unsicher

Online-Bezahlverfahren bieten keinen kompletten Schutz

So ist es um die Sicherheit von Online-Bezahlsystemen bestellt
Von Daniela Eckstein

Liebend gern nutzen die Konsumenten das Web zum Shopping, wie die neueste Statistik des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (bvh) zeigt: So erreichte die Zahl der deutschen Internet-Käufer 2009 einen neuen Rekord und stieg auf 32,5 Millionen. Schätzungen zufolge machten alleine deutsche Privatpersonen 2009 dabei einen Umsatz von 700 Milliarden Euro. Allerdings: Aus Sicherheitsgründen verzichten immer noch 27 Prozent der Internetnutzer auf Online-Shopping, ergab eine Befragung im Auftrag des Branchenverbands Bitkom. Neben den Totalverweigerern ist auch die noch beachtliche Zahl von Abbrüchen während des Bestellvorgangs ein Problem. Nach Erfahrung des Handels überlegen es sich Kunden dann anders, wenn das von ihnen bevorzugte Bezahlverfahren nicht angeboten wird. Wir zeigen in diesem Artikel, wie es um die Sicherheit von Online-Bezahlsystemen bestellt ist.

Risiko Phishing

Statistik: Kriminalität im Netz Kriminalität im Netz
Grafik: BITKOM/Forsa
Horrormeldungen über Betrug und Datenklau beim Onlinehandel machen die Runde: Mit immer professionelleren Methoden gehen Gauner im Internet vor, warnten vor Kurzem das Bundeskriminalamt (BKA) und Bitkom gemeinsam. Die Betrüger agieren mit Schadprogrammen und spähen Zugangsdaten aus, sogenanntes Phishing. Davon sind zunehmend auch Kunden-Passwörter für Internet-Shops und Online-Auktionshäuser betroffen. In der Praxis läuft das zum Beispiel so, beschreibt das BKA: "Ausgespähte Zugangsdaten zu Internet-Auktionshäusern werden verwendet, um angebliche Auktionen zu starten und Kunden um ihr Geld zu prellen".

Wie ausgebufft die Kriminellen sind, zeigt sich nicht zuletzt beim Online-Banking: Dort war Phishing im Jahr 2008 etwas zurückgegangen, nachdem die meisten Banken das sicherere iTan-Verfahren eingeführt hatten. Doch auch diese Hürde konnten die Hacker überwinden: 2009 stiegt die Zahl der Betrügereien wieder an - um mehr als 50 Prozent auf rund 2 900 Fälle. Geschätzte Schadenssumme in nur einem Jahr: 11 Millionen Euro. Skandale um Kreditkarten, wie im Herbst 2009, als die Banken Millionen der Plastikkarten austauschen mussten, verunsichern die Kunden weiter.

Hinzu kommt: Nicht jeder virtuelle Shop ist vertrauenswürdig. "Die Zahl unseriöser Online-Händler und entsprechende Beschwerden der Verbraucher bei uns nehmen ständig zu", mahnt etwa Bettina Dittrich, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. Bei nur kleinstem Verdacht, dass etwas mit der Lieferung schief gehen könnte, und bei unbekannten Anbietern, rät sie von Vorkasse ab. Vor allem vor Händlern wird gewarnt, die als einziges Zahlungssystem Vorkasse anbieten. Das spreche nicht für deren Vertrauenswürdigkeit.

Anbieter von Bezahlverfahren geben sich selbst gute Noten

Die Internetwirtschaft gibt sich alle Mühe, die noch zurückhaltenden Surfer mit Tipps für einen sicheren Online-Einkauf zu versorgen. Besonders nahe legen sie den Kunden Online-Bezahlverfahren, die extra für das Internet kreiert wurden und sowohl Kunden als auch den Händlern ein hohes Maß an Sicherheit bieten sollen, da hier eine neutrale Partei in den Zahlungsprozess eingeschaltet sei. Sowohl der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) als auch die vom Bundesinnenministerium geförderte Aktion Sicher-im-Netz und Online-sicher-zahlen verweisen darauf, dass Paypal, ClickandBuy & Co besonders "vertrauenswürdig" seien und vor Betrug schützen. Sicher-im-Netz allerdings wird von einigen Anbietern solcher Bezahlverfahren mitfinanziert - die Empfehlung überrascht also nicht.

Laut der gerade veröffentlichten Studie "IZH5" des Kölner Instituts für Handelsforschung ECC, sind die am häufigsten von Shops angebotenen, neuen Bezahlverfahren der E-Bay-Ableger Paypal (53 Prozent der Shops), das von der Münchener Payment Network AG betriebene Angebot Sofortüberweisung.de (28 Prozent), Giropay (Bezahldienst von Postbank, Sparkassen und Genossenschaftsbanken, 12 Prozent) und ClickandBuy, eine Beteiligung der Deutschen Telekom (7 Prozent). Da die Anzahl der Bezahlsysteme schnell wächst und die neue EU-Zahlungsdiensterichtlinie neue Bezahlverfahren auch ohne Banklizenz zulässt, drängen weitere Internet-Konzerne mit ähnlichen Angeboten auf den Markt: So hat Amazon sein System PayPhrase vorgestellt, Google ist in den USA und Großbritannien mit Checkout [Link entfernt] vertreten.

Mehr Komfort - neue Probleme

Doch bringen diese Verfahren wirklich zusätzliche Sicherheit? Experten wie der Frankfurter Professor Malte Krüger weisen darauf hin, dass der besondere Nutzen von Paypal und Co. im zusätzlichen Komfort liegt. So wäre der Kauf von Zeitungsartikeln via Internet ohne Paymentsysteme wie ClickandBuy, über die auch Kleinstbeträge abgerechnet werden können, kaum möglich. Durch Paypal können sich auch Privatleute über Ländergrenzen hinweg unkompliziert Geld überweisen. Und die Verknüpfung von Online-Kauf und Online-Banking wie bei Giropay und Sofortüberweisung.de nimmt dem Kunden ab, die Bezahldaten noch einmal abtippen zu müssen.

"Am ehesten schaffen die Bezahlverfahren Vorteile beim Datenschutz, weil die Nutzer ihre Kontoverbindungen nicht unbekannten Händlern übermitteln müssen", sagt Krüger. Paypal und ClickandBuy, wo sich die Nutzer anmelden und in der Regel ihre Kontodaten einmal übertragen müssen, geben diese Informationen an die Händler nicht weiter.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, wie es im Konfliktfall mit dem Rechtsanspruch auf Rückzahlung gegenüber Bezahldiensten aussieht.

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