Sparvorwahlen

Call by Call und Preselection bleiben: Reaktionen auf die BNetzA-Entscheidung

Die Bundes­netzagentur kam zu der Entscheidung, dass die Deutsche Telekom ihren Festnetz­kunden auch weiterhin Call by Call und Preselection anbieten muss. Der DVTM, der VATM sowie der Anbieter Tele2 begrüßen die Entscheidung der BNetzA, geben aber keine Entwarnung.
Von Rita Deutschbein

Call by Call und Preselection bleiben: Reaktionen auf die Entscheidung der BNetzA Call by Call und Preselection bleiben: Reaktionen auf die Entscheidung der BNetzA
Bild: teltarif.de
Vor einigen Monaten kam die Frage auf, wie es mit Call by Call und Preselection im Zuge der neuen Rahmen­bedingungen für die Regulierung der Festnetz-Endkunden­anschlüsse weitergehen soll. Vor zwei Tagen kam die Bundes­netz­agentur (BNetzA) in Abstimmung mit der EU-Kommission schließlich zu der Entscheidung, dass die Deutsche Telekom ihren Festnetz­kunden auch weiterhin Call by Call und Preselection anbieten muss. Der Deutsche Verband für Telekommunikation und Medien (DVTM) sowie der Tele­kommuni­kations­anbieter Tele2 und auch der VATM begrüßen die Entscheidung der BNetzA. Sie sehen in Call by Call und Preselection gerade für ältere Menschen und Haushalte in ländlichen Gebieten die einzige handhabbare Möglichkeit, Kosten zu sparen.

Erste Reaktionen des DVTM, VATM und von Tele2

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Die von der Bundes­netzagentur getroffene Entscheidung hat laut DVTM auch Einfluss auf die europäische Diskussion um die sogenannte EU-Märkte­empfehlung, welche Call by Call und Preselection abschaffen will. "Gerade auch die günstige Möglichkeit ins Ausland zu telefonieren ist bei ethnischen Zielgruppen und der zunehmenden auch vom Arbeitsmarkt geforderten Mobilität von Jugendlichen aus der EU von erheblicher Bedeutung", so DVTM-Vorstands­vorsitzender Renatus Zilles.

"Call by Call und Preselection gelten aus gutem Grunde seit jeher als Synonym für Wettbewerb und das Ende der TK-Monopol­strukturen", meint der VATM. Ohne die Betreiber(vor)auswahl könnten die Kosten für die Verbraucher und mittelständische Betriebe steigen. Die Sparvorwahlen sorgen gerade im ländlichen Bereich für Wettbewerb. Für große Bevölkerungsgruppen ist Call by Call - weil unkompliziert handhabbar und kostengünstig - überdurchschnittlich wichtig, betont der Verband. Wer zum Beispiel häufig Gespräche ins Ausland führen muss, ist mit Call by Call genauso gut beraten wie ältere Menschen oder Personen, die über ein vergleichsweise geringes Haushaltsbudget verfügen.

"Die einzig richtige Entscheidung" nennt Tele 2 den Beschluss der BNetzA. Laut einer TK-Marktanalyse des VATM telefonierten die Deutschen im vergangenen Jahr 2013 rund 25 Millionen Minuten täglich über Sparvorwahlen. Rund ein Drittel aller Auslandsgesprächsminuten wird nach einer Schätzung des WIK über Call by Call geführt. Die Deutsche Telekom ist im Moment der einzige Anbieter, der seinen Festnetz-Endkunden für Telefon­gespräche die Möglichkeit der "fallweisen oder dauerhaften Auswahl eines anderen Betreibers" anbieten muss. Wäre diese Verpflichtung weggefallen, wären auch Call by Call und Preselection aller Wahrschein­lichkeit nach nicht mehr möglich, so Oliver Rockstein, Geschäftsführer von Tele2.

Entscheidung sichert Call by Call für die nächsten zwei bis drei Jahre

Die Entscheidung der Bundes­netz­agentur gilt laut Tele2 für die nächsten zwei bis drei Jahre. Wie es danach weitergeht, sei noch offen, so das Unternehmen. Der allgemeine Trend in der europäischen Politik bewegt sich in Richtung De-Regulierung und Einschränkung des Wettbewerbs. Doch Rockstein ist vom Nutzen von Call by Call und Preselection überzeugt. "Auch in zwei bis drei Jahren, wenn die nächste Entscheidung der Bundesnetzagentur ansteht, werden Menschen Sparvorwahlen nutzen", so der Geschäftsführer. "Gibt es keine Regulierung in diesem Teilmarkt, steht Call by Call wieder vor dem Aus."

Die Tele2 versichert, sich auch weiterhin sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene für den Erhalt der Call-by-Call-Dienste einzusetzen. "Denn Call by Call ist sowohl für die Verbraucher als auch für den Wettbewerb in Deutschland sehr wichtig", betont Rockstein.

Ähnlich sieht es Gerd Kiparski, Vorstand des DVTM, und gibt gleichzeitig zu bedenken, dass sich immerhin noch 20 Millionen Nutzer in der EU auf diese einfach handhabbaren und verlässlichen Dienste verlassen, die nicht nur von Verbrauchern, sondern auch Unternehmern genutzt werden. Daher erwartet der DVTM, dass dieses deutliche Signal für den Erhalt von Call by Call und Preselection auch in der laufenden Beratung um die Empfehlung der EU-Kommission entsprechend gewürdigt wird. "Aufgrund der laufenden Überarbeitung der EU-Märkte­empfehlung und der Neuregulierung wichtiger Vorleistungs­produkte Mitte 2015 kann jedoch keineswegs Entwarnung gegeben werden", äußerte Kiparski. Die Regulierung der Märkte sei Voraussetzung eines nachhaltigen und infra­struktur­basierten Dienste­wettbewerbs, schließt der VATM ab.

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