Expertengespräch

Risiko bei Online-Banking bleibt

Und: Banken zahlen im Schadensfall immer seltener
Von Björn Brodersen

Die Virenschreiber im Internet verfolgen immer häufiger finanzielle Ziele. So ist es nicht verwunderlich, dass Sicherheitsexperten eine rasant wachsende Verbreitung von Programmen verzeichnen, die vertrauliche Bankdaten stehlen sollen. Diese Informationen, die oft ohne Wissen der Nutzer entwendet werden, wollen die Internet-Kriminellen danach für einen illegalen Zugang zum Online-Banking oder zu vertraulichen Daten gebrauchen. Während die auf diesem Weg betrogenen Bankkunden noch vor einiger Zeit auf die Kulanz ihres Kreditinstituts hoffen konnten, weigern sich inzwischen immer mehr Banken, den Schaden automatisch zu ersetzen. Stattdessen prüfen sie nun in den einzelnen Fällen, ob der Kunde grob fahrlässig gehandelt hat oder nicht. Das deutet darauf hin, dass es sich bei den Schadensersatzsummen beim Online-Banking nicht mehr um "Peanuts" handelt.

Leider haben sich weder die Banken, noch viele Kunden, die ihre Bankgeschäfte über das Internet abwickeln, dieser Problematik angenommen. "Appelle an den gesunden Menschenverstand reichen nicht mehr, stattdessen sind technische Maßnahmen der Banken für die eigene Umgebung sowie für die Kunden nötig", sagte Markus Müller von der secunet Security Networks AG in einer Expertendiskussion auf der Computermesse CeBIT. Statt einer reinen Portalsicherung fordert er eine gesamtheitliche Strategie. Daran müsse auch der Kunde mitwirken. "Es fehlt das Bewusstsein beim Kunden, dass Sicherheit nicht zum Nulltarif zu bekommen ist und auch unbequem sein kann", so Müller weiter.

Knapp acht Millionen Phishing-Mails pro Tag

Online-Banking bei der Postbank Wie wichtig wirkungsvollere Schutzmaßnahmen sind, zeigen aktuelle Zahlen des Software-Herstellers Symantec. "80 Prozent der aktuellen Schädlinge im Internet spähen inzwischen vertrauliche Daten aus", berichtete Olaf Lindner, Director Security Services. Gleichzeitig zähle das Unternehmen weltweit mittlerweile 7,92 Millionen Phishing-Mails pro Tag, mit denen die Kunden beispielsweise auf manipulierte Webseiten gelenkt werden sollen. Auf Kundenseite seien gleichzeitig geschätzte 30 bis 40 Prozent der PC-Systeme nicht ausreichend vor Bedrohungen aus dem Internet gesichert.

Trotz der Risiken wird Online-Banking immer beliebter: Laut dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) wickeln inzwischen rund 40 Prozent aller deutschen Bankkunden ihre Bankgeschäfte online ab. Das zieht auch die Cyber-Kriminellen an: "Waren es in der Vergangenheit vor allem britische, amerikanische und australische Banken, die in das Fadenkreuz der Internetbetrüger geraten sind, werden inzwischen auch deutsche Banken und Finanzdienstleister immer häufiger Ziel von Phishing-Attacken", bestätigte in Hannover auch Lindner.

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