T-Mobile USA: Traumhafte Zahlen
Der Herr mit den längeren Haaren und der T-Lederjacke ist der CEO von T-Mobile USA.
Foto: T-Mobile USA
Die Stadt "Bellevue" (auf deutsch "schöne Aussicht") liegt im Bundesstaat Washington, der mit der amerikanischen Hauptstadt nur den Namen gemein hat. Schöne Aussichten liefert die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns: Sie hat ihren Gewinn zu Jahresbeginn wieder einmal kräftig gesteigert und überraschend viele neue Kunden hinzugewonnen.
Unglaubliches Wachstum
Der Herr mit den längeren Haaren und der T-Lederjacke ist der CEO von T-Mobile USA.
Foto: T-Mobile USA
Nach Abzug von Kündigungen kamen im ersten Quartal unterm Strich 656.000 neue Telefonverträge unter der eigener Marke dazu, wie T-Mobile USA gestern Abend (Ortszeit) nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit wurden die Erwartungen der Finanzanalysten klar übertroffen.
Den Umsatz steigerte T-Mobile USA im Jahresvergleich um sechs Prozent auf etwa umgerechnet 10 Milliarden Euro. Unterm Strich verbuchte das Unternehmen einen Rekordgewinn von 908 Millionen Dollar (815 Mio Euro), ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei Anlegern kamen die Zahlen gut an, der Aktienkurs drehte sich nachbörslich ins Plus.
Was wird aus der Fusion mit Sprint?
T-Mobile USA hat derzeit jedoch andere Probleme: Die Nummer drei im US-Mobilfunkmarkt möchte mit dem Rivalen Sprint fusionieren, trifft aber laut US-Medien auf Widerstand der Kartellwächter. Die befürchten durch die Fusion steigende Preise und möglicherweise auch den Verlust von Arbeitsplätzen. Telekom/T-Mobile argumentiert, dass damit Kräfte frei würden, um die Mobilfunk-Versorgung und den Kundenservice in dem riesigen Land dramatisch verbessern zu können.
T-Mobile USA Vorstandschef John Legere bekräftigte bei Vorlage des Quartalsberichts, dass der Zusammenschluss "ein Gewinn für die Verbraucher" wäre. 2014 war die Fusion schon einmal an wettbewerbsrechtlichen Bedenken gescheitert. Damals wollte der US-Telekommunikations-Dinosaurier AT&T die T-Mobile USA übernehmen. Der damalige Telekom Chef René Obermann hatte aber einen schlauen Vertrag ausgehandelt, der ihm aufgrund des Fehlschlags die kostenfreie Nutzung von wichtigen Mobilfunk-Frequenzen und eine Entschädigungszahlung vorgesehen hatte. Obermann hatte auch den charismatischen T-Mobile-USA-Chef John Legere an Bord geholt, der das Unternehmen im Stile des "No-Frill-Pioniers Simyo" seit Jahren überaus erfolgreich führt und die Branche vor sich her treibt. T-Mobile USA ist auch ein Versuchslabor für Trends und Tendenzen bei der Mutter Telekom. Und: Die monatlichen Ausgaben eines T-Mobile-US Kunden (ARPU) liegen weit über den in Deutschland üblichen Kundenumsätzen. Laut statista.com sind es in den USA etwa 42 Euro (Postpaid) oder 34 Euro im Monat bei Prepaid. Der ARPU bei der Telekom Deutschland lag 2016 bei etwa 14 Euro und dürfte inzwischen kaum höher liegen.
T-Mobile startet Bank-Konto mit Debit-Mastercard
T-Mobile USA bietet seinen Kunden eine kostenlose Mastercard (Debitcard) mit bis zu 4 Prozent Zinsen aufs Konto. In Deutschland wurde das T-Mobile Wallet eingestampft.
Foto: T-Mobile USA
Früh hatte die Mutter Telekom Deutschland den Bezahldienstleister Click and Buy gekauft und darüber kontaktloses mobiles Bezahlen per Debitkarte und NFC-SIM eingeführt. Doch dann wurde das Projekt beerdigt: "Nicht unser Kerngeschäft". Das war wohl ein Fehler. T-Mobile US hat nämlich letzte Woche "T-Mobile MONEY" neu eingeführt, eine Mastercard-Debitkarte, um das mobile Banking besser zu machen. Dabei hilft ihnen eine darauf spezialisierte Bank im Hintergrund.
Der "Un-carrier", wie sich T-Mobile USA selbst bezeichnet, startet die Funktion landesweit ("nationwide") ohne Gebühren, aber mit bis zu 4 Prozent Verzinsung (bei Guthaben bis zu 3000 US-Dollar - danach gibts noch ein Prozent) und dem Schwerpunkt auf "Mobile-first".
Genüßlich rechnet T-Mobile vor, dass die Amerikaner vorletztes Jahr kapp 30 Milliarden Euro für Überziehungszinsen ausgegeben hätten, dazu seien noch allerlei andere Gebühren gekommen. Und an Zinsen bekommen die Amerikaner wie hierzulande nahezu 0 Prozent Zinsen. T-Mobile MONEY wolle das Spiel ändern. Traditionelle Banken seien nicht "mobile-first" ausgerichtet und garantiert auch nicht "customer-first". Kommt uns das nicht irgendwo bekannt vor?