deutschbein /

Pro & Contra: Netzwerkerweiterung durch Powerline-Adapter Powerline: Das Internet aus der Steckdose
Bild: teltarif.de
Powerline-Adapter bieten die Möglichkeit das Heimnetzwerk ohne das Verlegen von Kabeln über das Stromnetz zu erweitern. Während die einen den Komfort, die einfache Installation ohne Kabelsalat und die unabhängige Platzierung der Adapter an einer hausinternen Steckdose lieben, klagen andere über eine erhöhte Strahlen­belastung, einen verringerten Daten­durchsatz und störende Funkwellen.

Es gibt viele Argumente, die für und gegen den Einsatz von Powerline-Adapter im eigenem Heim sprechen. Die teltarif.de-Redakteure Rita Deutschbein und Markus Weidner haben beide ganz unterschied­liche Meinungen zu diesem Thema. Beide haben das Internet über das Stromnetz bereits ausprobiert. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, lesen Sie im Folgenden.

Pro und Contra

Rita Deutschbein
Pro
Rita Deutschbein
Stahlträger und eine gute Isolierung - diese zwei Elemente machen es in meiner Wohnung nahezu unmöglich, ein ausreichend starkes WLAN-Signal in allen Räumen aufzubauen. Einen guten Empfang habe ich eigentlich nur in dem Zimmer, in dem auch der Router steht. Nach vielen Versuchen, mit dem Umstellen des WLAN-Routers oder dem Einsatz von Repeatern das WLAN-Signal zu verstärken, bin ich auf Powerline-Adapter gestoßen. Und siehe da, mein WLAN-Problem war gelöst.

Im Einsatz sind bei mir zwei Adapter der Firma AVM, wobei der erste neben meinem Router angeschlossen und über ein Ethernet-Kabel mit diesem verbunden ist. An das in einem anderen Raum angebrachte Gegenstück habe ich eine alte FRITZ!Box angebunden, die ein weiteres WLAN-Netz aufbaut. Alternativ könnte ich meinen PC auch direkt über Ethernet mit dem zweiten Powerline-Adapter verbinden und mir so die zusätzliche FRITZ!Box sparen. Da ich aber mit verschiedenen End­geräten via WLAN auf das Internet zugreifen möchte, habe ich mich für den Extra-Router entschieden. Sollte ich dennoch einmal eine Kabel­verbindung brauchen, kann ich sie auch über den zweiten Router realisieren.

Die Einrichtung des Powerline-Netzwerks empfand ich als sehr einfach, da ich keine zusätzliche Software installieren musste. Über die FRITZ!-Oberfläche kann ich alle Netzwerk­geräte verwalten, das Heimnetz sichern und zum Strom­sparen auch eine Nacht­schaltung aktivieren. Dadurch spare ich nicht nur Strom, sondern reduziere auch die Strahlung über die Stromleitung in der Nacht. Anders als empfohlen habe ich meine Powerline-Adapter nicht an einer Wand­steck­dose in Betrieb sondern an einem Verlängerungs­kabel. Dennoch ist die Transfer­rate in meinem Netz so gut, dass ich diese Konstruktion beibehalten habe.

Skeptiker bemängeln beim Powerline-Betrieb häufig die erhöhte Strahlung und dadurch auftretende Störungen anderer Endgeräte. Hier habe ich aber kaum Einschränkungen feststellen können. Selbst das UKW-Radio, das direkt neben einem der Powerline-Adapter steht, sendet ohne Rauschen. Beim Tele­fonieren mit dem Handy oder DECT-Telefon habe ich - je nachdem wo ich stehe - einige Aussetzer. Der Grund dafür ist allerdings das Bauproblem, das mich erst zum Einsatz der Powerliner bewegt hat und das bereits seit dem Einzug existiert.

Wer mit Begriffen wie Elektro­smog oder Funk­störungen gegen das Internet aus der Steckdose argumentiert, müsste in der Konsequenz auch auf WLAN, DECT, Handys und Mikro­wellen verzichten. Für mich sind Powerline-Adapter ein unverzicht­bares Hilfsmittel zur Heim­vernetzung geworden. Sie ermöglichen mir eine kabellose Internet­verbindung ohne lange Warte­zeiten oder Aussetzer aufgrund eines schlechten Signals und können zudem so platziert werden, dass ich auch eine Spiel­konsole oder TV-Geräte ans Internet bringen kann, ohne mühsam Kabel verlegen zu müssen.

Markus Weidner
Contra
Markus Weidner
Powerline ist auf den ersten Blick eine gute Alternative zum WLAN, wenn der Internet-Zugang in mehreren Räumen genutzt werden soll, es aber nicht möglich ist, klassisches Netzwerk­kabel zu verlegen. Im Test zeigte sich aber beispiels­weise, dass auch Powerline - wie klassisches WLAN - Probleme beim Überbrücken größerer Entfernungen hat.

Ich habe WLAN und Powerline in einem Zwei-Familien-Haus getestet. Mit guten WLAN-Adaptern erreichte ich beim Überbrücken zweier Stockwerke etwa 50 Prozent Signal­stärke. Ein DSL-16000-Anschluss brachte es noch auf rund 12 MBit/s am anderen Ende der drahtlosen Netzwerk­verbindung.

Auch die Powerline-Adapter zeigten nur einen mittleren Daten­durchsatz an. Teilweise erreichte ich ebenfalls rund 12 MBit/s. Oft lag die Download­rate aber nur bei 6 bis 8 MBit/s und in seltenen Fällen war zumindest für einen kurzen Zeitraum fast kein Daten­durchsatz zu verzeichnen.

Mögen die Performance-Probleme mit örtlichen Gegeben­heiten und mit den verwendeten Powerline-Adaptern zusammen­hängen, so verursacht die Technik auch massive Funk­störungen. Das verwundert nicht, da Stromkabel eigentlich nicht für die Haus­vernetzung ausgelegt sind und über keine entsprechende Abschirmung verfügen.

Powerline arbeitet im Mittel- und Kurz­wellen­bereich und stört hier - nicht nur in den eigenen vier Wänden des Nutzers, sondern auch in der gesamten Umgebung - den Rundfunk­empfang und andere Funkdienste. Kurz­wellen­sender können nicht nur kleinere Regionen versorgen, sondern sind in der Regel mindestens in ganz Europa zu empfangen. Bei geschickter Frequenzwahl und entsprechender Antennen­anlage ist der Empfang sogar über die Grenzen eines Kontinents hinaus möglich. Das klappt aber natürlich nur, wenn der genutzte Frequenz­bereich frei von Störungen ist.

Die Powerline-Signale nutzen genau diesen Wellen­bereich für die Netzwerk­übertra­gungen. Je nach genutzter Technik verursachen die Adapter unterschiedlich starke Knack-Geräusche oder einen breit­bandigen Rausch­teppich im Kurzwellen­bereich, so dass der Radio­empfang nicht mehr möglich ist. Das Stromkabel wird dabei zu einer Sende­antenne, das die Stör­signale weit über die Grenzen der eigenen Wohnung hinweg verbreitet und so auch andere potenzielle Nutzer stört.

Das Internet ist zwar eine technisch bessere Möglich­keit für den grenz­über­schrei­ten­den Rund­funk­em­pfang. In­ternet-Zu­gänge können aber ausfallen, im Krisenfall abgeschaltet werden oder aus anderen Gründen nicht zur Verfügung stehen. Die Kurz­welle lässt sich nicht abschalten und nicht staatlich kontrollieren. Daher ist die Rund­funk­verbreitung in diesem Wellen­bereich auch im 21. Jahrhundert schützenswert. Der Einsatz von Powerline-Adaptern, die den Empfang von Rundfunk, Amateur­funk und anderer Dienste massiv behindern, gehört daher untersagt.


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