Befragt

teltarif-Interview: Vodafone-Privatkundenchef Frank Rosenberger

Der Manager über die LTE-Tarife und das Spannungsfeld zwischen Neu- und Bestandskunden
Von Marc Kessler

Vodafone hat - wie berichtet - auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin gestern seine Tarife für die Nutzung des mobilen Internets per LTE vorgestellt. Diese ermöglichen - je nach gewähltem Tarif - ein bestimmtes Kontingent an ungedrosseltem Datenvolumen, die maximale Geschwindigkeit schwankt je nach Tarifmodell zwischen 7,2 und 50 MBit/s. Daneben hat das Düsseldorfer Unternehmen auch sein IPTV-Produkt Vodafone TV offiziell vorgestellt.

teltarif.de hatte die Gelegenheit, ein Interview mit Vodafone-Privatkundenchef Frank Rosenberger zu führen und ihn über die neuen Vodafone-Produkte und die künftige Strategie des Unternehmens zu befragen.

Rosenberger: Normalnutzer sollen nicht die Kosten von Extremnutzern zahlen

Frank Rosenberger teltarif.de im Gespräch mit
Vodafone-Privatkunden-Geschäftsführer
Frank Rosenberger...
Foto: Vodafone
Von besonderem Interesse waren dabei natürlich die neuen "LTE-Zuhause-Tarife" des Netzbetreibers. Ist die vorgestellte Volumenbegrenzung (je nach Tarif haben Kunden 10, 15 oder 30 GB ungedrosseltes Inklusiv-Volumen) tatsächlich notwendig - und zeitgemäß?

"Unsere Grundtarifstruktur ist eine Flatrate-Struktur", verteidigt Frank Rosenberger zunächst die neuen Tarife. Nach Erreichen der jeweiligen Drosselungsgrenze wird die Geschwindigkeit in den LTE-Tarifen auf einfache UMTS-Geschwindigkeit (384 kBit/s) begrenzt. "Bandbreite ist eine knappe Ressource", sagt der Vodafone-Geschäftsführer, "und wir haben einzelne Kunden, die exorbitanten Traffic in Anspruch nehmen". Die neue Tarifstruktur solle helfen, "dass sich der Normalnutzer nicht an den Kosten der Extremnutzer beteiligen" müssten. Von den bei Vodafone angebotenen Daten-Flatrates wisse man, dass diejenigen Kunden, die die dortige 5-GB-Drosselungsgrenze erreichen, "absolute Einzelfälle" seien.

Pressesprecher Thorsten Höpken ergänzt: "Wir gehen davon aus, dass dieses Angebot den Kunden in der Masse ausreicht." Und für "Hardcore-User" gelte: "Wir lassen Tarifwechsel nach oben immer zu." (lacht)

"Das Netz ist für alle das Gleiche"

Thorsten Höpken ...und Vodafone-Pressesprecher Thorsten Höpken
Foto: VodafoneFoto: Vodafone
In diesem Zusammenhang wollten wir von Frank Rosenberger auch wissen, ob es im Vodafone-Netz künftig eine Priorisierung der Daten geben wird. Bereits jetzt unterscheidet das Unternehmen verschiedene Speedklassen und bietet die punktuell verfügbare, maximale HSDPA-Geschwindigkeit von 14,4 MBit/s inklusive 10-GB-Drossel nur in einer separaten (Business-) Daten-Flatrate sowie dem teuersten SuperFlat-Internet-Allnet-Tarif an. Auch in den neuen LTE-Tarifen muss für eine höhere Geschwindigkeit mehr bezahlt werden. Doch werden Kunden höherwertiger Tarife künftig auch im Netz bevorzugt?

"Nein", sagt Rosenberger hier deutlich. "Das Netz ist für alle das Gleiche." Innerhalb des Netzes, das Rosenberger gerne mit einer Autobahn vergleicht, könne der Kunde aber zwischen verschiedenen Produkten frei wählen - so wie im realen Leben zwischen verschiedenen PKW-Modellen. "Wenn die Autobahn frei ist, kann der Porsche mit voller Geschwindigkeit fahren", ergänzt Pressesprecher Höpken das Bild. Allerdings räumt Höpken ein, dass der Porsche - bei Vodafone künftig beispielsweise der höchste LTE-Tarif - in der Rushhour genau wie alle anderen auch im Stau stehen könne.

Werden Neukunden bei Vodafone bevorzugt?

Zuletzt konfrontierten wir den Vodafone-Privatkundenchef noch mit der aktuell immer lauter werdenden Kritik von Vodafone-(Mobilfunk-)Bestandskunden, die sich darüber beklagen, dass vor allem Neukunden mit immer neuen - teilweise regionalen - Aktionen umworben werden, während Bestandskunden - auch bei Vertragsverlängerung - meist vom Wechsel in solche Aktionstarife ausgenommen sind.

Rosenberger dazu: "Solche Kritik nehm' ich schon persönlich. Der Bestand ist mir genauso wichtig - wenn nicht sogar wichtiger - als Neukunden." Der Vodafone-Manager zeigt sich davon überzeugt, dass Kunden des Unternehmens, die mit derartigen Wünschen einen Vodafone-Shop besuchen oder die Hotline kontaktieren, ein attraktives Angebot unterbreitet werde. "Dann gibt es eine gute Lösung", so Rosenberger.

Thorsten Höpken verweist zudem darauf, dass man mit Aktionsangeboten und regionalen Testvermarktungen letztlich ja auch das eigene Tarifangebot weiterentwickle und sich so auch feste neue Tarife ergeben würden. "Irgendwann profitieren auch unsere Bestandskunden davon", sagt Höpken. "Wir testen unser künftiges Tarifportfolio eben aus."

Weitere Artikel zu LTE

Weitere Interviews

Weitere Artikel zur IFA 2010