Rückblick

Seit 20 Jahren: Mit Call by Call und Preselection billiger telefonieren

Mit der vollständigen Liberalisierung des Tele­kommuni­kations­marktes starteten vor 20 Jahren Call by Call und Preselection. Wir blicken auf die damals revolutionären Dienste zurück.
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Neben seriösen Call-by-Call-Anbietern, die rechtzeitig vorab über Tarifänderungen informierten, gab es immer wieder auch schwarze Schafe, die entweder recht kurzfristig oder auch mehrmals am Tag ihre Tarife änderten. Offenbar hatten die Anbieter herausgefunden, dass es Senioren und andere Verbraucher gibt, die sich eine Call-by-Call-Tarifübersicht auf Papier ausdrucken, neben das Telefon legen und dort dann oft wochenlang sorglos ohne weitere Kontrolle nutzen.

Call-by-Call-Telefonate werden nach wie vor über die Telekom-Rechnung abgerechnet Call-by-Call-Telefonate werden nach wie vor über die Telekom-Rechnung abgerechnet
Bild: teltarif.de
Hatte sich dann einmal eine Call-by-Call-Vorwahl zu einem bestimmten Ziel als "Schnäppchen" im Gedächtnis der Kunden eingeprägt, erhöhte manch ein Betreiber gerade für diese Nummer die Preise drastisch. Und das manchmal auch zu bestimmten Gelegenheiten, in denen traditionell viel ins Ausland telefoniert wird, beispielsweise an Weihnachten, zum Jahreswechsel oder in der Reisezeit. Auch in technischer Hinsicht gab es manchmal Probleme, wenn nach der Vorwahl einer Call-by-Call-Nummer wegen Überlastung des Anbieters das Besetztzeichen ertönte oder der Verbindungsaufbau fehlschlug.

Da die Tarifansage für eine bessere Transparenz erst 14 Jahre nach dem Start von Call by Call kam, mussten unabhängige Vergleichs- und Informations-Dienste wie beispielsweise teltarif.de in die Bresche springen, Tarife sammeln und die Verbraucher transparent und unabhängig informieren. Geschah dies in der Anfangszeit überwiegend durch das Web-Angebot und den teltarif.de-Newsletter, wurde später der Call-by-Call-Tarifvergleich die wichtigste Anlaufstelle. Dieser ist nicht nur im Internet abrufbar, auch regionale Tageszeitungen veröffentlichen Auszüge daraus. Ganz Hartgesottene können den Tarifvergleich sogar noch per Videotext am Fernseher abrufen.

Abnehmende Bedeutung von Call by Call

Wichtig zu wissen ist, dass die Deutsche Telekom auch heute noch dazu verpflichtet ist, Call by Call anzubieten, auch wenn sie manchmal etwas anderes behauptet. Übereifrige Kundendienst-Mitarbeiter an der Hotline oder in den Telekom-Shops nutzen manchmal die Umstellung des Telekom-Netzes auf All-IP dazu, den Kunden einen Bären aufzubinden und zu behaupten, Call by Call ginge nach der IP-Umstellung nicht mehr.

Das ist allerdings weder technisch noch regulatorisch korrekt, sondern dient offenbar eher dazu, dass die Telekom ihre Zusatzoptionen für Auslandstelefonate und Anrufe in Mobilfunknetze besser verkaufen kann. Die Telekom ist unabhängig von der Anschlusstechnik weiterhin dazu verpflichtet, Call by Call anzubieten - und wenn es nach dem Umstieg auf All-IP nicht mehr funktioniert, sollten Telekom-Kunden sich umgehend darüber beschweren. Der tatsächlich einzige Fall, in dem die Telekom Call by Call nicht mehr anbieten muss (und auch gar nicht kann) tritt dann ein, wenn die Telekom Anschlüsse bei ihren Mitbewerbern anmietet.

Dank bezahlbarer Flatrates für Telefonate in alle deutschen Netze benötigen viele Kunden heutzutage Call by Call nicht mehr, manche haben sogar ihren Festnetzanschluss ganz abgeschafft. Wichtig bleibt Call by Call weiterhin für Kunden, die regelmäßig auf einem Festnetz- oder Mobilfunkanschluss im Ausland anrufen - wenngleich hier in den vergangenen Jahren auch Gratis-VoIP-Dienste wie Skype, Hangouts, WhatsApp Call und andere an Bedeutung gewonnen haben.

Am 1. Januar 1998 startete allerdings nicht nur Call by Call, sondern auch Preselection. Auf der folgenden Seite erläutern wir, welche Vorteile diese heutzutage fast vergessene Technik hat(te).

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