Warnung

Roland Koch spricht sich gegen neues VDSL-Monopol aus

Der ehemalige hessische Ministerpräsident warnt in der Süddeutschen Zeitung davor, der Telekom ein neues Monopol zu ermöglichen. Der Preis wäre zu hoch. Deutschland sollte lieber auf Wettbewerb und Glasfaserleitungen setzen.
Von Thorsten Neuhetzki

Roland Koch (Archivbild) Roland Koch (Archivbild)
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Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) spricht sich deutlich gegen ein neues Monopol der Deutschen Telekom aus und kritisiert den Entscheidungsentwurf der Bundesnetzagentur in vielen Punkten. Öffentlich gemacht hat der ehemalige Politiker seine Gedanken heute in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ). Zu beachten gilt, dass Koch nicht mehr in der Politik, sondern in der Wirtschaft tätig ist - unter anderem im Aufsichtsrat des Telekom-Mitbewerbers Vodafone.

Den Zugang zur Infrastruktur des ehemaligen Staatskonzerns bezeichnete Koch in seinem Aufsatz als essenziell für einen funktionierenden Wettbewerb. Die Wettbewerber hätten in den vergangenen Jahren frischen Wind in den Markt gebracht, sowohl was die Preise als auch die Innovationen angeht. Jetzt aber besteht in seinen Augen mit dem VDSL-Vectoring-Antrag der Telekom die reale Gefahr, dass ein Angriff auf den Wettbewerb Erfolg haben könnte. Die Telekom will einen exklusiven Ausbau des Nahbereiches der Vermittlungsstellen, sprich die Wettbewerber sollen zwar noch eine Vorleistung einkaufen können, jedoch keine eigene VDSL-Infrastruktur mehr bauen.

Wettbewerber können besseren und schnelleren Ausbau stemmen

Roland Koch (Archivbild) Roland Koch (Archivbild)
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Eine Notwendigkeit für diese Maßnahme sieht Koch nicht: "Eine gemeinsame Anstrengung aller Wettbewerber würde das Ziel ebenso erreichbar machen", ist er überzeugt. Und weiter würden sie "sogar sehr viel schneller sehr viel mehr zukunftsfeste Kabeltechnologien überall ermöglichen".

Koch sieht aber auch die Gründe der Politiker, so zu handeln, wie sie es derzeit tun: Es sei vor einem Jahrzehnt durchaus attraktiv gewesen, dem Bürger höhere Preise für Telekommunikation und die dafür notwendige Infrastruktur abzunehmen, weil die öffentlichen Haushalte das Geld nicht bereitstellen konnten. Bisher hätten die Politiker - und so auch er selbst zu Zeiten von Telekom-Chef René Obermann - der Versuchung widerstanden, der Telekom ein Monopol zu gewähren.

Sollte die Politik an ihren derzeitigen Plänen festhalten, so sei der Preis dafür "die Abkopplung Deutschlands vom Wettbewerb um weltweit beste und schnellste Technik zu vernünftigen Preisen durch Wettbewerb", so Koch abschließend. Dieser Preis sei unvertretbar hoch.

Podcast zu VDSL Vectoring

In unserem Podcast "Strippenzieher und Tarifdschungel" haben wir uns mit der aktuellen Entwicklung zu VDSL Vectoring auseinandergesetzt. Hier können Sie direkt in die Folge reinhören oder sie als MP3 herunterladen:

Vecto­ring-Entschei­dung und Router­zwan­gende

In unserem regulatorischen Ausblick auf das Jahr 2016 lesen Sie zudem weitere Gedankenansätze zu Regulierungsfragen und deren Folgen.

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