Unentschieden

o2: René Schuster überrascht von Protest gegen Telekom-Drossel

Manager hält Drossel für "gewagt", will Beispiel aber nicht folgen
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Rene Schuster überrascht von Protest gegen Telekom-Drossel o2: René Schuster überrascht von Protest gegen Telekom-Drossel
Bild: o2
René Schuster, der Deutschland-Chef von Telefónica, zeigt sich überrascht von den heftigen Reaktionen auf die Drosselungs-Pläne der Telekom. Gleichwohl will die deutsche Marke o2 die weitere Entwicklung erst einmal abwarten. Die Pläne der Telekom hält er für "gewagt".

Aus den Äußerungen des deutschen Telefónica-Chefs, die er in einem Interview mit dem Handelsblatt macht, ist nicht klar ersichtlich, ob er den Schritt der Telekom, ab 2016 DSL-Anschlüsse zu drosseln, ablehnt oder insgeheim bewundert. Es handele sich zwar um einen "gewagten Schritt" der Telekom, der Druck in der Öffentlichkeit sei jetzt jedoch sehr groß. Obwohl Schuster seine Überraschung über die Reaktionen kaum verbergen kann, weiß er nicht so richtig, ob der dem Mitbewerber Erfolg bei seinem Vorstoß wünschen soll oder nicht.

Schuster schwankt zwischen Ablehnung und heimlicher Bewunderung

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Schuster bekräftigt, dass es aktuell keine Pläne gebe, bei den eigenen Festnetzprodukten eine Drosselung einzuführen. Er hält es aber für möglich, dass Anbieter "in vielen Ländern" überlegen, ob sie dem Beispiel der Telekom folgen sollen. o2 werde die weitere Entwicklung und Vorgehensweise abwarten.

Als nächstes spricht der Telefónica-Chef die Vermarktung von Smartphone-Tarifen an. Gerade die jüngere Kundschaft würde viel mehr Wert auf die Datennutzung legen, die Nutzung von Telefonie- und SMS-Diensten hätte nicht mehr denselben Stellenwert wie noch vor ein paar Jahren. Der Erfolg dieser Strategie äußert sich momentan zwar in einer steigenden Kundenzahl und in einem wachsenden Datenvolumen, das Handelsblatt weist aber darauf hin, dass Umsatz und operativer Gewinn dennoch sinken. René Schuster geht davon aus, dass es noch einige Monate dauern wird, bis die im März neu eingeführten Tarife auch einen monetären Erfolg bringen. Die neue Struktur sei noch erklärungsbedürftig und o2 müsse noch mehr Werbung für die Tarife machen.

Die aktuelle Situation bezeichnet Schuster als "Phase der Transformation": Weil die Umsätze aus den klassischen Sprach- und SMS-Diensten sinken, müssten die Umsätze vermehrt aus dem Geschäft mit Datendiensten kommen. Der Telefónica-Chef sieht durchaus eine Bereitschaft bei den Kunden, für Qualität und Geschwindigkeit mehr zu bezahlen. Und zum wiederholten Mal macht er die Folgen der Regulierung mit sinkenden Roaming- und Terminierungsentgelten für die gegenwärtigen Bilanzen verantwortlich.

Den Abstand zu den - wie Schuster sagt - "Premiumanbietern" Telekom und Vodafone sei übrigens gar nicht mehr so groß. Deswegen hat der Manager auch keine Angst davor, dass Vodafone wie angekündigt auf Kosten von E-Plus und o2 wachsen wolle. Der Abstand zu den beiden Branchengrößen betrage nicht mehr 100 Meter, sondern nur noch zehn Meter.

In einer weiteren Meldung haben wir bereits erläutert, welche Chancen Schuster im selben Interview für eine Fusion von o2 mit E-Plus sieht.

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