Telekom Magenta Eins Plus: Nicht alles wird günstiger
Die neuen MagentaEINS Plus Tarife bieten viel erfreuliches, haben aber auch Risiken und Nebenwirkungen.
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Viel Aufsehen hat das neue MagentaEINS-Plus-Angebot der Telekom in der Branche erregt, denn die Telekom opfert hier einige "heilige Kühe". Angefangen von der Kündigungsfrist, die von 24 Monaten auf 1 Monat gekürzt wurde. Weiter geht's mit einer Datenflatrate für Festnetz- und Mobilfunk. D.h. es gibt kein Limit bei der nutzbaren Datenmenge mehr, dafür aber eine Geschwindigkeitsgrenze, die sich aber in der täglichen Praxis kaum bemerkbar machen dürfte, selbst wenn man mal ein größere Update oder eine Linux-Distribution herunterladen wollte.
Unerwartet ist auch erstmalig ein inklusives Datenkontingent für mobile Surfsessions im Nicht-EU-Ausland, wobei die Telekom die Schweiz schon länger wie zur EU gehörend behandelt.
Wo finden sich die Details?
Die neuen MagentaEINS Plus Tarife bieten viel erfreuliches, haben aber auch Risiken und Nebenwirkungen.
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Abgesehen von der bangen Frage, ob man den neuen Tarif selbst schon buchen kann, gibt's noch ein paar Ecken und Kanten, die man nicht gleich auf Anhieb findet. Wer genaueres zu dem "MagentaEINS Plus" Tarif wissen möchte, steigt über die Seite www.telekom.de/magenta-eins-plus/
[Link entfernt]
ein.
Um die tariflichen Details und Nebenbedingungen zu finden, ist die Seite www.telekom.de/agb zu empfehlen, wo man alle allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), Leistungsbeschreibungen und Preislisten findet, die für die aktuell angebotenen Telekom-Tarife rechtlich verbindlich sind.
Die Preislisten zum Download
Wer sich für "MagentaEINS Plus" interessiert, muss das in der Suche genau so schreiben - ohne Leerstelle zwischen Magenta und EINS und mit Leerstelle zwischen EINS und Plus. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen für MagentaEins Plus [Link entfernt] finden sich im PDF-Dokument 46762. Die Mobilfunkpreise des MagentaEins Plus Tarifes [Link entfernt] stehen in Dokument 46764, Sonder- und Mehrwertdienste (aus dem Mobilfunk) [Link entfernt] finden sich in Dokument 46766.
Die Preise des Festnetzanteils findet man durch Suche nach dem Begriff "Zuhause-Telefonie" [Link entfernt] , was Dokument 46767 öffnet.
Ohne Anschlusspreis bis Januar
Wer den neuen "MagentaEins Plus" Tarif bis zum 31. Januar 2021 beauftragt, muss dafür keine Anschlussgebühr bezahlen. Danach sind einmalig 70 Euro (bei Neuanschluss) oder 40 Euro beim Wechsel von einem bestehenden Telekom-Tarif vorgesehen. Die Bereitstellung des Zuhause-Telefonie-Tarifs würde mit einmalig 19,95 Euro berechnet, ist aber im "MagentaEins Plus"-Tarif schon enthalten.
Monatliche Grund- und Verbindungspreise
Der monatliche Grundpreis der "S"-Version liegt bei 80 Euro, der "M"-Version bei 90 Euro und weitere Versionen wie "XS" oder "L" sind durchaus nicht ausgeschlossen, hört man aus Bonn. Während die Verbindungspreise in Deutschland und beim Roaming in Europa "wie erwartet" liegen, sollte man sich die Preise für das Festnetz genauer anschauen. Zur Nutzung des Festnetzteils muss der Buchung die Option "Zu Hause Telefonie" aktiviert werden. Die kostet eigentlich 19,95 Euro pro Monat, ist aber im "MagentaEINS Plus" bereits enthalten.
Gesprächspreise Festnetz
Die Gesprächspreise stellen sich wie folgt dar: Cityverbindungen (ohne Vorwahl) Deutschlandverbindungen (mit Vorwahl) und Anrufe zu nationalen Teilnehmern (NTR) mit der Vorwahl 032 sind erfreulicherweise kostenlos inklusive (weil Flatrate). Anrufe zur "persönlichen" Vorwahl 0700 kosten jetzt generell pro angefangene 30 Sekunden im Festnetz jeweils 6,2 Cent, die günstigere Nebenzeit (18-8 Uhr und am Wochenende) ist entfallen. Im Mobilfunk gelten zu dieser Nummer weiterhin unverständliche 57 Cent pro Minute (nachlesbar in Dokument 46766.)
Die Preisgruppe "0" regelt Verbindungen in die EU von Belgien bis Zypern (griechisches Mobilfunknetz) mit 22 Cent pro Minute. Die Schweiz gehört als einziges Land in die "Preisgruppe 1", wird aber preislich wie Gruppe 0 behandelt. Länder, die die EU verlassen, werden aus der EU-Gruppe 0 in die Gruppe 2 "verscheucht". Zur Gruppe 2 gehören weitere europäische Länder wie Albanien bis Zypern (türkisches Mobilfunknetz) und die Vereinigten Staaten von Amerika dazu. Eine Minute Anruf dorthin kostet jeweils 68 Cent, abgerechnet im handlichen 60/60-Sekunden Takt. Zur Erinnerung: Wer 61 Sekunden mit Tante Mary in Albuquerque (USA) talkt, zahlt 1,38 Euro.
Länder wie Afghanistan, Ägypten bis hin zur Zentralafrikanische Republik stehen mit 97 Cent pro Minute in der Liste und wer noch weiter hinaus anruft (z.B. Namibia) darf 1,94 Euro pro Minute bezahlen. Eine Unterscheidung zwischen internationalem Festnetz und Mobilfunk scheint es nicht mehr zu geben.
Renaissance des Call-by-Call?
Solche unerfreulichen Auslands-Preise können im Festnetz mit Call-by-Call umgegangen werden. Zwar kennen wir noch keinen Kunden mit aktiviertem MagentaEins Plus Tarif, gehen aber derzeit sehr stark davon aus, dass Call-by-Call weiterhin möglich ist (und sein muss).
Zur Erinnerung: Durch Voranstellen einer Vor-Vorwahl vor die zu wählende Rufnummer wird ein anderer Verbindungsnetzbetreiber ausgewählt. Der Anruf zur Tante Mary mit der (beispielhaften) USA-Rufnummer 001-212-5551212 würde dann mit 010-049-001-212-5551212 über den Verbindungsnetzbetreiber 010049 geführt, der für die Minute USA beispielsweise aktuell nur 0,3 Cent berechnet.
Doch Achtung: Die Preise der Call-by-Call-Anbieter können sich permanent ändern! Deswegen genau zuhören: Unmittelbar nach dem Wählen der letzten Ziffer muss die Gesellschaft ihren Preis ansagen, entweder in Cent/Minute oder in Euro/Minute. Erscheint der Preis zu hoch, sofort den Hörer auflegen. Welcher Anbieter gerade der günstigste ist, finden Sie in unserem Call-by-Call-Tarifvergleich.
Vom Handy ins Ausland
Anrufe vom Handy ins Ausland sind auch bei MagentaEINS Plus nicht wirklich "günstig". Während Telefonate in Deutschland und aus EU-Europa von der Flatrate abdeckt werden, kosten Anrufe in Richtung EU-Europa (und die Schweiz) jetzt 22 Cent pro Minute, das liegt knapp unter den maximal erlaubten 22,61 Cent. Anrufe in Richtung Zone 2 gehen los ab 1,46 Euro, Zone 3 für 2,43 Euro und Zone 4 für 3,41 Euro. Gespräche in Zone 5 kosten lockere 5,84 Euro pro Minute. Das sind die besten Argumente für die zahlreichen Ethno-Anbieter, die das eindeutig günstiger anbieten können.
Der Versand der eigentlich längst für "tot" erklärten MMS kann im Ausland 1,46 Euro das Stück kosten. Solche Preise sind das beste Argument für WhatsApp, Telegram, Threema und Co.
Das EU-Datenroaming-Limit
Während im Inland eine Datenflatrate ohne Wenn und Aber gilt, greifen im EU-Ausland die EU-Roaming-Regeln. Telekom nennt ein maximales Volumen von 54 GB im Monat (bei Plus S und Plus M) und 14 GB bei "unbegrenzten" Community Cards oder 6 GB bei "unbegrenzten" Data Cards, die genauen Berechnungsformeln nach EU-Vorgabe für einen längeren EU-Auslands-Aufenthalt finden sich ebenfalls in den AGBs, wo auch die üblichen Fair-Use-Policy-Preise (FUP) genannt werden.
Positiv: 1 GB Daten außerhalb der EU
Überraschend gut ist die Option, 1 GB pro Monat außerhalb der EU nutzen zu können - ohne Aufpreis! Ein Blick in die Preisliste verrät, dass sogar das als "teuer" verrufene Urlaubsziel Kuba mit inklusive ist, während der afrikanische Staat Namibia (ehemals Südwestafrika) hier nicht aufgeführt wird. Dort scheint jede Art von Datenbetrieb "nicht möglich" zu sein. Sind die 1 GB überschritten, wird die Datenübertragung solange gestoppt, bis ein neuer Monat anfängt oder der Kunde eine gesonderte Datenoption dazu bucht.
Ein Fazit
Die Mehrheit der für diesen Tarif in Frage kommenden Kunden werden von diesem Tarif-Angebot auf jeden Fall profitieren. Wer allerdings regelmäßig internationale Kontakte pflegen möchte, sollte sich (wieder) mit dem Thema Call-by-Call auseinandersetzen und sich vorher über kostenmäßige Alternativen zu den Original-Telekom-Preisen informieren. Bei Anrufen in telefon-technisch gut ausgestattete Länder sollten diese preiswerteren Alternativen gut nutzbar sein. Bei Verbindungen zu "exotischen" Zielen könnten verschiedene Call-by-Call-Anbieter zwar einen Preis nennen, dorthin aber keine Verbindung herstellen. Eine andere Option wären OTT-Angebote wie Skype, Telegram, Facebook oder vielleicht auch freie SIP-Anbieter.
Wer gar keine Absicht hat, zu teuren ausländischen Zielen anzurufen, sollte in seinem Telefonie-Center Konto (www.telekom.de/telefoniecenter) die Verbindungen zu den Vorwahlen 0011-0019, 002-009 (außer 003 und 004) von vornherein sperren, um unschöne Überraschungen zu vermeiden.