Breitband

VDSL: Ein Phantom wird besichtigt

Vielversprechende Zukunftstechnologie oder Milliardengrab?
Von Marie-Anne Winter

Eine robuste breitbandige Internetanbindung wie VDSL sie bietet ist vor allem für die Nutzung von Internet-Fernsehen (IPTV) und anderen datenintensiven Anwendungen entscheidend. Wer allerdings abseits der großen Ballungsräume wohnt und sich darauf gefreut hatte, nun auch mit breitbandigen Diensten versorgt zu werden, hat sich zu früh gefreut: Zwar liegt der VDSL-Ausbau "voll im Plan", wie eine aktuelle Anfrage der Redaktion bei der Telekom ergab. Aktuell meldet die Telekom die Verlegung von 13 000 Kilometern Glasfaser zu den neuen Multifunktionsgehäusen, von denen mittlerweile 26 000 aufgestellt wurden.

Insgesamt soll die komplette neue Infrastruktur 18 000 Kilometer Glasfaserkabel und 74 000 neue Kabelverzweiger umfassen. Derzeit können in zehn Ballungsräumen bzw. zwölf Städten etwa 6 Millionen Haushalte mit den neuen Diensten versorgt werden. Ein flächendeckendes Triple-Play-Angebot ist damit noch lange nicht in Sicht.

Keine Bestätigung gab es übrigens für das Gerücht, dass die Telekom in den letzten Jahren buchstäblich am falschen Ende gespart haben soll: Aufgrund des hohen Kupferpreises soll die Telekom laut einem Insider-Bericht neue Telefonkabel überwiegend nur noch mit einer Litzendicke von 0,6 anstatt 0,8 Millimetern vergraben haben. Über diese dünneren Kabel sei ein störungsfreier VDSL-Betrieb kaum möglich hieß es. Auch hätten Labormessungen gezeigt, dass in einem Telefonkabel-Strang nur 40 bis 60 Prozent aller Teilnehmer VDSL parallel nutzen könnten.

Keine flächendenkende Versorgung

Innenleben eines VDSL-Multifunktionsschranks Wie auch immer: VDSL wird in absehbarer Zeit nur für einen Bruchteil der Haushalte im Lande verfügbar sein. Zwar meldete die Telekom Ende des Jahres 10 Millionen T-DSL-Anschlüsse - doch die meisten davon dürften erhebliche niedrige Bandbreiten aufweisen, mit denen man beispielsweise IPTV noch nicht nutzen kann - schon gar nicht in HD-Qualität. Dabei ist gerade das hochauflösende Fernsehen ein Werbeargument für VDSL: Zahlreiche Spartenkanäle sollen in bester Qualität zur Verfügung stehen - dazu braucht es schon eine gewisse Bandbreite.

Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr über 14 Millionen Haushalte mit DSL-Anschlüssen versorgt, Ende dieses Jahres werden 17,5 Millionen DSL-Anschlüsse erwartet. Angesichts von etwa 39,2 Millionen Haushalten, die es in Deutschland insgesamt gibt, sind wir auch bei herkömmlichem DSL noch weit von einer flächendeckenden Versorgung in Deutschland entfernt: Derzeit sollen 46 Prozent der Internet-Nutzer einen DSL-Zugang nutzen, über das TV-Kabel gehen nur 1,7 Prozent der Surfer ins Netz. Das bedeutet, dass sich - obwohl die auf dem Markt angebotenen Bandbreiten erheblich ansteigen - noch immer gut die Hälfte der Internet-Nutzer über einen Schmalband-Zugang ins Internet einwählen. Viele von ihnen haben auch keine andere Wahl, weil die Infrastruktur nicht mehr hergibt. Aber auch dort, wo bereits die neuen Multifunktionsgehäuse der Telekom stehen, warten interesssierte Kunden teilweise vergeblich auf einen VDSL-Anschluss - auch die Redaktion von teltarif.de.

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