Argumente

Pro & Contra: Allnet-Flats und mobile Surftarife zum Discount-Preis

Allnet-Flatrate und mobile Surftarife gibt es mittlerweile immer wieder für weniger als 10 Euro, teilweise sogar für weniger als 5 Euro. Doch ist das gut für den Markt und die Kunden? Die Redakteure von teltarif.de sind da unterschiedlicher Meinung.
Von Thorsten Neuhetzki /

Pro und Contra Deal-Angebote Pro & Contra: Allnet-Flats und mobile Surftarife zum Discount-Preis
Bild: mobilcom-debitel
5 Euro im Monat für eine Allnet-Flatrate im Mobilfunknetz der Telekom zu zahlen und dazu noch Daten nutzen zu können, war bislang unvorstellbar, ebensowenig ein mobiler Surftarif zu diesem Preis. Selbst die Preisgrenze von 10 Euro war kaum zu knacken. Doch derzeit mehren sich die Angebote von Allnet-Flatrates und mobilen Datenflats unter 10 Euro - realisiert auf den unterschiedlichsten Wegen.

Pro und Contra Deal-Angebote Pro & Contra: Allnet-Flats und mobile Surftarife zum Discount-Preis
Bild: mobilcom-debitel
Doch ist diese Preisentwicklung gut für den Markt, profitieren die Kunden von den billigen Tarifen oder legen sie am Ende drauf? Die teltarif.de-Redakteure Alexander Kuch und Thorsten Neuhetzki sind da unterschiedlicher Ansicht.

Pro und Contra

Alexander Kuch
Pro
Alexander Kuch
Über viele Jahre fand der Preis­kampf im Mobil­funk direkt zwischen den Netz­be­treibern und Providern statt. Schließ­lich gründeten oder über­nahmen die Netz­be­treiber Discount-Töchter, die prinzipiell das Tarif­an­gebot des Netz­be­treibers boten - mit weniger Service und ohne Laden­ge­schäfte, aber dafür zu einem attraktiven Preis. Doch wo sind congstar, otelo, blau, simyo, yourfone und andere damalige Pioniere heute? Für viele Nutzer bieten sie weiter­hin attraktive und bezahl­bare Tarife, aber von einem scharfen Preis­kampf haben sie sich längst ver­ab­schiedet.

Für echte Spar­füchse kommen daher die Deals-Angebote der ver­gangenen Wochen, die übrigens fast aus­schließ­lich im Telekom- oder o2-Netz statt­finden, gerade recht. Dahinter stecken meist Händler, die Verträge von Service-Providern wie mobilcom-debitel ver­markten, dafür eine ordent­liche Provision kassieren und diese (fast) ohne Abzug an den Kunden weiter­geben, meist in Form einer monatlichen Grund­ge­bühren-Rück­er­stattung. Der Kunde kann sich über billige Preise freuen, die er sonst bei kaum einem Provider bekommt, und Provider und Händler können ihre Ab­satz­zahlen aufbessern. Die Leistung vieler dieser Verträge kann sich durch­aus sehen lassen - man denke an eine Daten­flat im Telekom-Netz für unter 5 Euro inklusive 3 GB, LTE und Hot­spot-Nutzung. Schnäpp­chen-Portale wie Groupon oder MyDealz helfen bei der Bekannt­machung solcher Deals.

Wer das kritisiert sollte erst einmal darüber nach­denken, ob das System der hohen Provisionen für 24-Monats­ver­träge noch zeit­ge­mäß ist und ob es nicht an der Zeit wäre, diese gleich direkt an den Kunden weiter­zu­geben oder in den Netz­aus­bau zu stecken. Bis dahin wird auch teltarif.de weiter über solche Schnäpp­chen­an­ge­bote be­richten, auch wenn sie auf einem Aus­zahlungs­mo­dell be­ruhen und zeit­lich be­fristet sowie in der Menge begrenzt sind. Beschwerden über weg­ge­fallene Grund­ge­bühren­er­stattungen wegen Insolvenz des Händlers haben uns schon seit Jahren nicht mehr erreicht.

Außer­dem gehe ich davon aus, dass jeder, der sich für so ein Deal-Angebot interessiert, auch das Klein­ge­druckte liest und dazu in der Lage ist, drei Monate vor Ablauf der Provisions­aus­zahlungen (oder direkt nach der Bestellung) den Vertrag zum Ende der Lauf­zeit zu kündigen. Wem das zu an­strengend ist, der darf gerne weiter­hin die Preise der Netz­be­treiber oder ihrer Töchter bezahlen. Egal wer wo seinen Vertrag ab­schließt: Wir nutzen alle gleich­be­rechtigt das (tat­säch­lich manch­mal leider über­lastete) Netz.

Thorsten Neuhetzki
Contra
Thorsten Neuhetzki
Keine Frage, auch ich würde vermutlich zu­schla­gen, wenn ich eine Allnet-Flatrate für 5 oder 10 Euro gebrauchen könnte und die Kondi­tionen für mich stimmen - mache ich derzeit aber nicht, da ich noch eine Ver­trags­bindung habe. Das ist aber nicht der Grund, wes­wegen ich hier die Contra-Position beziehe. Es ist vielmehr die langfristige Sicht­weise auf diese Tarife, die mich dazu verleitet haben, meinem Kollegen Paroli zu bieten. Denn langfristig sind diese Tarife alles andere als gut für den Markt.

Die Grenze von 5 Euro pro Monat für eine Allnet-Flat im Telekom-Netz wurde diese Woche geknackt. Wenn kommende Woche ein anderer Anbieter mit einer 10-Euro-Flat auf den Markt kommt, höre ich es schon an allen Ecken und Enden schreiben "Das ist viel zu teuer!". Nein, ist es nicht. Schließ­lich wollen wir den Tarif ja auch nutzen und ein ent­sprechen­des Netz zur Verfügung haben und uns nicht nur eines Tarif­daten­blattes erfreuen, nach dem wir Flatrate tele­fonieren können. Wenn wir aber nur 5 Euro im Monat zahlen und dafür unbe­grenzt telefonieren wollen, wird kein Netz­betreiber mehr Netze aufbauen. Durch Ter­minierungs­kosten sind diese 5 Euro nach 235 Minuten in andere Handy­netze telefonieren für den Anbieter "weg". Das sind nicht einmal vier Stunden pro Monat. Davon ist noch kein Mitarbeiter bezahlt, kein Marketing betrieben und kein Sende­mast aufgebaut. Dafür werden die Netze voller, weil jeder ohne mit der Wimper zu zucken, stundenlang das Handy benutzt.

Leistung darf also durchaus etwas kosten. Und das tut sie auch, passt man nicht auf. Um beim Beispiel des 5-Euro-Tarifes zu bleiben: Wer nicht aufpasst, zahlt nach zwei Jahren plötzlich knapp 30 Euro für den Tarif. Denn: Ab dem 25. Monat steigen die Kosten deutlich. Wer nicht rechtzeitig kündigt, bleibt auf den Kosten sitzen, min­destens ein weiteres Jahr. Nach drei Jahren hätte der Nutzer so im Schnitt etwas mehr als 13 Euro gezahlt. Ein fairer Preis, der - von Anfang an berechnet - dazu führen könnte, dass die Nutzer nicht nach zwei Jahren direkt wieder weglaufen.

Zudem bieten viele Händler derartige Discount-Tarife nur mit Rück­zahlungs­modellen an. Sie nutzen also ihre Provision, um sie an die Kunden weiter­zugeben - oftmals monatlich. Hier muss der Kunde also hoffen, dass der Händler zwei Jahre lang pünktlich zahlt und nicht insolvent geht. Und bei einer Einmalzahlung muss der Kunde mit Geld umgehen können. Sonst wird das vermeint­liche Schnäppchen zur Kosten­falle. Sofern man das Schnäppchen denn überhaupt bekommt. Denn bei der aktuellen 5-Euro-Aktion gingen offenbar die meisten Nutzer leer aus - angeblich wegen einer Über­lastung der Server.


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