Auto

Stau-Automatik: Bordcomputer soll Auto durch den Stau steuern

Computer soll Helferrolle übernehmen und Unfälle reduzieren
Von dpa / Hans-Georg Kluge

In einem Stau können die computergestützten Autos komplett die Kontrolle über Lenkrad, Gaspedal und Bremse übernehmen. Bei Audi wertet die "Adaptive Cruise Control mit Stop & Go-Funktion" die Daten von beinahe 30 Steuergeräten aus, um das gesamte Umfeld des Fahrzeugs zu analysieren. Diese Sensoren kommen auch bei der Einpark-Hilfe zum Einsatz, bei der das Auto selbst das Kurbeln am Lenkrad übernimmt. Soll das Auto in eine besonders enge Lücke eingeparkt werden, kann der Fahrer vor dem Einparken bequem aus dem Auto aussteigen und es per Funkschlüssel oder Smartphone anweisen, selbstständig einzuparken. Audi will diese neue Version des "pilotierten Fahrens" mit dem nächsten A8 einführen, der 2015 erwartet wird.

Die Ingolstädter sprechen bewusst nicht von "selbstfahrenden Autos" oder "autonomem Fahren", sondern wählen mit dem Begriff des "pilotierten Fahrens" eine Metapher aus der Luftfahrt. In bestimmten Fahrsituationen, in Staus oder beim Einfahren, könne die Maschine das Steuer übernehmen. "Die Verantwortung bleibt aber beim Piloten", sagte Audi-Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer auf der CES. "Und wenn ich Spaß haben will, fahre ich selbst."

Ricky Hudi, Leiter Entwicklung Elektrik/Elektronik bei Audi ergänzt: "Im zähfließenden Verkehr bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h wird der Fahrer innerhalb gewisser Grenzen beim Lenken unterstützt". Mit Hilfe des pilotieren Fahrens würden zukünftig auch Ein- und Ausparkvorgänge - wie beispielsweise in enge Parklücken am Straßenrand, in Garagen oder sogar in Parkhäusern - selbstständig vom Fahrzeug übernommen, ohne dass der Fahrer im Auto sitzen muss.

Audi darf computergesteurtes Auto auf Nevadas Straßen bringen

Audi darf als erster Autohersteller computergesteuerte Fahrzeuge auf die Straßen von Nevada bringen. Allerdings müssen in den Wagen auch Fahrer mit einem gültigen Führerschein sitzen, die bei Bedarf steuernd eingreifen können. Vor Audi vergab der US-Staat solche Lizenzen bereits an Google und den Zulieferer Continental.

"Das pilotierte Fahren ist noch in diesem Jahrzehnt technisch realisierbar", sagte Audi-Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer. Er erwarte, dass computergesteuerte Autos zuerst in Japan betrieben werden, wo der Verkehr in den Großstädten von Stausituationen und der Suche nach einem Parkplatz geprägt sei. Hudi und Dürheimer betonten, schon heute seien bestimmte Aspekte des "pilotierten Fahrens" bei Audi möglich. Audi arbeitet seit Jahren an autonom fahrenden Autos. Beim Bergrennen "Pikes Peak International Hill Climb" 2010 erklomm ein Audi TTS in ununterbrochener Fahrt den 4301 Meter hohen Gipfel. Die knapp 20 Kilometer lange Strecke mit 156 Kehren wurde dabei in 27 Minuten ohne einen menschlichen Eingriff in die Steuerung absolviert. Audi arbeitete dabei mit dem Electronics Research Lab von Volkswagen im kalifornischen Silicon Valley und der Stanford University zusammen. VW und Stanford hatten zuvor mit dem Forschungsfahrzeug Stanley die DARPA Grand Challenge 2005 gewonnen, wo verschiedene selbstfahrende Fahrzeuge gegeneinander angetreten waren.

Auch Google-Gründer unterstützen selbstfahrende Autos

Bosch ist nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer bei den Ultraschall-Sensoren, die derzeit vor allem für Einpark-Hilfen eingesetzt werden, um die Entfernung zu anderen Fahrzeugen und Hindernissen zu messen.

Die Vision eines autonom fahrenden Fahrzeugs wird in der Öffentlichkeit vor allem von den Google-Gründern Sergey Brin und Larry Page vorangetrieben. In den USA sind computergesteuerte Autos von Google bereits rund eine halbe Million Kilometer unfallfrei auf öffentlichen Straßen gefahren. Google stützt sich bei dem Projekt vor allem auf die Forschungsergebnisse des deutschstämmigen Wissenschaftlers Sebastian Thrun. Unter seiner Leitung gewann ein Team der Stanford University im Jahr 2005 mit dem Fahrzeug "Stanley" auf Basis eines Volkswagen Touareg die DARPA Grand Challenge. Das ist ein von der Technologieabteilung Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des US-Verteidigungsministeriums geförderter Wettbewerb für unbemannte Landfahrzeuge.

In Deutschland forschen an verschiedenen Universitäten Wissenschaftler am Konzept eines autonomen Fahrzeugs, etwa an der TU Braunschweig und der Freien Universität in Berlin.

Weitere Meldungen zur CES

Mehr zum Thema Lifestyle