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Kurztest Alcatel 3L: Kein VoLTE, kein NFC - dafür günstig

Den Hersteller TCL kennen ältere Leser noch von preis­werten Alcatel-Handys oder vom BlackBerry KeyOne, Key2 oder Key2LE. Das Alcatel 3L kann nicht durch­ge­hend begeis­tern.
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Beim Namen Alcatel denkt man zunächst an Frank­reich. Wer sich in der TK-Szene schon länger auskennt, erin­nert sich viel­leicht noch an SEL-Alcatel, den ersten alter­na­tiven Technik-Liefe­ranten der Deut­schen Bundes­post-Telekom, nach dem dama­ligen Haus- und Hof-Liefe­ranten Siemens, z.B. an das ISDN-System 12.

Alcatel 3L (2020)

In der Handy­szene waren Alcatel-Handys in der GSM-Boom- und Drang­phase populär, weil sie günstig zu bekommen waren und als robust und zuver­lässig galten. Smarten Komfort gab es damals noch nicht. Der Voll­stän­dig­keit halber: Der Elek­tronik-Konzern Alcatel fusio­nierte mit der ameri­ka­ni­schen Lucent zu Alcatel-Lucent, die wurden von Nokia gekauft. Zuvor hatte Nokia schon den Mobil­funk-Netz­werk-Teil von Siemens über­nommen. Auf dem Alcatel 3L (5029D) läuft Android 10, um einige Alcatel-eigene-Apps ergänzt. Auf dem Alcatel 3L (5029D) läuft Android 10, um einige Alcatel-eigene-Apps ergänzt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Alcatel von TCL

Alcatel reichte seine Marken­rechte für Handys schon vor Jahren an das chine­si­sche Unter­nehmen TCL weiter. Bei TCL baut man seit Jahren fleißig Handys, von der großen Kunden­menge aber kaum bemerkt. Fans erin­nern sich mit Wehmut, dass BlackBerry dem Unter­nehmen TCL das Marken­recht für BlackBerry Smart­phones erteilt hatte. Von BlackBerry gehär­tetes Android in den Modellen wie "Motion", "KeyOne" und "Key2" und schließ­lich "Key2LE" wird von Fans geschätzt, die eine echte Tastatur am Smart­phone haben wollen. Doch zwischen TCL und BlackBerry kam es zum Bruch, genaue Details wurden nie veröf­fent­licht und TCL versucht sich wieder unter eigenem Namen, teil­weise weiter unter der Marke Alcatel, mit dem Unter­titel "Enjoy Now". Auf dem Alcatel 3L (5029D) läuft Android 10, um einige Alcatel-eigene-Apps ergänzt. Auf dem Alcatel 3L (5029D) läuft Android 10, um einige Alcatel-eigene-Apps ergänzt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Ziel­gruppe: Low Budget

Das Modell Alcatel 3L (2020) könnte man als Einsteiger-Telefon bezeichnen oder für eine kosten­be­wusste Ziel­gruppe, für die ein Smart­phone maximal eine drei­stel­lige Summe im unteren Bereich kosten darf, und zwar auf einen Schlag. Kompli­zierte Lauf­zeit- oder Kredit­ver­träge mit teuren Handys schließt man hier lieber nicht ab.

Zum Preis von etwa 150 Euro bekommt man das Alcatel 3L (interner Hersteller-Code 5029D) im Fach­handel oder direkt online. Mit den Maßen von etwa 159 x 75 x 8,5 mm und einem Gewicht von 165 Gramm bietet das Gerät einen 6,2-Zoll-(15,8 cm)-Bild­schirm, der nur 720 x 1520 Pixel auflöst, was aber für den Einsteiger und den nur gele­gent­li­chen Nutzer durchaus reicht.

Das Display hat ein Seiten­ver­hältnis von 19:9, einen kapa­zi­tiven Bild­schirm mit fünf Berüh­rungs­punkten und einer kleinen Notch oben mittig für die Selfie-Kamera, die 8 MP mit einer Blende f/2.0 auflöst. Die rück­sei­tige Kamera wird vom Hersteller mit "48 MP" ange­geben. Sie hat wohl real eher 12 MP mit einer Blende f/1,8 und 4,71 mm Brenn­weite und verfügt über eine Makro-Optik, die wirk­lich beein­dru­ckend "nahe" kommen lässt und dennoch noch scharfe Aufnahmen erlaubt.

Ein Handy nur für mich?

Auf dem Alcatel 3L (5029D) läuft Android 10, um einige Alcatel-eigene-Apps ergänzt. Auf dem Alcatel 3L (5029D) läuft Android 10, um einige Alcatel-eigene-Apps ergänzt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Als einzelner Android-User auf dem Handy kommt man damit gut zurecht, einen zweiten Nutzer anzu­legen könnte zum Geduld­spiel werden. Nicht zu aufwen­dige Spiele lassen sich mit dem 3L durchaus spielen, das Display wirkt natür­lich lange nicht so bril­lant wie "State of the Art Geräte", und wenn es draußen zu hell wird, sieht man auf dem Display auch nicht sonder­lich viel.

Batterie 4000 mAh, Kinder­modus, VoLTE und Fazit

Die Batterie gibt Alcatel/TCL mit 4000 mAh an, man kann durchaus durch den Tag kommen. Für Tele­fo­nierer werden 20 Stunden (4G/VoLTE) oder 34 Stunden (2G) ange­geben, das könnte aber eher bei unmit­tel­barem Aufent­halt neben der Sende­sta­tionen hinhauen. Als Standby sollen 461 bis 596 Stunden möglich sein, das wären rech­ne­risch 24 Tage. Wir halten das für etwas über­op­ti­mis­tisch. Aufge­laden wird über eine Micro-USB-Buchse, Lade­kabel und Stecker­netz­teil liegen dem Gerät bei. Nach 2,5 Stunden soll der Akku bereits wieder voll sein. Wer über Nacht lädt, bekommt davon weniger mit. Enjoy.now ist das Motto der aktuellen Alcatel Smartphones Enjoy.now ist das Motto der aktuellen Alcatel Smartphones
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Betriebs­system und Basis-Apps

Als Betriebs­system ist das neueste Google Android 10 ab Werk aufge­spielt, und während des Tests traf ein Sicher­heits-Patch-Update mit dem Stand vom 5. Mai 2020 ein. Alcatel lässt das Android weit­ge­hend original und packt nur wenige eigene Apps dazu, die man aber durch die "Original Google-Android-Programme" (z.B. Datei-Manager, Kalender, Kontakte, Rechner, Sprach­re­korder) austau­schen kann. Zum Radio­hören (FM UKW mit RDS) wird das Kopf­hö­r­er­kabel (im Liefer­um­fang) als Antenne verwendet.

Für die Entsper­rung des Gerätes kann der Finger­ab­druck auf der Gerä­te­rück­seite verwendet werden, auch eine Gesichts­er­ken­nung ist möglich, Android warnt aber davor, dass die Sicher­heit dieser Erken­nungs­me­thode strengen Anfor­de­rungen nicht genügt.

Wer in Deutsch­land mit dem Handy einkaufen gehen möchte, sollte wissen: NFC beherrscht das Alcatel 3L nicht. Hier müssten QR-Code basierte Verfahren verwendet werden (z.B. Payback Pay).

Kinder­modus möglich

Ein Alcatel-eigener Kinder­modus erlaubt es, bis zu drei Kinder­konten zu erstellen. Diese sind durch eine vier­stel­lige Geheim­zahl vor der "Außen­welt" geschützt. Der Kinder­modus wird dann unter den Einga­be­hilfen akti­viert. Aus bereits vorher schon instal­lierten Anwen­dungen können dann die Apps ausge­wählt werden, die auch die Kinder nutzen dürfen. Um den Kinder­modus wieder zu verlassen, ist das erwähnte Pass­wort notwendig. Ob das Ganze Sinn macht und wie lange es dauert, bis die Kids den Code heraus­ge­funden haben, sei dahin­ge­stellt.

Dual-SIM oder mehr Spei­cher?

Das Alcatel 3L hat einen "hybriden" Dual-SIM-Schacht, d.h. man muss sich entscheiden, ob man zwei SIM-Karten (in Größe Nano-SIM) oder eine SIM-Karte und eine microSD-Spei­cher­karte betreiben möchte.

Ab Werk sind 4 GB RAM und 64 GB ROM einge­baut. Wem das nicht reicht, kann eine microSD-Karte nach­rüsten, das Gerät soll bis zu 128 GB mit FAT32 forma­tiert unter­stützen, sagt der Hersteller.

Unter der Haube

Unter der Haube sorgt die Grafik­ein­heit IMG GE8320 mit 650 MHz für das Bild, und der SoC (System on a Chip) MT6762V/WB (64 Bit) von MediaTek für Funk-Betrieb in 2G, 3G und 4G-Netzen. Der Cortex A-53 ARM-Prozessor hat 8 Kerne, von denen vier zwischen 900 MHz bis 2 GHz und vier mit 400 MHz bis 1,5 GHz Takt laufen.

Was ist mit VoLTE?

Der Hersteller beteuert, dass sein Gerät VoLTE unter­stützen würde. Alleine mit vorher dafür erfolg­reich nutz­baren SIM-Karten in den Netzen von Telekom oder o2 funk­tio­nierte das bei uns im Alcatel 3L nicht. Voda­fone konnten wir mangels örtli­cher LTE-Versor­gung (seit langem im Bau oder geplant) nicht testen.

Auch das "geheime" Radio-Menü *#*#4636*#*# bestä­tigte uns, dass beim Alcatel 3L das IMS (Internet-Messa­ging Subsystem) nicht akti­viert sei. Wenn Sie nun diesen Code über die Tele­fon­tas­tatur eingeben, passiert ... nichts. Man kann ihn aber z.B. über das Einstel­lungs­menü des nütz­li­chen Programmes Netmo­nitor von Vitaly V (Android Radio Menü) errei­chen, sofern man sich für tech­ni­sche Details inter­es­siert. Ein Schnappschuss, fotografiert mit dem Alcatel 3L. Dafür ist die Kamera gut geeignet. Ein Schnappschuss, fotografiert mit dem Alcatel 3L. Dafür ist die Kamera gut geeignet.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Ein kurzes subjek­tives Fazit:

Wenn der eigene Etat begrenzt ist oder ein erster Einstieg in die Smart­phone-Welt ansteht ("Kinder­modus"), könnte das Alcatel 3L viel­leicht in Betracht kommen. Man sollte es aber vorher ruhig mit anderen Ange­boten verglei­chen.

TCL hätte besser einen neuen BlackBerry ("Key3") vorlegen sollen oder - sofern der Marken­geber BlackBerry wirk­lich nicht mehr "gewollt" hätte, wäre ein Tastatur-Handy unter eigener Marke TCL oder meinet­wegen auch unter "Alcatel" eine gute Idee gewesen.

Ansonsten tummeln sich im Einstei­ger­seg­ment viel zu viele Hersteller und Marken, als dass man hier noch punkten könnte.

Die Tatsache, dass beim Alcatel 3L VoLTE nicht funk­tio­niert ist ein dicker Minus­punkt. Kurz vor dem Ende von 3G im deut­schen Mobil­funk ist ein 4G-Gerät ohne zuver­läs­sige VoLTE-Unter­stüt­zung nicht mehr zeit­gemäß.

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