Pro & Contra: Brauchen wir noch Call by Call?
Call by Call: Was spricht dafür, was dagegen
Foto: teltarif.de / Alexander Kuch
Vergangene Woche berichteten wir, dass die EU-Kommission laut darüber nachdenkt, die Regulierung für die sogenannten Märkte 1 und 2 aufzuheben.
Die direkte und spürbare Folge auf dem deutschen Markt, vor dem
die Anbieter und der Branchenverband VATM gleichermaßen warnen: Das Ende von Call by Call - dem Dienst, mit dem die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes
und damit der Wettbewerb, den wir heute haben, im Jahr 1998 Fahrt aufnahm.
Call by Call: Was spricht dafür, was dagegen
Foto: teltarif.de / Alexander Kuch
Doch braucht der Markt und brauchen die Kunden im Jahr 2014, also 15 Jahre
nach der Liberalisierung und in Zeiten von Allnet-Flatrates, Skype und WhatsApp eigentlich die Vorvorwahl mit den fünf bzw. sechs Ziffern, die viele
Kunden, die ihren Anschluss nicht mehr bei der Telekom haben, ohnehin nicht mehr nutzen können?
Zwei unserer Redakteure tauschen sich über ihre Argumente Pro und Contra Call by Call aus und schildern dabei ihre Sicht der Dinge. Nehmen Sie gerne an der Diskussion
teil.
Pro und Contra
Thorsten Neuhetzki
Die Telekom zählte zuletzt 21,6 Millionen Anschlüsse. Jedem dieser Kunden steht Call by Call zur Verfügung. Und selbst, wenn viele von ihnen eine Deutschland-Flatrate gebucht haben, so kosten beispielsweise Gespräche in die Türkei 4,9 Cent, zu türkischen Handys 21,9 Cent pro Minute. Über Call-by-Call-Anbieter sind die Telefonate für unter 1,5 bzw. weit unter 10 Cent pro Minute möglich - ein erhebliches Einsparpotenzial. Würde Call by Call wegfallen, so wäre zu befürchten, dass das allgemeine Auslands-Preisniveau wieder steigt.
Und auch ältere Kunden, die zwar viel telefonieren, aber kein Internet nutzen, müssten sich auf höhere Kosten einstellen. Sie wählen heute "die günstigen Vorwahlen aus der Zeitung" vor und sparen gegenüber ihren Jahrzehnte alten Tarifen viel Geld. Eine Umstellung auf eine Flatrate würde sich für die meisten schlicht nicht lohnen. Daher muss Call by Call als eines der Mittel für einen liberalisierten Tk-Markt auch in Zeiten von Festnetz- oder gar Allnet-Flatrates erhalten bleiben, wenn nicht sogar erweitert und auch bei alternativen DSL- und Kabel-Anbietern angeboten werden. Dann würde auch die Relevanz am Markt und somit der Wettbewerb weiter zunehmen, und auch Kunden von Drittanbietern könnten günstig(er) ins Ausland telefonieren.
Markus Weidner
Seitdem hat sich der Markt allerdings drastisch gewandelt. Die meisten Nutzer verfügen heute an ihrem Festnetz-Anschluss über eine Flatrate für Telefonate ins deutsche Festnetz. Anrufe in die Mobilfunknetze und ins Ausland sind selbst über den Anschluss-Netzbetreiber günstiger geworden. Call-by-Call-Anbieter sind zwar zum Teil preislich noch etwas attraktiver, dafür ändern sich die Tarife oft innerhalb weniger Stunden und die Sprachqualität leidet unter wüsten Routing-Konstruktionen.
Für Smartphone-Nutzer sind inzwischen Allnet-Flatrates zu Monatspreisen von deutlich unter 20 Euro erhältlich - das sogar ohne Mindestvertragslaufzeit. Nun gibt es auch erste Festnetz-Allnet-Flatrates, so dass Call by Call maximal als Nischenprodukt für Kunden interessant sein könnte, die häufig ins Ausland telefonieren. Greift man dafür aber auf ein VoIP-Produkt oder auf Skype zurück, so lässt sich der Minutenpreis sogar auf 0 Cent drücken - und das ohne mit ständig wechselnden Tarifen und zum Teil schlechter Verbindungsqualität konfrontiert zu werden.
Aus meiner Sicht ist Call by Call im Jahr 2014 verzichtbar. Die Nutzerbasis ist deutlich zurückgegangen, da es - anders als noch vor wenigen Jahren - inzwischen zahlreiche Alternativen gibt, um zu günstigen Konditionen oder sogar zum Pauschalpreis zu telefonieren.
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Günstige Call-by-Call-Anbieter für alle Ziele im In- und Ausland finden Sie übrigens über unseren Tarifrechner. Hier können Sie auch einstellen, wenn es Ihnen lieber ist, einen teureren, aber dafür stabileren Tarif als Ergebnis zu bekommen, um so groben Schwankungen nach Möglichkeit zu entgehen.