Funkruf unverzichtbar

Paging alarmiert effizienter als geplanter Behördenfunk

Experten treffen sich beim dritten nationalen Pagingkongress
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Das Dauerbrenner-Thema digitaler Behördenfunk war ein Schwerpunkt des dritten nationalen Pagingkongresses [Link entfernt] , der Anfang der Woche in Berlin stattfand. Das Ergebnis des Experten-Austausches kurz zusammengefasst: Die knappen öffentlichen Kassen werden aller Voraussicht nach nur für ein lückenhaftes neues digitales Behördenfunknetz reichen. Eine zuverlässige Alarmierung ist damit nach Ansicht von rund 180 Teilnehmern und Referenten von Feuerwehren, Rettungsdiensten, der Polizei sowie den Anbietern für technische Lösungen nicht möglich. Sie halten die 1956 erstmals am Londoner "St. Thomas's Hospital" eingesetzte Funkruf-Technik (englisch: Paging) nach wie vor für die schnellste und kostengünstigste Möglichkeit, wenn es im Falle eines Falles um eine sofortige und möglichst flächendeckende Alarmierung geht.

Die Experten nannten in Berlin nochmals die Vorteile der einseitigen Funkkommunikation: Schnelle Übertragungszeiten von weniger als 30 Sekunden und die stabile und nicht so leicht zu störende Netzwerkstruktur, die heute mit Satellitenversorgung und sich überlappenden Sendebereichen der einzelnen Sendestationen arbeitet. Dabei ist es im Gegensatz zum Handy unwichtig, wo sich der einzelne Empfänger genau befindet, solange er ausreichenden Empfang hat. Eine Überlastung einer Funkzelle gibt es nicht so leicht.

Seine Stärken spielt das Funkrufnetz dann aus, wenn - wie im Katastrophenfall zu erwarten - zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr viele Informationen übertragen werden müssen. Da der Informationsfluss nur in eine Richtung verläuft, sind Blockaden nicht so wahrscheinlich wie bei ständig wechselnden Zweiwege- oder Gruppenverbindungen. Einziger Nachteil: Der Meldeempfänger kann dem Absender keine Quittung zurücksenden. Erst wenn der Träger eines Empfängers irgendwie reagiert, ist gewährleistet, dass die Nachricht auch angekommen ist. Fehlersicherungsverfahren minimieren etwaige Übertragungsfehler auf der Funkstrecke.

Babylonisches Zuständigkeitsgewirr beim Behördenfunk

Einen Grund, warum in Deutschland die Pagingtechnik noch nicht flächendeckend von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) eingesetzt wird, sieht der Katastrophenforscher Dr. Wolf R. Dombrowsky von der Christian-Albrechts-Universität Kiel in dem Flickenteppich von Zuständigkeiten, den es hierzulande statt einer flächendeckend einheitlichen Einsatzkoordination gibt.

So sind zum Beispiel die jeweiligen Landkreise für die Einsatzleitstellen und ihre Funknetzversorgung selbst verantwortlich. Für die Anschaffung und den Betrieb der Meldeempfänger etwa bei der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr sind aber wiederum die Kommunen zuständig. Dazu kommt, dass jedes einzelne Bundesland eine eigene Hoheit über seine Behördenfunker hat. Bundesweit existieren allein 16 verschiedene Katastrophenschutznormen. Im Ernstfall müssen verschiedene Einsatzzentralen mit unterschiedlichen Techniken und Standards operieren, was ein einheitliches Krisenmanagement massiv erschwert.

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