nachgerechnet

Die neuen Roaming-Tarife im Vergleich

Sind die Optionstarife der Netzbetreiber besser als die regulierten Preise?
Von Björn Brodersen

Die deutschen Netzbetreiber haben die Katze aus dem Sack gelassen und verraten, an welchem Stichtag sie die EU-konformen Roaming-Preise einführen und wie die neuen Konditionen aussehen werden. Im Vergleich zeigt sich, dass die vier Mobilfunkunternehmen ihre Standardtarife für Handy-Telefonate im Ausland gerade mal genau unter das vorgegebene Höchstmaß absenken. Zudem lassen sich einige mit der Umstellung der Anschlüsse ihrer Bestandskunden noch etliche Wochen Zeit, so dass die Preisanpassungen für viele Urlauber in diesen Sommerferien zu spät kommen.

Günstigere Preise für Handy-Telefonate im Ausland bieten teilweise die Netzbetreiber in ihren jetzt kräftig beworbenen speziellen Roaming-Optionstarifen. Doch nicht immer lohnt sich die Buchung eines solchen Auslandstarifs. Wir haben die Standard- und die Optionsangebote von T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 für Handy-Telefonate in anderen EU-Staaten miteinander verglichen und sagen Ihnen, mit welchem Angebot Sie am günstigsten im Urlaub fahren.

T-Mobile reagiert am schnellsten

Am schnellsten reagiert T-Mobile auf die neuen Vorgaben der EU: Zum 1. Juli stellt das Unternehmen alle Bestandskunden im Roaming-Tarif Weltweit auf die regulierten Preise um. Für eigene Anrufe aus anderen EU-Mitgliedsländern zahlen die Kunden der Telekom-Tochter dann 58 Cent pro Minute, dort entgegengenommene Anrufe kosten 28 Cent pro Minute. Neben den EU-Staaten gelten die Preise auch für Handy-Telefonate in Kroatien, nicht aber in anderen beliebten europäischen Urlaubsländern wie der Schweiz oder der Türkei. Wegen des frühen Umstellungsdatums profitieren natürlich auch Neukunden, die im Juli einen Vertrag bei T-Mobile abschließen, von denen neuen Konditionen.

Die Roaming-Alternative zu Weltweit für Handy-Gespräche im europäischen Ausland heißt Relax Holiday: Für einen einmaligen Buchungspreis von 10 Euro erwirbt der Kunde für den Zeitraum von vier Wochen 30 Inklusivminuten für Telefonate in den meisten EU-Staaten (nicht Rumänien und Bulgarien) und Kroatien. Nach Ablauf der Inklusivminuten fallen die Weltweit-Minutenpreise an.

Relax Holiday hat drei wesentliche Haken

Relax Holiday hat jedoch drei entschiedene Haken für die Kunden: Erstens reduzieren sich die Inklusivminuten auch durch eingehende Anrufe im Ausland. Wer also im Urlaub einen wichtigen und längeren Anruf aus der Firma erhält, hat im Zweifel nichts mehr von seinen Inklusivminuten. Der rechnerische Minutenpreis von 33 Cent eines halbstündigen Gesprächs liegt in einem solchen Fall sogar über der von der EU vorgegebenen Höchstgrenze von 28,56 Cent pro Minute für angenommene Handy-Anrufe im EU-Ausland. Zweitens kann der Optionstarif nur alle vier Wochen neu gebucht werden. Wer seine Inklusivminuten schon in den ersten Urlaubstagen aufbraucht, muss deshalb zwangsläufig für die verbleibenden Tage oder Wochen zu den teureren Weltweit-Preisen telefonieren. Und drittens können nur Relax- und Basix-Vertragskunden die Option bestellen, nicht aber Prepaid-Kunden.

Dennoch: Ein Laufzeitvertragskunde, der seinen Urlaub in einem anderen EU-Land oder in Kroatien verbringt und auf jeden Fall dort sein Handy für kurze Gespräche nach Hause nutzen wird, sollte diese Option als das kleinere Übel buchen. So sind zumindest die ersten Telefonate etwas günstiger als mit dem Weltweit-Tarif. Übrigens: Die Auslandsoption World Class von T-Mobile lohnt sich nur für einige wenige Auslandsziele.

Vodafone: ReiseVersprechen wird noch aufpoliert

Auch Vodafone stellt die Roaming-Preise für seine Kunden mit World-Tarif noch im Juli um, allerdings mit dem 29. Juli erst gegen Ende des Monats. Auch die Düsseldorfer bewegen sich dabei hart an der Grenze der Vorgaben aus Brüssel: Eigene Handy-Anrufe im EU-Ausland werden mit 58 Cent pro Minute berechnet, eingehende Verbindungen mit 28 Cent pro Minute. Vorteil Vodafone: Bei nicht angenommenen Anrufen in EU-Ländern, die auf die Mailbox umgeleitet werden, fallen für die Kunden zunächst keine Kosten an, erst beim Abhören der Mailbox.

Diese Regelung gilt auch für das grundgebühr- und mindestumsatzfreie ReiseVersprechen, den alternativen Roaming-Optionstarif, den Vodafone zum 18. Juli noch aufwertet: Das ReiseVersprechen gilt nicht nur für die anderen 26 EU-Länder sondern auch für die Schweiz, die Türkei, Albanien, Australien, Neuseeland, Ägypten und Japan, und zwar in allen dort vorhandenen Netzen und dann nicht nur in Vodafone-Partnernetzen – übrigens neuerdings auch für Datendienste. Wer den Roaming-Sondertarif gebucht hat, zahlt für einen Anruf aus einem anderen EU-Land denselben Minutenpreis wie für ein Telefonat in Deutschland plus 75 Cent pro Anruf. Eingehende Anrufe aufs Handy kosten in den 33 Ländern 75 Cent in der ersten Stunde plus 20 Cent pro Minute bei längerer Gesprächsdauer.

Im Vergleich mit der Relax-Holiday-Offerte von T-Mobile schneidet das ReiseVersprechen deutlich besser ab: keine zusätzliche Grundgebühr, keine Begrenzung bei den Gesprächsminuten und der Optionslaufzeit sowie ein größerer Geltungsbereich. Nur wer seinen Urlaub in Afrika, Asien oder Südamerika verbringt, zahlt mit dem ReiseVersprechen mehr für seine Handy-Telefonate als mit Relax Holiday. Hier berechnet Vodafone bis zu 4,61 Euro pro Minute für eigene Anrufe und bis zu 1,53 Euro für eingehende Verbindungen. Bei T-Mobile sind es 2,99 bzw. 1,49 Euro pro Minute.

Sehr kundenfreundlich: Prepaid-Kunden mit dem Tarif CallYa Comfort erhalten das ReiseVersprechen automatisch ohne vorherige Anmeldung.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"

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