Breitband

VDSL: Ein Phantom wird besichtigt

Vielversprechende Zukunftstechnologie oder Milliardengrab?
Von Marie-Anne Winter

Ein Phantom geht um in Deutschland - das Phantom VDSL. Alle reden davon, die EU-Kommission hat Deutschland sogar schon ein Verfahren deswegen angedroht. Aber wer nutzt den superschnellen Internet-Zugang tatsächlich?

Seit dem Start der ersten VDSL-Angebote im August vergangenen Jahres - bei dem ganze 43 Haushalte dabei gewesen sein sollen - ist schon einiges passiert. Immerhin sollen die Kundenzahlen für VDSL im Laufe dieses Jahres in den sechsstelligen Bereich vordringen. Aber ein begeistertes Millionen-Publikum, das sich für viel Geld die neuen Triple-Play-Angebote reinzieht, ist noch lange nicht in Sicht. Doch worum geht es bei VDSL eigentlich?

VDSL wird in der Regel im Zusammenhang mit dem eben schon erwähnten Begriff "Triple Play" genannt - gemeint ist das Angebot von Telekommunikations- und breitbandigen Internetdiensten sowie TV-Inhalten über einen einzigen Anbieter. Vorteil derartiger Angebote aus einer Hand sind, dass man einen einzigen Ansprechpartner hat und die jeweiligen Angebote besser aufeinander abgestimmt sind - ein weiteres Schlagwort in diesem Zusammenhang ist Konvergenz.

Alles auf einmal

Techniker beim Aufbau des VDSL-Netzes Mit Konvergenz wird ein Zusammenwachsen der verschiedenen Bereiche - in diesem also Festnetz- und Mobiltelefonie, Internetnutzung und das Fernsehen - bezeichnet. Konkret heißt das, dass man idealerweise mit einem einzigen Endgerät telefonieren, surfen und fernsehen kann oder umgekehrt, dass man beispielsweise wichtige Kontaktdaten nur an einer Stelle pflegen muss, diese dann aber auf verschiedenen Geräten parat hat oder dass der Fernseher einem mitteilt, wer gerade anruft. Dazu braucht man zwar nicht unbedingt VDSL, allerdings wird diese Breitbandtechnologie von der Telekom derzeit massiv vorangetrieben, so dass wir sie in diesem Übersichtsartikel noch einmal genauer ansehen wollen.

VDSL ist die Abkürzung für "Very high bitrate Digital Subscriber Line". Mit dieser neuen Technik-Generation wurde ein "Quantensprung" in Sachen Komfort und Leistungsfähigkeit angekündigt. Die neue VDSL2-Spezifikation ermöglicht theoretisch Bandbreiten bis zu 200 MBit/s. Wenn derzeit von VDSL die Rede ist, wird eigentlich VDSL2 gemeint, auch wenn die derzeit tatsächlich realisierten Datenraten mit 25 MBit/s bis 50 Mbit/s noch geringer ausfallen, als theoretisch möglich wären. VDSL benötigt ein Hybridnetz, das aus Glasfaserleitungen und Kupferkabeln besteht. Die Kabelverzweiger (KVZ) werden per Glasfaser an die Ortvermittlungsstellen angebunden. Die "letzte Meile" zum Endkunden ist weiterhin die bekannte Kupfer-Doppelader.

Hoher Datendurchsatz nur bei kurzer Leitung

Die DSL-Vermittlungsstellen (DSLAM) werden bei VDSL von den Ortsvermittlungsstellen in die KVZ verlagert und per Glasfaser gespeist. In den DSLAMs werden die Anschlüsse der Kunden gebündelt und der Datenverkehr an den IP-Backbone weitergegeben, in diesem Fall das frisch ausgebaute Glasfasernetz der Telekom. Die Leitungsstrecke des Kupferkabels zum Endkunden wird auf diese Weise verkürzt, wodurch die Datenraten erhöht werden können. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von FTTC "Fibre to the Curb" auf deutsch: "Glasfaser bis an den Bordstein".

Denn das prinzipielle Problem, dass sehr hohe Datenraten nur über eine kurze Leitungsstrecke erreicht werden können, besteht auch bei VDSL. Ist die Kuperleitung nur wenige hundert Meter lang, kann die Datenrate deutlich höher gefahren werden. Auch spielt die Qualität des Kupferkabels auf der letzen Meile eine wichtige Rolle. Bei einer guten Leitungsqualität können 50 MBit/s auch bei einer Leitungslänge von einigen hundert Metern erreicht werden, bei einer Länge von 1 000 Metern sinkt der Durchsatz allerdings auf etwa 25 MBit/s und somit auf ADSL2+-Niveau. Bei 1 500 Metern sinkt der Durchsatz wiederum um die Hälfte, also auf etwa 12 Mbit/s.

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