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Telekom: "Rosinenpicker"-Vorwürfe sind absurd (Update)

Die Deutsche Telekom weist Vorwürfe der Rosinen­pickerei von sich und bezeichnet sie als absurd. Über­schnei­dungen beim Netzausbau ließen sich nicht vermeiden. Doch die Wettbe­werber legen mit neuen Vorwürfen nach - jetzt geht es um vermeintliche Vertriebs­methoden.
Von Thorsten Neuhetzki

Telekom: Wir betreiben keine Rosinenpickerei Telekom: Wir betreiben keine Rosinenpickerei
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
In einer Handelsblatt-Vorabmeldung wunderte sich der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann gestern Abend laut über die Ausbau­praxis der Telekom. Wie berichtet, hält er es für "verwunderlich, wenn Unternehmen einerseits die hohen Kosten des Breitband­ausbaus im ländlichen Raum beklagen, andererseits aber offenbar genug Geld dafür vorhanden ist, punktuell gerade dort einen parallelen Breitbandausbau zu finanzieren". Gegenüber teltarif.de weist die Telekom alle Vorwürfe der Bundesnetzagentur, aber auch der Mitbewerber und der Politik als "absurd" zurück. Die Wettbewerber legen unterdessen nach.

Die Breitbandversorgung Pfalz (BBV Pfalz) wirft der Deutschen Telekom in einem offenen Brief vor, über Vertriebsmitarbeiter (wörtlich: "Drückerkolonnen") im Ausbaugebiet Römerberg Unwahrheiten über die BBV Pfalz zu verbreiten. Die BBV behalte sich rechtliche Schritte wegen Rufschädigung vor, heißt es in dem Brief an Telekom-Vorstandsvorsitzenden Timotheus Höttges. Demnach wird von den Telekom-Vertretern vor Ort behauptet, die BBV Pfalz sei insolvent und die beworbenen Geschwindigkeiten würden im Glasfasernetz des Anbieters nicht erreicht. Zudem erwecken die "Mitarbeiter der Drückerkolonne" den Eindruck, die Telekom habe die BBV Pfalz übernommen. Alle Behauptungen weist die BBV von sich. Das Unternehmen ruft die Telekom dazu auf, zu einem "fairen Miteinander zurückzukehren" und denn Wettbewerb über die erbrachten Dienste in der Breitbandversorgung zu gestalten.

Telekom: Wir betreiben keine Rosinenpickerei Telekom: Wir betreiben keine Rosinenpickerei
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Im Handelsblatt-Artikel hatten sich auch die Stadtwerke Bamberg zu aus ihrer Sicht "zweifelhaften Vertriebsaktivitäten" geäußert. Und ein anderes, namentlich nicht genanntes, Stadtwerk beschwert sich über die aktive Vertragsverlängerung von zwei Jahren durch die Telekom kurz bevor der Alternativanbieter mit dem Ausbau des eigenen Netzes beginnen will. Das dürfte unter anderem auf die All-IP-Migration und die neue Vertragslaufzeit von zwei Jahren zurückgehen.

Telekom-Stellungnahme: "Vorwurf des Rosinenpickens ist absurd"

Auf Anfrage von teltarif.de hieß es seitens der Deutschen Telekom: "Der Vorwurf des Rosinenpickens ist absurd." Philipp Blank, Sprecher der Telekom in Regulierungsfragen, gab gegenüber unserer Redaktion zu bedenken, dass die Telekom zugesagt habe, bis 2016 65 Prozent der Haushalte mit "superschnellen Internetanschlüssen" zu versorgen. "Das schließt punktuelle Vorhaben ('Rosinenpicken') per se aus." Natürlich könne es beim Netzausbau zu Überschneidungen kommen – "aber gerade dadurch zeichnet sich Wettbewerb ja aus". Die Telekom stehe für fairen Wettbewerb – was sie auch von anderen Marktteilnehmern erwartet. Abschließend hieß es von der Telekom: "Was den Ausbau in ländlichen Gebieten betrifft: Da engagiert sich kein Unternehmen so stark wie die Telekom. Wir haben allein 5 500 Kooperationen mit Kommunen in ländlichen Gebieten vereinbart."

Update 15:15 Uhr: BBV-Vorwürfe werden geprüft

Zu den Vorwürfen der Breitbandversorgung Pfalz sagte ein Telekom-Sprecher gegenüber unserer Redaktion, man werde die Vorwürfe der BBV prüfen und nehme diese ernst. Sollte sich bei der Überprüfung der Vorwürfe herausstellen, dass diese den Tatsachen entsprechen, werde man gegen das Beauftragte Marketingunternehmen entsprechende Schritte - unter Umständen auch disziplinarische Maßnahmen - einleiten. Es sei nicht im Sinne der Telekom, dass in ihrem Namen Unwahrheiten verbreitet werden. Derartige Marketing-Aktionen werden in der Regel durch externe Firmen durchgeführt, die mit der Telekom einen entsprechenden Vertrag haben. Die Mitarbeiter würden dieses den Kunden durch die Formulierung "im Auftrag der Telekom" kenntlich machen.

Bei den gestern bekanntgewordenen Vorwürfen ging es vor allem um den doppelten Netzausbau und den überraschenden Ausbau durch die Telekom in Regionen, in denen sie bislang kein Ausbau-Interesse hatte.

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