Themenspezial Fußball 90elf-Nachfolger

Sport1.fm über DAB+: Vorerst keine bundesweiten Kapazitäten

Neuer Sportsender will zum Start dennoch im Digitalradio vertreten sein
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Sport1.fm Sport1.fm:
Bislang keine freien Kapazitäten im Digitalradio
Screenshot: teltarif.de
Seit gut zwei Wochen ist das neue Fußball­radio Sport1.fm im sozialen Netzwerk Facebook vertreten [Link entfernt] . Doch nicht der Sport interessiert die Mehrheit der Follower, auch Programm, Moderatoren und Sendungen sind eher nebensächlich.

Dafür stellen die Fußball­fans immer wieder eine Frage: Wird es den neuen Sportsender auch im Digital­radio DAB+ geben? Wie berichtet, weisen weder die Presse­mitteilung noch der aktuelle Webauftritt von Sport1.fm auf die zusätzliche Empfangs­möglichkeit hin.

Sport1-Sprecher Robert Hettich erklärt gegenüber teltarif.de die aktuelle Situation: "Derzeit sind keine freien Frequenzen auf dem nationalen Multiplex vorhanden. Wie bei der Pressekonferenz bekannt gegeben, streben wir aber auch eine Verbreitung über DAB+ an. Mehr können wir aktuell dazu aber nicht sagen". Weiter heißt es, Sport1 wolle alles unternehmen, um pünktlich zum Sendestart am 19. Juli auch im terrestrischen Digitalradio vertreten zu sein.

Last Minute-Abkommen mit Regiocast Digital?

Sport1.fm Sport1.fm:
Bislang keine freien Kapazitäten im Digitalradio
Screenshot: teltarif.de
Zünglein an der Waage könnte das Leipziger Unternehmen Regiocast Digital, der Betreiber des inzwischen eingestellten Vorgängers 90elf, sein. Brancheninsider können sich eine Lösung wie beim mobilen Fernsehen vorstellen: Nachdem die Deutsche Telekom die Übertragungs­rechte an der Bundesliga verloren hatte und ihr eigenes Angebot "Liga total!" einstellen musste, einigte man sich dennoch auf eine technische Kooperation mit dem Rechtenachfolger Sky.

Ähnliches wäre auch bei Regiocast denkbar: Die Leipziger würden in einem solchen Fall das Sport1.fm-Programm im Rahmen eines Programm­zulieferungs­vertrags über DAB+ verbreiten und könnten den Münchner Konkurrenten auch das technische Bandbreiten­management anbieten, um bis zu fünf Bundesligapartien gleichzeitig live zu übertragen. Es wäre prinzipiell für beide Unternehmen eine Win-Win-Situation: Sport1.fm könnte die technische Reichweite erhöhen, Regiocast könnte mit dem DAB+-Sendeplatz weiter Geld verdienen. Außerdem bliebe Fußball das große Zugpferd im bundesweiten Multiplex und würde weiter den Geräteverkauf ankurbeln. Davon würden auch die anderen Sender indirekt profitieren, denn mit jedem zusätzlich verkauften Radiogerät steigt auch deren potenzielle Reichweite.

Knackpunkt: Regiocast hat vor kurzem angekündigt, die ehemaligen 90elf-Kapazitäten mit "attraktiven neuen Inhalten" selbst bespielen zu wollen. Ein Statement zur aktuellen Situation hat uns das Leipziger Unternehmen erst für kommende Woche zugesagt.

Nur geringe Chancen auf neu geschaffenen Sendeplatz

Es gebe noch weitere Möglichkeiten, um Sport1.fm im "Bundesmuxx" unterzubringen. Wenn alle Programmanbieter "enger zusammenrücken", sprich Kapazitäten (Capacity Units - CUs) abtreten, könnte noch Platz für das neue Sportradio geschaffen werden. Allerdings würde diese Lösung zu Lasten der technischen Übertragungs­qualität gehen, wenn auch nur marginal und für das menschliche Ohr kaum wahrnehmbar.

Während beispielsweise in der Schweiz 64 kBit/s die Regel bei der Verbreitung von Programmen via DAB+ ist, strahlen die meisten deutschen Veranstalter die Programme mit 72 kBit/s aus. Für wortlastige Programme würden selbst 40 kBit/s ausreichen. Es ist dennoch mehr als fraglich, ob die Programmanbieter freiwillig auf ihnen zugeordnete CUs verzichten - außerdem müssten die Medienanstalten einen neu geschaffenen Sendeplatz erst einmal ausschreiben.

Sendeplatz von Lounge FM wird wohl nicht frei

Ebenso wenig realistisch ist, dass Sport1.fm den Sendeplatz von Lounge FM einnehmen könnte. Die Betreiber­gesellschaft des Entspannungsradios befindet sich zwar aktuell in Insolvenz, das Verfahren läuft jedoch, und an einer Sanierung des Senders wird laut Insolvenz­verwalter gearbeitet.

Als letzte Alternative bliebe nur eine Verbreitung in landesweiten und regionalen Multiplexen. Es wäre ein unattraktiver Flickenteppich, da aktuell nicht in allen Bundesländern DAB-Kapazitäten zur Verfügung stehen oder aus medienpolitischen Gründen nicht bereitgestellt werden können. So wäre etwa eine Verbreitung in Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit den meisten Bundesliga­vereinen und Fans, vorerst nicht möglich.

Sport1.fm erwirbt weitere Fußballrechte

Während die Übertragung über DAB+ noch völlig offen ist, kann Sport1 auf anderem Gebiet einen Erfolg vermelden. Neben den Spielen der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga kann der neue Sportsender auch den DFB-Pokal, den Supercup, die WM-Qualifikations­spiele der deutschen Elf sowie Freundschaftsspiele ausstrahlen. "Wir haben hierfür die Rechte erworben", bestätigt Sprecher Robert Hettich.

Generell wird das neue Sportradio mehr bieten als 90elf: Neben der Übertragung anderer Sportarten wie Basketball und Handball will der Sender bei den Fußball­übertragungen je zwei Kommentatoren ins Stadion oder die Sprecher­kabinen schicken - für die Einzelspiele und die Konferenz. Auch eine moderierte Morgensendung ist geplant. Ein Musikformat, das die Sportüber­tragungen abrundet, soll im Bereich 80er/90er-Jahre angesiedelt sein.

Neuer Sender kommt auch auf das Windows Phone

Sport1.fm weist darauf hin, dass es neben den Apps für Android und Apple auch eine Möglichkeit für Windows Phone-Besitzer geben wird. Einen Stream wolle der Veranstalter extra für Windows Phone-Nutzer auf dem Webbrowser des Sportradios einrichten.

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