Umfrage: Streaming verliert erstmals, TV stärkstes Medium
Der zuletzt noch nahezu ungebremste Aufwärtstrend für Streaming scheint zum ersten Mal gestoppt. Das geht aus den Dynamiken der Bewegtbildnutzung der Deutschen hervor. Zum sechsten Mal in Folge liefert die Studie "Screens in Motion" von TV Spielfilm Plus aus dem Burda-Verlag in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut GfK entsprechende Ergebnisse.
Sehdauer sinkt auf Vor-Corona-Niveau
Insgesamt geht die Sehdauer im Vergleich zum Vorjahr über alle Plattformen (TV, Streaming Abo, Pay TV, Mediatheken, Videoportale, Social Media) um acht Minuten zurück und liegt wieder exakt auf Vor-Corona-Niveau von 2019. Die 30-49-Jährigen haben mit vier Stunden die geringste Gesamt-Sehdauer. Jüngere und die Zielgruppe 50+ schauen jeweils rund eine halbe Stunde mehr pro Tag.
Erstmals geht die Streaming-Nutzung in Deutschland zurück
Bild: picture alliance/dpa
Für 2023 ermittelt die unabhängige Umfrage erstmals seit Erhebungsstart einen leichten Rückgang bei der Streaming-Abo-Nutzung, von 58 Prozent im Vorjahr auf aktuell 56 Prozent (mindestens einmal pro Monat). Allerdings verliert auch die Nutzung von klassischem TV weiter leicht (minus 3 Prozent), bleibt aber mit 80 Prozent weiterhin mit Abstand Spitzenreiter.
Big Screen ist meistgenutztes Device
Der Big Screen bleibt mit 90 Prozent meistgenutztes Device für Bewegtbild-Content vor Smartphone (75 Prozent), Laptop/Computer (62 Prozent) und Tablet (39 Prozent). Auf dem Big Screen wird auch am meisten geschaut, zwei Drittel der Sehdauer entfällt auf das TV-Gerät – auch bei den bis 29-Jährigen mit einem Anteil von knapp 50 Prozent.
Höhere Streaming-Nutzung bei Frauen als bei Männern
In der Betrachtung über die letzten fünf Jahre sind auch geschlechterspezifische Trends in der Nutzung zu beobachten: So schauen Frauen häufiger mehrere Folgen einer Serie am Stück (48 Prozent Binge-Watching) als Männer (38 Prozent). Damit einher geht auch, dass Frauen bei der Streaming-Abo-Nutzung Männer überholt haben; seit 2019 plus 10 Prozent-Punkte auf 58 Prozent, Männer plus 3 Prozent-Punkte auf 54 Prozent. Auch der Second Screen wird von Frauen deutlich häufiger parallel genutzt (64 Prozent Frauen, 53 Prozent Männer).
Bewegtbildnutzung nach Altersgruppen
Die Bewegtbildnutzung der jüngeren Zielgruppe (14-29 Jahre) diversifiziert weiter. Zwei Drittel nutzen klassisches TV mindestens monatlich, ein erneuter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent. Die Streaming-Abo-Nutzung ist mit 72 Prozent weiterhin hoch, stagniert aber. Hingegen steigt in dieser Zielgruppe die Nutzung von privaten Mediatheken (plus 5 Prozent) und Pay-TV (plus 4 Prozent) auf je 31 Prozent. Zusätzlich haben Video-Plattformen mit 55 Prozent Nutzern und Bewegtbildangebote über Social Media-Plattformen mit 51 Prozent hohe Relevanz in dieser Zielgruppe.
Weiterhin nutzen 92 Prozent der Zielgruppe 50+ klassisches TV stabil zum Vorjahr. Damit erreiche TV in dieser Zielgruppe mit Abstand den höchsten Nutzeranteil. Auf geringerem Niveau und im Vergleich zum Vorjahr stabil mit 40 Prozent gewinnt das Streaming-Abo in dieser Zielgruppe mit einem Plus von 19 Prozent-Punkten seit 2019 die höchste Zuwachsrate. Dennoch haben die öffentlich-rechtlichen Mediatheken in dieser Zielgruppe mit 56 Prozent Nutzern weiterhin höhere Relevanz als Streaming-Abos.
Zur Methodik
Für die online-repräsentative Studie "Screens in Motion 2023" hat die GfK im Auftrag von TV Spielfilm Plus 2002 Personen ab 14 Jahren zwischen dem 7. und 17. März 2023 befragt, quotiert nach Alter, Geschlecht und Region.
Vor allem auf den privaten Sendergruppen lastet derzeit ein enormer Konsolidierungsdruck. Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, ob die nationale Fernsehbranche noch eine Zukunft hat.